Iferouane

Iferouane
Das Aïr-Massiv mit seinen Siedlungsgebieten

Iferouane oder auch Iferouâne (französisch :Iférouane) ist der Name der Hauptoase im nordwestlichen Teil des Aïr-Gebirges, im Departement Agadez im Nord-Niger. Die Siedlung liegt im Irhazar-Tal (auch: Ighazar). Die Umgebung ist sehr gebirgig und rau. Quarz-, Granit- und Gneisgesteine prägen die Gegend. Zumeist liegen sie lose verstreut, gelegentlich in großen Blockformationen.[1]

Über unbefestigte Straßen und Pisten findet die Oase Anschluss an die Verbindungsstraße zwischen Arlit (Departement Arlit) und Agadez, dem Regionalhauptort, Aïr-Ténéré und Wirtschaftszentrum im traditionellen Handel und Handwerk sowie Fernhandelstreffpunkt der saharischen Völker und Stämme (Karawanenhandel). Des Weiteren verfügt Iferouane über einen kleinen Flughafen, den Iferouane Airport.

Der Name des Oasenortes wird aus dem Tamascheq hergeleitet und bedeutet in der Sprache der dort angesiedelten Tuareg: "die Felder". Der kleine ruhige Ort liegt am Fuße des bis zu 1988 Meter hohen Tamgak-Massivs (ein kreisrunder granitener Pluton und Teil des ausgedehnten Aïr-Gebirges) und wird geprägt durch Lehmhäuser, Mattenzelte und Gärten.

Als Gründerväter des Ortes gelten die noblen Kel-Ferwan-Tuareg, die mittlerweile in die Gegend von Agadez abgewandert sind.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Handelskarawane
Landschaft von Temet nördlich von Iferouane

1899 verbrachte eine französische Militärexpedition, die Foureau-Lamy Mission, mehrere Monate in Iferouane. Im Februar jenes Jahres sollten hier zusätzliche Packtiere zugezogen werden, damit die beschwerliche Weiterreise nach Agadez bestritten werden könnte. Erst deutlich verspätet, nämlich im Juni, konnte die Expedition tatsächlich aufzubrechen. Tuareg-Nomaden hatten das Unterfangen der Expedition durch eine Vielzahl von Angriffen torpediert, sodass an einen Aufbruch nicht zu denken war. Daneben wurden die versprochenen Lasttiere nicht geliefert, sodass die Expeditionsleiter sich auf eigene Faust mit Nachschub eindecken mussten. Parallel dazu verstarben viele der mitgebrachten Kamele. Unter schwierigsten Bedingungen konnte die Expedition im Juni aufbrechen.[2]

Während der französischen Kolonialzeit hatte Iferouane im Niger die Funktion des nördlichsten Militärpostens im Lande.[3] Ca. 10.000 Menschen lebten 1964, wenige Jahre nach Erlangung der Unabhängigkeit des Landes, in Iferouane.[4]

Während der 2. Tuareg-Rebellion (1990–1995) war Iferouane Eröffnungsschauplatz der Rebellion durch die ersten Angriffe des Niger Movement for Justice (MNJ).[5] Zahlreiche Zusammenstöße zwischen Rebellen und Regierungstruppen erschütterten die Region in und um Iferouane.

Auch die 2007 eröffnete und bis heute anhaltende 3. Tuareg-Rebellion griff auf die Oasenstadt über. Im Oktober 2007 vermeldete der Präsident der SOS Iférouane Initiative, das die Aufstandsbewegungen wochenlanges Hungern im Dorf ausgelöst hätten, da die Versorgungswege abgeschnitten waren. Daneben seien massiv Malaria und Diarrhoe aufgetreten. Wassermangel und Schikanen durch die Armeekräfte verschlimmerten die Situation noch mehr.[6][7] Im November 2008 ließ sich feststellen, dass die Stadt leer war und niemand mehr dort lebte. Eine Fluchtwelle der Einwohner nach Arlit und Agadez war dafür verantwortlich. Im Jahr 2009 waren die meisten Einwohner allerdings wieder zurückgekehrt. Seitdem werden die zerstörten Infrastrukturen restrukturiert und die Landwirtschaft reaktiviert.[8]

Kulturgeschichte

neolithische Zeichnungen

Zumeist von Iferouane aus werden Besuche zu den prähistorischen Funden im Aïr geplant. Nördlich der Siedlung liegen jungsteinzeitliche Felsmalereien. Giraffen, Rindvieh und Antilopen zieren deutlich erkennbar Felsbrocken und -nasen. Bis hoch ins 90 km entfernte Tezirek entdeckt man immer wieder Felsmalereien.[9]

In Iferouane fand von 2001 bis 2006 alljährlich zwischen dem 27. bis 29. Dezember das Aïr-Festival statt, bis es nach Tchirozérine übersiedelte. Die Region versucht sich damit kulturell für den Tourismus stark zu machen. Die Tuareg versuchen anlässlich dieses Festes Nützliches und Gesellschaftliches zu verknüpfen, denn es werden Probleme und mögliche Hilfestellungen für die Tuareg diskutiert.[10] Weiterhin werden Wettbewerbe ausgetragen. So sind Preise zu gewinnen, für den schönsten Tagelmust, das am besten angeschirrte Kamel, das schönste traditionelle Kostüm und andere Wettbewerbsgegenstände. Tanz, Dichtung, Musik und farbenfrohe Präsentationen der verschiedenen Festdelegationen runden das dreitägige Fest ab.

Sonstiges

Mit 77.000 km² ist das Aïr und Ténéré Naturreservat das größte Schutzgebiet Afrikas. Hauptverwaltungssitz ist Iferouane.

Kreuzschmuck der Tuareg

Literatur

  • Maximilien Bruggmann/Hans Ritter: Ténéré (Durch die südliche Sahara). Verlag C.J. Bucher, ISBN 3-7658-1078-9.

Einzelnachweise

  1. Scottish geographical magazine, Band 17 Abgerufen am 19. Juni 2011
  2. Fergus Fleming: The Sword and the Cross: Two Men and an Empire of Sand Abgerufen am 19. Juni 2011
  3. JSTOR: The Geographical Journal, Vol. 71, Nr. 6 (Juni 1928) Abgerufen am 19. Juni 2011
  4. JSTOR: The Geographical Journal, Vol. 62, Nr.1 (Januar 1972) Abgerufen am 19. Juni 2011
  5. Tuareg Rebels Gathering Strength in Niger Abgerufen am 19. Juni 2011
  6. NIGER: Humanitarian crisis feared in north Abgerufen am 19. Juni 2011
  7. Niger raids leaves 'ghost town' Abgerufen am 19. Juni 2011
  8. Niger: Lull in conflict favours return in the north Abgerufen am 19. Juni 2011
  9. Jim Hudgens, Richard Trillo The rough guide to West Africa Abgerufen am 19. Juni 2011
  10. Jolijn Geels, Niger: The Bradt Travel Guide Abgerufen am 19. Juni 2011

Weblinks


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