- Abu-Ghuraib-Gefängnis
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Das Abu-Ghuraib-Gefängnis (arabisch سجن أبو غريب Sidschn Abū Ghuraib, DMG Siǧn Abū Ġurayb) ist ein Gefängnis-Komplex in Abu Ghuraib im Irak. Schon zu Zeiten Saddam Husseins war das Abu-Ghuraib-Gefängnis wegen seiner Folter-Praktiken berüchtigt. Außerdem sollen dort regelmäßig Hinrichtungen stattgefunden haben. Nach dem Irakkrieg wurde das Gefängnis von den US-geführten Besatzungstruppen übernommen. Im Jahr 2004 wurden Folterungen und Misshandlungen irakischer Insassen bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Abu-Ghuraib unter dem Saddam-Regime
Während der Zeit des Saddam-Regimes unterstand das Gefängnis dem Allgemeinen Sicherheitsdienst (al-Amn al-Amm) und war Schauplatz von Folter und Hinrichtungen, denen Tausende von politischen Gefangenen zum Opfer fielen. Schätzungen gehen von bis zu 4.000 Exekutionen allein im Jahr 1984 aus. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International dokumentierte in den 1990er Jahren mehrere Massenhinrichtungen, bei denen jeweils Hunderte von Gefangenen starben. In der Umgebung des Gefängnisses wurden nach dem Sturz des Regimes mehrere Massengräber entdeckt.
Im Jahre 1993 kam der Deutsche Kai Sondermann dank der Vermittlung von Hans-Jürgen Wischnewski nach knapp achtmonatiger politischer Haft aus dem Gefängnis frei.
Während des Zweiten Golfkrieges 1991 wurden auch Kriegsgefangene der Koalitionstruppen, z. B. Angehörige des britischen SAS in Abu Ghuraib inhaftiert und gefoltert.
Im Jahr 2001 saßen schätzungsweise 15.000 Häftlinge im Gefängnis ein, darunter viele irakische Kurden, Schiiten sowie persischstämmige Iraker, die teilweise seit des Beginn des Ersten Golfkrieges im Jahr 1980 dort inhaftiert waren. Viele der Insassen waren nie angeklagt oder verurteilt worden und saßen jahrelang in Einzelhaft. Unbestätigten Hinweisen zufolge sollen einzelne Häftlinge auch für Versuche im Rahmen des irakischen B- und C-Waffenprogrammes missbraucht worden sein.
Im Frühjahr 2002 begann man mit dem Ausbau des Komplexes, der um bis zu sechs Zellenblöcke erweitert werden sollte.
Das Gefängnis wurde jedoch bereits vor Beginn des Irak-Krieges im Jahr 2003 aufgegeben. Nach einer Generalamnestie im Oktober 2002 und der Entlassung der meisten Häftlinge räumten die irakischen Sicherheitskräfte die Einrichtung und vernichteten nahezu sämtliche Unterlagen.
Nach dem Abzug wurde die Anlage geplündert und Teile durch Brände zerstört bzw. beschädigt.
US-amerikanische Besetzung
Im Jahre 2003 nahm die US Army das Gefängnis ein und besetzte es in Folge des Irakkrieges. Während ein Teil als Gefängnis bzw. Militärgefängnis erhalten blieb, wurde ein Großteil der Anlagen zu einer Militärbasis aus- und umgebaut. Aufgrund der strategisch wertvollen Position vor der Stadt Bagdads wurde das Gefängnis zum Hauptumschlagsort für Verhaftete.
Im Frühjahr 2004 entschied die militärische Führung, das Gefängnis nochmals wegen Überfüllung zu erweitern und damit Platz für mehr als 8.000 Inhaftierte zu schaffen. Ein Teil der Zellentrakte wurde auch den einheimischen Militärs überlassen.
Im Jahre 2006 wurde das Gefängnis von den USA und der Irakischen Regierung geschlossen. Es ist am 21. Februar 2009 als Zentralgefängnis Bagdad wiedereröffnet worden und wird bis Ende 2009 Kapazitäten für 15.000 Häftlinge besitzen.
Abu-Ghuraib-Folterskandal
Im Mai 2004 gelangten Berichte und Fotos in die Medien, die belegten, dass US-amerikanische Militär- und Geheimdienstmitarbeiter Gefangene in dem Abu-Ghuraib-Gefängnis gefoltert hatten. Immer weitere Details wurden bekannt und lösten gerade in der arabischen Welt starke Reaktionen aus.
33.29138888888944.066111111111Koordinaten: 33° 17′ 29″ N, 44° 3′ 58″ OKategorien:- Geschichte Iraks
- Gefängnis (Anstalt)
- Besetzung des Irak
- Militärgefängnis
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