Tingeltangel

Tingeltangel
Tingeltangel (Heinrich Zille, Zeichnung 1903)

Tingeltangel ist ein meist abwertend gebrauchtes Wort für ein Varieté, billiges Tanzlokal[1] oder eine wandernde Kleinkunst-Darbietung.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Nach Otto Ladendorfs Historischem Schlagwörterbuch (1906) ist der Begriff lautmalerisch nach dem Klang von Schlagzeuginstrumenten gebildet (vergleiche dazu auch den Eintrag im Wörterbuch der Brüder Grimm[2]). Er stamme aus dem Berlin der 1870er Jahre. Ein Zusammenhang besteht ferner mit dem Wort tingeln (als Künstler durch die Provinz ziehen). Laut Meyers Großem Konversations-Lexikon von 1909 erhielten die Tingeltangel „angeblich ihren Namen nach dem Gesangskomiker Tange, der im Triangelbau sein lange populär gebliebenes Triangellied zum besten gab“. Nach andern Quellen wäre das Wort Tingeltangel in diesem Zusammenhang zuerst in Hamburg (dem Dorado der Tingeltangel) aufgetaucht.[3]

Entstehung

Das Tingeltangel hängt mit einer Form der Darbietung zusammen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Konkurrenz zu den größer dimensionierten Theater- und Zirkusunternehmen entstand und mit der liberalisierten Veranstaltungs-Gesetzgebung im Zuge der Urbanisierung zusammenhängt. Nach Meyers Konversationslexikon von 1909 sei Tingeltangel ein „Berliner Ausdruck für Singhallen niedrigster Art mit burlesken Gesangsvorträgen und Vorstellungen“, zu deren Betrieb eine polizeiliche Erlaubnis nötig sei und die in einzelnen Bundesstaaten Gegenstand ständiger polizeilicher Beaufsichtigung seien. In England und Frankreich wird es zumeist als Music-Hall, in den USA als Vaudeville und im deutschen Sprachgebiet als Varieté-Programm in Singspielhallen bezeichnet. Es handelte sich um ein gemischtes Nummernprogramm in kleinen Veranstaltungslokalen, das aus Gesangs-, Tanz-, Akrobatik- und Dressurdarbietungen sowie Kabarettnummern bestehen konnte.

Varianten

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ursula Hermann, Hans J. Stöhrig: Knaurs etymologisches Wörterbuch. Droemer Knaur, München 1985, ISBN 3-426-26258-4, Seite 955
  2. http://urts55.uni-trier.de:8080/Projekte/WBB2009/DWB/wbgui_py?lemid=GT04573&prefix=tin)
  3. http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Tingeltangel

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