tiefer Birnbaumstollen

tiefer Birnbaumstollen

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tiefer Birnbaumstollen
Größte Tiefe 90 m
Gesamtlänge 4.400 mdep1
Betriebsbeginn 1764
Betriebsende 1903
Gemeinde Neudorf
Kreis Landkreis Harz
Revier Birnbaum

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Der tiefe Birnbaumstollen, im Birnbaumtal südwestlich von Silberhütte, ist der längste und tiefste Wasserlösungsstollen des Unterharzer Teich- und Grabensystems. Das Wasser wurde über den Vorfluter Birnbaumbach in die Selke gelöst.

Geschichte

Im Bergbau im "Birnbaum Revier", auf dem Straßberg-Neudorfer-Gangzug, wurden die bis dahin wichtigste Grube Elisabeth Albertine 1764 nach rund 20-jähriger Bergbautätigkeit eingestellt. Der Silberhütter Kunstgraben hatte zu diesem Zeitpunkt das Birnbaumer Revier noch nicht erreicht und die Wasserhaltung erwies sich als sehr schwierig. Der Albertine Schacht der Grube Elisabeth Albertine war mit 272m Teufe verhältnismäßig tief. Zudem war auch das Gelände derart ungünstig, dass das Kunstrad rund 1.200 Meter entfernt aufgebaut werden musste. Danach konzentrierte man sich im anhaltischen Harz (Fürstentum Anhalt-Bernburg und Fürstentum Anhalt-Harzgerode) zunächst auf den Biwender Ganzug. Der bereits 1762 begonnene tiefe Birnbaumstollen erreichte zu diesem Zeitpunkt nur das Selke-Gebiet.

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Pfaffenberger Stollen, auf dem Straßberg-Neudorfer-Gangzug, erkundet. Die Grube Meiseberg und die benachbarte, später zur Meiseberg durchschlägige Grube Pfaffenberg erwiesen sich in den folgenden Jahrzehnten als besonders ergiebig, jedoch durch der für den Unterharz großen Teufen problematisch in der Wasserhaltung.

So begann 1792/93 der planmäßige Ausbau der Wasserhaltung in Neudorf. Der Silberhütter Kunstgraben konnte durch den Neudorfer Graben zum Neudorfer Gemeindeteich verlängert werden und führte nun zusätzliches Wasser aus der Lude heran und der Neue Graben aus dem Kalbsaugen-Teich. Dadurch wurde der Betrieb von Aufschlagröschen möglich und ab 1810 kam die Grube Meiseberg zur Ausbeute. Nach wie vor erwies sich die Wasserlösung in allen Neudorfer Gruben allerdings als schwierig, in vielen Gruben als unmöglich. Daher wurde der tiefe Birnbaumstollen vorangetrieben, wodurch ab 1814 die Birnbaumer Gruben im Straßberg-Neudorfer-Gangzug wieder aufgenommen werden konnten. 1815 mit dem Kunstschacht und dem Treibschacht im vorderen Birnbaum und 1827 mit dem Kunstschacht Glücksstern durchschlägig, wurden bereits 78 Meter Teufe erreicht.

In der Grube Meiseberg kämpfen derweil die Bergleute weiterhin mit dem Wasser. Der Pfaffenburger Stollen in Tal der schmalen Wipper brachte nur 31 Meter Teufe auf der Grube Meiseberg ein und auch die Verlängerung erreicht nur 45 Meter Teufe. Auf der Grube Pfaffenberg stand das Erz bis 360 und im Meisenberg bis 220m an. Die Küste waren nicht in der Lage die anfallenden Wassermengen zu bewältigen. Daher wurde der tiefe Birnbaumstollen erneut verlängert.

1865 war dieser bis zum Meisebergschacht durchschlägig, wo die maximale Teufe von 90 Meter erreicht wurde. Die Durchschlägigkeit bis zum Pfaffenbergschacht wurde erst 1882 erreicht. Da der Berg hier fast durchquert war, lag hier nur noch eine Teufe von 60 Meter an. Die Wasserlösung erfolgte nun zweistufig. Während die oberen Strecken über den Pfaffenburger Stollen gelöst wurden, wurde das Wasser der unteren Strecken tiefen Birnbaumstollen gelöst.

Der heutige Zustand ist nicht bekannt. Bis mindestens Ende der 70'er Jahre führte der tiefe Birnbaumstollen jedoch noch die Wässer der abgesoffenen Grubenbaue ab. Das aufkommende Wasser wurde für die Ortswasserversorgung genutzt.

Besonderheiten

Der tiefe Birnbaumstollen ist nicht nur der tiefste und mit Abstand längste Wasserlösungsstollen des Unterharzes. Die weiteren Wasserlösungsstollen des Unterharzer Teich- und Grabensystems erreichen ansonsten nur maximal 2100 Meter Länge. Unter dem Meisenberg unterfährt der tiefe Birnbaumstollen auch die Wasserscheide von Selke und Wipper. Während der Pfaffenburger Stollen noch vor dem überirdischen Silberhütter Kunstgraben endet und das unterirdische Wasser des Wipper-Einzugsgebietes auch in die Wipper löst, löst der tiefe Birnbaumstollen das Wasser in die genau andere Richtung, im deutlich tiefer gelegenen Selketal. Dadurch ist die große Länge und hohe Teufe bedingt. Ohne diesen Stollen wäre der Bergbau in Neudorf weit früher zum Erliegen gekommen.

Quellen

  • Wilfried Ließmann: Historischer Bergbau im Harz. 3. Auflage. Springer, Berlin 1997, ISBN 978-3-540-31327-4.
  • Karl-Heinz Krause, Entwicklung und gegenwärtige Funktion von Anlagen der historischen bergbaulichen Wasserwirtschaft im Unterharz, in: Wilfried Strenz, Arbeitskreis Historische Geographie der Geographischen Gesellschaft der DDR: Historisch-geographische Forschungen in der DDR. 1. Auflage. Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt, Gotha 1986, ISBN 3-7301-0803-4.
  • Das Unterharzer Teich- und Grabensystem
  • Bergbautannen - Neudorf

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