Traubenwelke

Traubenwelke
Welke Beeren an einer von der Traubenwelke geschädigten Traube der Sorte Zweigelt

Die Traubenwelke, auch Beerenwelke oder Zweigeltkrankheit genannt, ist in den 1990iger Jahren erstmals bei der Rebsorte Zweigelt im Burgenland aufgetreten. Sie führt während der Traubenreife zum plötzlichen Erschlaffen der Weinbeeren und zur Reifestörung. Diese Trauben sind für die Weinbereitung nicht mehr geeignet. Dadurch entsteht ein teilweise beachtlicher wirtschaftlicher Schaden, welcher nicht nur auf die Sorte Zweigelt begrenzt ist. Bereits bei mehreren Rebsorten von Europa und Amerika treten diese Welkeerscheinungen auf.[1] Die Krankheit ist eine physiologische Störung und wird den Welkekrankheiten zugeordnet.

Inhaltsverzeichnis

Schadbild

Von Helga Reisenzein und Adel Fardossi wird das Schadbild wie folgt beschrieben:[2][3][4][5] Das typische Schadbild der Traubenwelke sind Reifestörungen der Trauben (schlechte Ausfärbung, geringeres Mostgewicht und erhöhter Säuregehalt), plötzliches Erschlaffen der Beeren (Verlust der Turgeszenz) und Blattverfärbungen an einzelnen Trieben. Von dieser Krankheit sind die Trauben ab dem Reifebeginn betroffen. Das erste Kennzeichen kann eine verzögerte bzw. schlechte Ausfärbung der Beeren sein. Häufig sind erkrankte Trauben auch kleinbeerig. Die Trauben können sich auch normal entwickeln, doch lässt bei einer Erkrankung mehr oder weniger schnell die Turgeszenz (Auftreten während der gesamten Reifephase der Trauben) nach, wodurch die Beeren welken. Oft kommt der Turgeszenzverlust, noch bevor das Erschlaffen optisch auffällig wird. Dieser Verlust kann durch das Angreifen der Trauben ertastet werden. Das Welken der Beeren kann an der ganzen Traube oder an Traubenteilen (im Besonderen der Traubenspitze) auftreten. Im Gegensatz zu den Stiellähme-Symptomen sind am Stielgerüst zuerst keine äußerlichen Nekrosen feststellbar. Zur Lesereife der Trauben sind bei starkem Krankheitsbefall das Traubengerüst und die Beerenstiele z. T. vertrocknet, und die Beeren fallen leicht ab. Bemerkenswert ist auch, dass an einer Fruchtrute sowohl gesunde als auch kranke Trauben zu finden sind. Der Gehalt an Kalium in den Blättern, Kämmen, Beerenschalen und Kernen ist bei gesunden Trauben wesentlich höher als in den welken Trauben. Bei starkem Krankheitsauftreten zeigen meistens auch die Blätter Symptome. Zwischen den Blattadern bilden sich in manchen Fällen Nekrosen (Absterbeerscheinungen), die bei Rotweinsorten von einem roten Saum umgeben sind. Dieses Schadbild ist auch typisch für die Esca-Krankheit, wodurch eine Verwechslung leicht möglich ist. Je nach den Gegebenheiten bzw. der Nährstoffversorgung sind die Symptome eines Kaliummangels feststellbar. Auch verdeckter (latenter) Kaliummangel kann durch überhöhte Stickstoffversorgung (starkes Wachstum) bzw. ungünstiges Stickstoff /Kalium-Verhältnis ausgelöst werden.

Ein weiteres Charakteristikum dieser Krankheit sind die niedrigen Mostgewichte und die erhöhten Säuregehalte der erkrankten Trauben. Diese Trauben sind für die Verarbeitung nicht geeignet.

Ursachen

Die Ursache ist vielfältig und setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen (Ursachenkomplex). Daher ist die Behebung nicht einfach durchzuführen bzw. erfolgreich. Außerdem ist der Ursachenkomplex noch nicht genau bekannt und erforscht. Von entscheidendem Einfluss sind: [6][7][8][9]

  • Unterversorgung mit Kalium besonders im Unterboden[10]
  • Ungünstiges K/Mg Verhältnis von unter 1,7:1 besonders im Unterboden (liegt das K/Mg Verhältnis zwischen 1,7:1 - 5:1 ist dieses als günstig zu beurteilen)[11]
  • geringe bzw. unharmonische Nährstoffversorgung durch mangelnde Düngung und/oder erschwerte Nährstoffaufnahmebedingungen durch längere Trockenheit (Trockenstress, Nährstoffstress)[12]
  • übermäßige Wasserversorgung
  • starkes Wachstum
  • Extremwitterungssituationen (starke Energieeinstrahlung bei gleichzeitig geringer Luftfeuchtigkeit in der Zeit während der Beerengrößenentwicklung oder starke Überhitzung der Trauben in der Reifephase bei kurzfristig ungenügender Wassernachlieferung, längere Stressphase, wie z. B. mehrtägige Regenperiode oder anhaltend kühle Witterung)
  • Wasser- und Nährstoffkonkurrenz bei nicht an die Boden- und Witterungsverhältnisse angepasster Begrünung
  • Stress durch intensive Eingriffe in die Laubwand - ungünstiges Blatt/Fruchtverhältnis[13]
  • Stress durch andauernde Stocküberlastung über mehrere Jahre (geringes Reservestoffpotenzial)[14]
  • Bodenverdichtungen (eingeschränkter Wurzelraum bzw. -wachstum, Sauerstoffmangel)
  • ungünstiges Stickstoff/Kalium Verhältnis
  • die Unterlagensorte SO4 kann die Traubenwelke und Stiellähme fördern

Inwieweit eine durch die globale Erwärmung beschleunigte Frühjahrsentwicklung und gleichzeitig höhere Temperaturen den Phytohormonhaushalt so stören, dass damit alleine oder in Kombination mit den vorhin genannten Faktoren die Traubenwelke ausgelöst oder verursacht wird, ist noch nicht genau bekannt und ist Gegenstand laufender Untersuchungen. Festzustellen ist aber, dass gerade in Österreich das Auftreten der Traubenwelke im Burgenland bei der Sorte Zweigelt im letzten Dezennium, also mit dem im Weinbau sichtbaren Änderungen durch die globale Erwärmung, des 20. Jahrhunderts aufgetreten ist. Mangelnder Kaliumgehalt im Unterboden und ein ungünstiges K:Mg-Verhältnis wurde in den meisten Fällen als Ursache ausgemacht. Es gibt aber eine Reihe von Fällen, wo diese Faktoren in Ordnung sind und trotzdem Traubenwelke aufgetreten ist. Auch die jährlich unterschiedliche Intensität lässt einen gewissen Rückschluss auf die veränderten klimatischen Verhältnisse zu. Derzeit ist aber der Ursachenkomplex Gegenstand intensiver Forschungen in Europa und in den Vereinigten Staaten.[15][16][17][18][19][20]

Behebung

Der Ursachenkomplex erschwert die Behebung der noch nicht vollständig geklärten Ursachen. Je nach gegebenen Situationen konnten sehr gute, aber auch gar keine Reduktionen erreicht werden. Es erfordert ein vielseitiges Vorgehen, wo es darum geht, jene Faktoren in ein optimales Gleichgewicht zu bringen, wo mit Pflegemaßnahmen Einfluss genommen werden kann (Nährstoffversorgung, Ertragsbelastung, Bodenpflege, Laubarbeiten), um die natürlichen Stressfaktoren (verstärkte Energieeinstrahlung, Hitze, rascher Ablauf von Witterungsextremen, Trockenheit, übermäßige Bodenfeuchtigkeit) möglichst in ihrer negativen Auswirkung abzuschwächen.[21]

Siehe auch

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Weblinks

Literatur

  • Karl Bauer et al.: Weinbau. 8. Auflage 2008, Österreichischer Agrarverlag, ISBN 978-3-7040-2284-4
  • Horst Diedrich Mohr: Farbatlas Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge an der Weinrebe. Eugen Ulmer, 2005, ISBN 3-8001-4148-5.
  • Helga Reisenzein, Friedrich Polesny, Erhard Höbaus: Krankheiten, Schädlinge und Nützlinge im Weinbau. Österreichischer Agrarverlag, 5. Auflage, Wien 2008, ISBN 978-3-7040-2319-3.
  • Richtlinien für die Sachgerechte Düngung im Weinbau, 1. Auflage 2003, AGES Institut für Bodenwirtschaft, Wien.

Einzelnachweise

  1. Keller Markus: Traubenwelke: auch in den USA ungelöst. Schweiz. Z. Obst-Weinbau 7, 2008, S 6–8.
  2. Helga Reisenzein: Die Zweigeltkrankheit eine neue Rebkrankheit?, Der Winzer, Nr. 5/1995, S 7-9
  3. Helga Reisenzein: Zweigeltkrankheit – Auftreten, Schadbild, Bekämpfung, Der WINZER, Nr. 6/1999, S 25-26
  4. Adel Fardossi: Starkes Auftreten von Kaliumangel in verschiedenen Weinbauregionen Österreichs, Der Winzer, Nr. 10/2000, S 6-12
  5. Fardossi Adel: Physiologische Untersuchungen an Wein- und Obstkulturen unter besonderer Berücksichtigung von Stressfaktoren. Projektabschlussbericht 2005
  6. REDL Helmut: Der Traubenwelke auf der Spur. Deutsches Weinbau-Jahrbuch 2005, Verlag Eugen Ulmer, (56), S 83-90.
  7. Karl Bauer et al.: Weinbau. 8. Auflage 2008, Österreichischer Agrarverlag, S 388-390 ISBN 978-3-7040-2284-4
  8. ERHARDT M.: Untersuchungen zur Traubenwelke, 2010, Diplomarbeit Universität Hohenheim.
  9. REISENZEIN Helga, BERGER Norbert Untersuchungen zur Zweigeltkrankheit im österreichischen Weinbau. Pflanzenschutzberichte, 2001 59 (2) S 67-78.
  10. Ferdinand REGNER, Martin MEHOFER: "Die Traubenwelke der Rebe - Hintergründe zum häufigen Auftreten", LFZ Klosterneuburg; Der Winzer, Nr. 2/2010
  11. Richtlinien für die Sachgerechte Düngung im Weinbau, 1. Auflage 2003, AGES Institut für Bodenwirtschaft, Wien.
  12. Martin Mehofer, Ferdinand Regner: Die Traubenwelke der Rebe - Hintergründe zum häufigen Auftreten, Der Winzer 2/10 [1]
  13. Kührer E.: Gabler, C.: Die Laubwand auf dem Pfrüfstand: Die Traubenwelke und das Blatt-Frucht-Verhältnis; Weinbauschule und Weinmanagement Krems, Austria; Der Winzer, 2011, 67 (5) S 24-27
  14. T. Leichtfried, J. Altenburger, N. Berger, W. Fickert: Ausdünnung und Traubenwelke, Der Winzer 6/2010, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, Institut für Pflanzengesundheit; Wien [2]
  15. Barbara RAIFER: Erkenntnisse zum Auftreten von Traubenwelke im Südtiroler Weinbau, Land- und Forstwirtschaftliches Versuchszentrum Laimburg, 2011 Auer, Italien[3], PP [4]
  16. Erhard KÜHRER: Mögliche Einflussfaktoren für das Auftreten von Symptomen der Traubenwelke, 2011, Weinbauschule Krems, Österreich[5], PP [6]
  17. Kristina BACHTELER, Monika RIEDEL: Untersuchungen zur Traubenwelke und Stiellähme in Süddeutschland, 2011, Staatliches Weinbauinstitut Freiburg, Deutschland, Universität Hohenheim, Stuttgart, Deutschland, Staatliches Weinbauinstitut Freiburg, Deutschland.[7] pdf, PP [8]
  18. Michaela GRIESSER, David KREIL und Astrid FORNECK: Traubenwelke bei Zweigelt – erste Ergebnisse einer Transkriptomanalyse, Universität für Bodenkultur, Wien,Österreich . pdf, PP . pdf
  19. Redl, H.: Der Traubenwelke auf der Spur, Der Winzer 6/2008, S 6-10.
  20. Knoll, M., Achleitner, D. und Redl, H.: Sugar accumulation in „Zweigelt“ grapes as affected by „Traubenwelke“ . 2010, Vitis 49, S 101-106.
  21. Astrid Forneck, Michaela Griesser, Stand der Forschung zur Traubenwelke - Österreichisches und internationales Update, Universität für Bodenkultur Wien, Der Winzer, 3/2009 [9]

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