Versöhnungskirche (Berlin-Mitte)

Versöhnungskirche (Berlin-Mitte)
Ansicht des Kirchengebäudes in einem Katalog von 1899
Der Zugang zur 1985 gesprengten Versöhnungskirche war zum Teil in die Grenzbefestigung mit eingemauert

Die Versöhnungskirche war eine evangelische Kirche, die sich in der Bernauer Straße 4 im Berliner Bezirk Mitte befand. Sie wurde 1892 errichtet und im Jahr 1985 auf Veranlassung der DDR-Regierung gesprengt.

Architektur

Das Kirchengebäude aus rotem Backstein wurde im neugotischen Stil erbaut. Der Kirchturm, der eine Höhe von 75 Metern erreichte, hatte eine quadratische Grundfläche und war mit einem Zeltdach mit achteckiger Grundfläche versehen. Das Kirchenschiff, dessen Grundriss ebenfalls ein Achteck darstellte, zeichnete sich durch ein Gewölbe aus, das ohne Stützpfeiler auskam. Dadurch hatte jeder der bis zu 1000 Besucher des Gotteshauses gute Sicht auf den Altar.

Geschichte

Die Versöhnungskirche wurde ab 1892 nach Plänen von Gotthilf Ludwig Möckel errichtet. Das von Kaiserin Auguste Viktoria gestiftete Gotteshaus wurde am 28. August 1894 eingeweiht. Ende der 1920er Jahre hatte die Versöhnungsgemeinde 20.000 Mitglieder und drei Pfarrer.

Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, doch obwohl sie ab 1945 genau an der Grenze des sowjetischen und französischen Sektors Berlins lag, wurde sie 1950 wiederhergestellt und bis 1961 für Gottesdienste genutzt. Die Mitgliederzahl der sich über die Sektorengrenze erstreckenden Gemeinde hatte sich gegenüber den ehemaligen 20.000 Gemeindemitgliedern auf ein Drittel reduziert.

Durch den Mauerbau am 13. August 1961 verschärfte sich die Grenzsituation der Versöhnungsgemeinde drastisch, denn schon am 20. August wurde das Hauptportal der Kirchenmauer, etwa zehn Meter vor dem Gebäude, vier Meter hoch zugemauert. Den Westberliner Gemeindemitgliedern war es von nun an nicht mehr möglich, die Kirche zu besuchen, da sich die Kirche sowie das Pfarr- und Gemeindehaus im Ostteil Berlins befand. Doch schon am 23. Oktober 1961 durfte die Kirche von niemandem mehr besucht werden. Sie befand sich im Todesstreifen und wurde zunächst geschlossen. Später wurde der Kirchturm von DDR-Grenztruppen als Wachturm mit MG-Geschützstand genutzt. Am 22. Januar 1985 veranlasste die DDR-Regierung die Sprengung der Kirche und nur sechs Tage später auch des Turmes.

Das Altarretabel der Versöhnungskirche, das sich heute in der Kapelle der Versöhnung befindet.

Nach der Wende erhielt die Versöhnungsgemeinde das Grundstück ihrer gesprengten Kirche zur sakralen Nutzung zurück. Daraufhin ließ die Gemeinde auf den Fundamenten der abgerissenen Versöhnungskirche die Kapelle der Versöhnung bauen. Diese wurde am 9. November 2000 eingeweiht, und seitdem findet hier wieder regelmäßig Gottesdienst statt. Die alten Glocken, die sich wiederfanden, stehen nun in einem Gerüst vor der neuen Kapelle. Auch der schwer beschädigte Altar und das Turmkreuz fanden in der Kapelle der Versöhnung ihren Platz.

Die erhaltene Christusfigur der Versöhnungskirche wurde jedoch vor der Gethsemanekirche in Prenzlauer Berg platziert.

Die Fundamente und Untergeschossreste der Versöhnungskirche stehen heute unter Denkmalschutz.

Weblinks

 Commons: Versöhnungskirche/Versöhnungskapelle (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
52.53583333333313.391944444444

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Versöhnungskirche (Berlin-Biesdorf) — Versöhnungskirchengemeinde Berlin Biesdorf Adresse Berlin Biesdorf, Maratstraße 100 Konfession evangelisch …   Deutsch Wikipedia

  • Versöhnungskirche (Berlin) — Die 1985 gesprengte Versöhnungskirche war zum Teil in die Grenzbefestigung mit eingemauert Die Versöhnungskirche war eine Kirche, die sich in der Bernauer Straße 4 im Berliner Bezirk Mitte befand. Sie wurde 1892 errichtet und im Jahr 1985 auf… …   Deutsch Wikipedia

  • Versöhnungskirche — Es gibt folgende bekannte Versöhnungskirchen: Versöhnungskirche (Berlin Mitte), Bernauer Straße Versöhnungskirche (Berlin Biesdorf), Maratstraße; mit einer Filiale in der Köpenicker Straße 165 Versöhnungskirche (Böckingen) Versöhnungskirche… …   Deutsch Wikipedia

  • Versöhnungskirche (Wolfenbüttel) — Glockenturm mit Haupteingang Die Versöhnungskirche ist eine Kirche im Südwesten der Stadt Wolfenbüttel, deren Gemeinde zur Propstei Wolfenbüttel in der Evangelisch Lutherischen Landeskirche in Braunschweig gehört. Der Gebäudekomplex entstand… …   Deutsch Wikipedia

  • Mauer Berlin — Die Berliner Mauer am Bethaniendamm (1986) Verlauf der West Berliner (gelb) und Ost Berliner (schwarz …   Deutsch Wikipedia

  • Bernauer Straße (Berlin) — Der Zugang zur 1985 gesprengten Versöhnungskirche war in die Grenzbefestigung mit eingemauert U Bahnhof Bernauer Straße nach der Sanierung …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Straßen und Plätze in Berlin-Biesdorf — Karte von Berlin Biesdorf in den Grenzen vom Juli 2011 Die Liste der Straßen und Plätze in Berlin Biesdorf beschreibt das komplette Straßensystem im Berliner Ortsteil Biesdorf mit den entsprechenden historischen Bezügen. Gleichzeitig ist diese… …   Deutsch Wikipedia

  • Gotteshäuser in Berlin — Es gibt in Berlin eine große Zahl von Kirchen und anderen Sakralbauten, es sollten deshalb hier nur diejenigen aufgenommen werden, die kirchengeschichtlich, stadtgeschichtlich oder architektonisch von besonderer Bedeutung sind. Es sei auch auf… …   Deutsch Wikipedia

  • Kirchen in Berlin — Es gibt in Berlin eine große Zahl von Kirchen und anderen Sakralbauten, es sollten deshalb hier nur diejenigen aufgenommen werden, die kirchengeschichtlich, stadtgeschichtlich oder architektonisch von besonderer Bedeutung sind. Es sei auch auf… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Sakralbauten in Berlin — Es gibt in Berlin eine große Zahl von Kirchen und anderen Sakralbauten, es sollten deshalb hier nur diejenigen aufgenommen werden, die kirchengeschichtlich, stadtgeschichtlich oder architektonisch von besonderer Bedeutung sind. Es sei auch auf… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”