Terminterpretation

Terminterpretation

Die Terminterpretation ist ein Begriff aus der mathematischen Logik, es handelt sich um eine spezielle Interpretation in der Prädikatenlogik erster Stufe.

Ist eine Menge Φ von Ausdrücken einer Sprache L_I^S gegeben, so soll eine von Φ abhängige Interpretation der Sprache konstruiert werden. Diese verwendet im Wesentlichen die Terme der Sprache. Eine Interpretation ist durch ihr Universum (nicht-leere Menge), durch eine Interpretation der Symbole in S und eine Variablenbelegung gegeben. Wir beginnen mit der Festlegung des Universums der Interpretation. Durch

t_1 \sim t_2 \quad \Leftrightarrow \quad \Phi \vdash t_1\equiv t_2

wird eine Äquivalenzrelation auf der Menge T aller Terme der Sprache definiert. Die Menge T / ∼ der Äquivalenzklassen wird mit T^\Phi\, bezeichnet, die Äquivalenzklasse eines Terms mit [t]_\Phi\,. Wir verwenden T^\Phi\, als Universum einer Interpretation {\mathcal T}^\Phi

Als nächstes sind die Interpretationen der Konstanten-, Funktions- und Relationssymbole anzugeben. Für ein Konstantensymbol c setze

c^{{\mathcal T}^\Phi}\quad := \quad [c]_\Phi \in T^\Phi.

Für ein n-stelliges Funktionssymbol f definiere

f^{{\mathcal T}^\Phi}: (T^\Phi)^n \rightarrow T^\Phi,\quad f^{{\mathcal T}^\Phi}([t_1]_\Phi,\ldots, [t_n]_\Phi) := [ft_1\ldots t_n]_\Phi

und für ein n-stelliges Relationssymbol R

R^{{\mathcal T}^\Phi}([t_1]_\Phi,\ldots,[t_n]_\Phi)\quad :\Leftrightarrow \quad \Phi \vdash Rt_1\ldots t_n.

Man kann zeigen, dass diese Festlegungen wohldefiniert sind. Schließlich ist noch eine Variablenbelegung βΦ anzugeben; man setzt einfach

\beta^\Phi(v_i) \,:=\, [v_i]_\Phi, wobei v_0, v_1, v_2, \ldots die Variablen seien.

Insgesamt ist dadurch die sogenannte Terminterpretation {\mathcal T}^\Phi = (T^\Phi, \beta^\Phi) definiert[1].

Obigen Definitionen sieht man sofort an, dass durch

T_k^\Phi := \{[t]_\Phi;\, t\in T, \mathrm{var}(t) \subset \{v_0,\ldots v_{k-1}\}\}

Unterstrukturen definiert sind, wobei var(t) für die Menge der im Term t vorkommenden Variablen steht und die Symbolmenge im Falle k = 0 wenigstens ein Konstantensymbol c enthalten muss, damit T_k^\Phi nicht leer ist[2]. Man erhält so weitere Interpretationen {\mathcal T}_k^\Phi = (T_k^\Phi, \beta_k^\Phi), wenn man als Belegung definiert:

\beta_k^\Phi(v_i)=\begin{cases} \,[ v_i ]_\Phi, & \mbox{wenn }  i < k \\ \,[v_0]_\Phi, & \mbox{wenn } i \ge k > 0 \\ \,[c]_\Phi, & \mbox{wenn } i \ge k = 0 \end{cases}

Terminterpretationen treten bei Herbrand-Strukturen und beim Satz von Henkin auf.

Einzelnachweise

  1. Heinz-Dieter Ebbinghaus, Jörg Flum, Wolfgang Thomas: Einführung in die mathematische Logik. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin/Oxford 1996, ISBN 3-8274-0130-5, insbesondere Kapitel V, § 1.
  2. Heinz-Dieter Ebbinghaus, Jörg Flum, Wolfgang Thomas: Einführung in die mathematische Logik. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg/Berlin/Oxford 1996, ISBN 3-8274-0130-5, insbesondere Kapitel XI, § 1.

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