Thrasyllos (Feldherr)

Thrasyllos (Feldherr)

Thrasyllos (auch Thrasylos, griechisch Θράσυλλος; * um 450 v. Chr.; † 406 v. Chr. in Athen) war ein attischer Stratege. Er kommandierte in mehreren Gefechten des Peloponnesischen Krieges Flotten oder einzelne Kontingente des Attischen Seebundes. Als Politiker stand er der Kriegspartei um Kleophon nahe und war zumindest zeitweise ein Gegner des Alkibiades. Nach der Schlacht bei den Arginusen wurde er von der Volksversammlung zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Der Geschichtsschreiber Thukydides erwähnt Thrasyllos erstmals als einfachen Hopliten der attischen Flotte in Samos, wo er nach dem oligarchischen Staatsstreich in Athen zum Strategen gewählt wurde. Gemeinsam mit seinen Kollegen Thrasybulos, Diomedon und Leon organisierte er den demokratischen Widerstand auf der Insel, durch dessen Druck wenig später auch in Athen die Rückkehr zur Demokratie durchgesetzt wurde.[1]

In der Folge war Thrasyllos einer der führenden Strategen Athens und trug entscheidend zu den Seesiegen von Kynossema und Abydos bei.[2] Zurück in Attika, wehrte er einen Vorstoß des spartanischen Königs Agis I. ab.[3] Nach Ionien entsandt, scheiterte er jedoch 409 mit einem Angriff auf Ephesos.[4]

Nach diesem Rückschlag begab Thrasyllos sich erneut an den Hellespont, wo er sich dem Oberbefehl des Alkibiades unterstellte. Mit diesem besiegte er die Spartaner und verbündeten Perser Ende 409 in der Landschlacht bei Abydos und 408 vor Chalkedon am Bosporus.[5]

Anfang 407 wieder in Athen, wurde Thrasyllos nicht wiedergewählt, aber nach dem Sturz des Alkibiades infolge der Niederlage in der Schlacht von Notion wurde er für 406 erneut mit dem Amt des Strategen betraut.[6]

Nach der Einschließung der attischen Flotte unter dem Kommando Konons im Hafen von Mytilene war er einer der acht Feldherren, die die Entsatzflotte zur Insel Lesbos führten. In der folgenden Schlacht bei den Arginusen war Thrasyllos einer der Kommandanten in vorderster Linie, wo er den rechten Flügel befehligte.[7]

Nach siegreicher Schlacht setzte er im Feldherrenrat eine Teilung der Flotte durch, von der nur ein kleinerer Teil unter dem Kommando von Thrasybulos und Theramenes mit der Rettung der Schiffbrüchigen und der Bergung der Toten beauftragt wurde, während das Gros zum Entsatz der Eingeschlossenen nach Mytilene fuhr.[8]

Nach der Rückkehr nach Athen wurde Thrasyllos daraufhin im Arginusenprozess zusammen mit seinen Kollegen wegen unterlassener Bergung der Toten angeklagt, zum Tode verurteilt und hingerichtet.[9]

Quellen

  • Thukydides: Der Peloponnesische Krieg
  • Xenophon: Hellenika
  • Diodor: Bibliothek
  • Plutarch: Alkibiades

Einzelnachweise

  1. Thukydides, VIII 75–76.
  2. Thukydides, VIII 100,1, 104,3, 105,2; Diodor, Bibliothek, XIII 101f.
  3. Xenophon, Hellenika, I 1,33.
  4. Xenophon, Hellenika, I 2.
  5. Xenophon, Hellenika, I 2,16–3,7; Diodor, Bibliothek XIII 64–66; Plutarch, Alkibiades 29,2ff.
  6. Xenophon, Hellenika, I 4,10 und 5,16; Diodor, Bibliothek XIII 74,1.
  7. Xenophon, Hellenika, I 6,29f.; Diodor, Bibliothek, XIII 98,3.
  8. Xenophon, Hellenika, I 6,35f und I 7,29.
  9. Xenophon, Hellenika, I 7,1ff; Diodor, Bibliothek, XIII 101f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Thrasyllos — (lateinisch Thrasyllus) ist der Name folgender bekannter Personen: Thrasyllos (Feldherr), Feldherr Athens, † 406 v. Chr. Thrasyllos (Philosoph), Philosoph und Astrologe, † 36 Marcus Annius Thrasyllus, Archon in Athen im Jahr 61/62 …   Deutsch Wikipedia

  • Thrasyllos — (Thrasylos), athen. Feldherr, Anhänger der Demokratie, rief 411 als Strateg der athenischen Flotte bei Samos im Verein mit Thrasybulos Alkibiades zurück, kämpfte unter diesem tapfer in Kleinasien, war wieder Strateg 406 in der siegreichen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Thrasybulos (Feldherr von Athen) — Thrasybulos (griechisch Θρασύβουλος); (auch verkürzt Thrasybul); * um 440 v. Chr. in Steiria, Attika; † 388 v. Chr. in Aspendos, Kleinasien) war ein attischer Stratege. Er kommandierte in mehreren Gefechten des Peloponnesischen Krieges… …   Deutsch Wikipedia

  • Leon (Feldherr) — Leon (* um 460 v. Chr.; † 406 v. Chr.) war ein Politiker und Feldherr im klassischen Athen zur Zeit des Peloponnesischen Krieges (431 v. Chr. 404 v. Chr.). Er stand der demokratischen Partei nahe. Der Geschichtsschreiber Thukydides erwähnt ihn… …   Deutsch Wikipedia

  • Perikles (Feldherr) — Perikles der Jüngere (* um 440 v. Chr.; † 406 v. Chr.) war ein natürlicher Sohn des griechischen Staatsmanns Perikles (* um 490 v. Chr.; † September 429 v. Chr.) und ein athenischer Feldherr. Er stammte aus Perikles zweiter Ehe mit Aspasia von… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht von Abydos — Während des Peloponnesischen Krieges fanden bei Abydos am Hellespont zwei Schlachten statt, zuerst die Seeschlacht von Abydos im Jahr 411 v. Chr. zwischen Athen und Sparta und zwei Jahre später gegen Ende 409 v. Chr. die Landschlacht bei Abydos… …   Deutsch Wikipedia

  • Archon (Athen) — Archon (griechisch ἄρχων, „Herrschender“) war im antiken Athen die Bezeichnung für einen hohen Beamten. Das Amt ist auch in anderen griechischen Städten, oder Städten mit griechischer Verwaltung (beispielsweise unter den Parthern) belegt,… …   Deutsch Wikipedia

  • Erasinides — (griechisch Ἐρασινίδης) war ein athenischer Feldherr im Peloponnesischen Krieg (431 404 v. Chr.). Wahrscheinlich stammte er aus einer adligen Familie und stand der oligarchischen Partei in Athen nahe. 407 v. Chr. wurde Erasinides zu einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Schlacht von Kyzikos — Teil von: Peloponnesischer Krieg Die Propontis in der Antike …   Deutsch Wikipedia

  • 406 v. Chr. — Portal Geschichte | Portal Biografien | Aktuelle Ereignisse | Jahreskalender ◄ | 6. Jahrhundert v. Chr. | 5. Jahrhundert v. Chr. | 4. Jahrhundert v. Chr. | ► ◄ | 420er v. Chr. | 410er v. Chr. | 400er v. Chr. | 390er v. Chr. |… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”