Volkacher Salbuch

Volkacher Salbuch
Eine Miniatur des Volkacher Salbuchs zeigt den Verfasser, Stadtschreiber Niklas Brobst von Effelt, 1504 beim Ablegen seines Amtseides vor dem Magister Civium.

Das Volkacher „Salbuch“ („Gerichtsbuch“[1] oder „bebilderte Strafprozessordnung“[2]) ist eine Rechtskodifizierung aus dem Jahr 1504, das die Stadtrechte des fränkischen Volkachs in Unterfranken in seltener Detailtreue aufzeichnet und mit Miniaturen bebildert.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Geschichte

Folioblatt "Der Hirte beim Ablegen des Amtseids" (1504)
Folioblatt "Das Verhör" (1504)

Volkach in Franken, an der Mainschleife, erhielt als fränkische Civitas und als Hauptort des Volkfeldgaus 1309 Stadtrechte, und 1432 die Blutgerichtsbarkeit. Bis 1451 erhielt die Stadt Marktrechte, 1484 eine Ratsordnung. Das Salbuch stellt dieses gewachsene, rechtliche Neben- und Miteinander dar. Zur Entstehungszeit des Salbuchs hatte die Stadt etwa 1000 bis 1200 Bewohner.[3]

Verfasser und Zeichner des Folianten war der Stadtschreiber Niklas Brobst von Effelt, der sich in einem Selbstporträt im Talar auch selbst darstellt. Das Volkacher Salbuch ist ein mächtiger Foliant, etwa 20 mal 26 cm groß.[4] Bei einer Dicke von 11 cm ist das Buch 1050 Seiten stark und wiegt 4,75 Kilogramm. Der Foliant ist mit 128 farbigen Miniaturen bebildert, um 1500 entstanden und beinhaltet im Kern das 1504 in Volkach gültige, fränkische Stadtrecht. Das Salbuch wird seit 500 Jahren im Stadtarchiv Volkach aufbewahrt[5] (Museum Barockscheune Volkach). Es gibt auch eine virtuelle Ausgabe des Salbuchs zum Durchblättern im Internet.[6]

Inhalt

Das Salbuch enthält in der Hauptsache Rechtsaufzeichnungen des 15. Jahrhunderts, darunter die Verleihung des Blutgerichts 1432, die Schulmeister- und Gottesdienstordnung von 1468, die Stadtordnung 1484, eine Halsgerichtsordnung 1504, Vorschriften über Diensteide, Zölle, Marktrecht und mehr.

Letzteren sind mit 90 kolorierten Miniaturen die meisten der Illustrationen beigegeben. Im Abschnitt über die Halsgerichtsordnung stellen 24 Zeichnungen alle Stationen eines Prozesses bis zur Vollstreckung dar.

Es werden Menschen in unterschiedlichen Funktionen mit Kleidung und Habitus in der ihnen gemäßen Umgebung aus unterschiedlichen sozialen Schichten, hauptsächlich aus der Volkacher Führungsschicht. Männer und Frauen werden dargestellt.

Im Einzelnen werden folgende Bereiche der Stadt von 1504 dargestellt[7]:

  • Rat, Bürgermeister, Schöffen
  • Städtische Ämter, Schulmeister, Ämter im Finanzbereich, Zöllner
  • Städtische Knechte, Wächter, Büttel; vor der Stadt: Hirten, Flurschützen u.ä.
  • Weinhandel, Schenken, Bordell
  • Eicher, Messer, Jahrmärkte, Wochenmärkte und Kirchweih
  • Geräte, Materialien, Lebensmittel, Tiere, Handwerk
  • Steuer, Bürgerrechte, Wehrverfassung, Armenfürsorge
  • Religion

Das Volkacher Salbuch Online gliedert wie folgt[8]:

  • Vor der Stadt
  • In der Stadt
  • Beim Bürgermeister
  • Vor Gericht
  • Auf dem Markt
  • Bei der Arbeit
  • Heilige

Bedeutung

Im Volkacher Salbuch wird fränkisches Gemeinwesen des Spätmittelalter bzw. der frühesten Neuzeit in einmaliger Form in Wort und Bild dargestellt. Ein in den Zwängen des mittelalterlichen Ordnungssystems gefangenes, von zahlreichen Ämtern, sozialen Einrichtungen und ausgetüftelten Vorschriften geregeltes Gemeinwesen wird erkennbar. Das Salbuch erlaubt einen ungewöhnlich intensiven Einblick in das Alltagsleben.[9] Besonders mit seinen 128 Miniaturen gewährt Niklas Brobst detailreiche Einblicke in das alltägliche Leben einer kleineren Reichsstadt im Spätmittelalter bzw. der Frühen Neuzeit. Als Sach- und Bildquelle ist das Volkacher Salbuch von überragender Bedeutung.

Literatur

  • Karl-S. Kramer: Fränkisches Alltagsleben um 1500. Eid Markt und Zoll im Volkacher Salbuch, Würzburg 1985 ISBN 3-429-00903-0
  • Mario Heinrich: Zum Volkacher Stadtrecht am Ende des Spätmittelalters und zu Beginn der Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung des Salbuches, Jur. Diss. Würzburg 1980

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Franziska Prinz: Der Bildgebrauch in gedruckten Rechtsbüchern des 15. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, Jur. Diss. Bonn 1995 S. 1, Anm. 2
  2. Klaus F. Röhl: Bilder in historischen Rechtsbüchern. Bausteine für das Projekt „Visuelle Rechtskommunikation“ online
  3. Kramer S. 9ff
  4. Kramer: Alltagsleben S.7f)
  5. Signatur 151
  6. Das Salbuch Volkach online
  7. Kramer S.5
  8. Salbuch Online Hauptmenü
  9. Kramer: Alltagsleben S.7ff.

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