Timia

Timia
Brunnen in Timia

Timia (arabisch ‏تيميا‎) ist eine Oase und Gemeinde mit ungefähr 4000 Einwohnern im Süden des Aïr-Gebirges auf dem Gebiet der Kel-Ewey-Tuareg. Die Oase liegt auf einer Höhe von annähernd 1'000 m. Sie erstreckt sich entlang eines Trockenflussbettes (kori), das in den Sommermonaten Wasser führt. Sie gehört in die Region Agadez und ist an der zweithöchsten Bastion des Aïr gelegen, dem Bagazane mit über 2'000 m Höhe. Südlich davon liegt die Weite der Ténéré-Wüste, durch welche die Fernhandelskarawanenstrecke zieht (Karawanenhandel).

Inhaltsverzeichnis

Lebensweise

Frau aus Timia

Neben den Kel-Ewey-Tuareg leben eine Mehrzahl freigelassener Sklaven in der Oase. Auch vereinzelte Hausa und Zarma leben hier; insbesondere arbeiten sie als Dorflehrer oder Heilkräfte. Die Bebauung Timias ist durch dicht gedrängte Lehmhäuser geprägt. Aus Zement gebaut sind nur wenige öffentliche Einrichtungen, wie die Schule, ein kleines Krankenhaus oder die Radio-Telefon-Station. Damit allerdings stellt die Oasenstadt ein administratives Dienstleistungszentrum, da auch das Umland von der Infrastruktur profitiert. Schwere Erkrankungen müssen allerdings in Agadez oder Arlit (fort-)versorgt werden. Daneben existiert ein Handwerkszentrum für Schmiede und Händler des Ortes. Politische und klerikale Autoritäten im Dorf sind der Dorfchef (maigari) und der Imam. In wirtschaftlicher Hinsicht dominieren die Ziegen- und die Kamelhaltung. Erstere liegt vornehmlich in den Händen der Frauen, letztere in denen der Männer. Mit Bilma besteht reger Salzhandel (Karawanenhandel). Aufgrund der fruchtbaren Bedingungen in der Oase wird intensiver Gartenbau betrieben, was nicht zuletzt allerdings auch auf die zunehmende Sesshaftwerdung der Kel-Ewey zurückgeführt wird. Die Gärtner sind in landwirtschaftlichen Kooperativen organisiert und verbringen die Erzeugnisse mit Lastwagen auf die Märkte der (weiteren) Umgebung. Darüber hinaus stellen die Lastwagen gleichzeitig das obligatorische Fortbewegungsmittel dar.[1]

Entwicklungshilfe

In den Zeiten schwerer Dürren (1970er- und 1980er-Jahre) kamen der Region diverse europäische Entwicklungshilfemassnahmen zugute. So konnte der Gartenbau zunächst etabliert, dann intensiviert werden. Die Gärten erhielten Befestigungen (Ausschwemminhibition). Neue Anbaumethoden und -früchte - wie Orangen und Pampelmusen - wurden eingeführt und kultiviert. Saatgüter und Pflanzenschutzmittel wurden organisiert. Pistenbau und deren Wiederherstellung wurden ebenso forciert wie die bauliche Sicherung von Brunnenanlagen. Die Entwicklungsorganisationen bemühten sich bis zur 2. Tuareg-Rebellion (bis Mitte der 1990er-Jahre) durch Arbeitsmigration, die Einrichtung von Verkaufsläden und die Förderung des Tourismus, Zeichen zukünftigen Wohlstands zu setzen. Diese Quellen diversifizierter Arbeitsauffassungen allerdings versiegten mit der Rebellion.[2]

Sehenswürdigkeiten

Eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten stellen in der Umgebung der Cascade de Timia (Wasserfall mit See).

Literatur

Timia-Tal
  • Maximilien Bruggmann, Hans Ritter: Ténéré. Durch die südliche Sahara. Bucher, München 1996, ISBN 3-7658-1078-9
  • Harald A. Friedl: Tuareg-Hochzeit zwischen Forschung und Leidenschaft. Die Heirat zweier Österreicher in der Mandarinen-Oase Timia im Herzen der Aïr-Berge. In: Edgar Sommer: Kel Tamashek: Die Tuareg. Cargo, Schwülper 2006, ISBN 3-938693-05-3, S. 288–307
  • Harald A. Friedl: Timia – ein „Bilderbuchdorf“ im Aïr. In: Harald A. Friedl: KulturSchock Tuareg. Reise-Know-How-Verlag Rump, Bielefeld 2008, ISBN 978-3-8317-1608-1, S. 200 f.
  • Harald A. Friedl: Das Verhältnis der Kel Timia zum Tourismus. In: Harald A. Friedl: Reisen zu den Wüstenrittern. Ethno-Tourismus bei den Tuareg aus Sicht der angewandten Tourismus-Ethik. Bautz, Nordhausen 2009, ISBN 978-3-88309-456-4, S. 545–746
  • Gerd Spittler: Hirtenarbeit: die Welt der Kamelhirten und Ziegenhirtinnen von Timia. Köppe, Köln 1998, ISBN 3-89645-206-1

Weblinks

 Commons: Timia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Moderne Nomaden und fliegende Händler Von Marko Scholze Abrufwiederholung 20. Juni 2011
  2. Moderne Nomaden und fliegende Händler Von Marko Scholze

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