Weihnachtsgeschäft

Weihnachtsgeschäft

Als Weihnachtsgeschäft bezeichnet man im Einzelhandel den Umsatz in den Wochen vor Weihnachten, meist in den Monaten November und Dezember. Der jährliche Umsatz im deutschen Einzelhandel in diesen beiden umsatzstärksten Monaten[1] beträgt seit 2000 etwa 70 Milliarden Euro.[2] Speziell bei Spielwaren sowie bei Uhren und Schmuck entfallen auf das Weihnachtsgeschäft mehr als 25 % des Jahresumsatzes. In anderen Segmenten wie Parfümerie, Körperpflegemittel oder Bekleidung liegt dagegen der Anteil des Weihnachtsgeschäfts am Jahresumsatz zwischen 19 % und 20 % und damit nur knapp über dem Anteil von einem Sechstel des Jahresumsatz, den man im Falle einer Gleichverteilung des Umsatz über die zwölf Kalendermonate erwarten würde.[3] Das dritte Wochenende im Dezember ist häufig das umsatzstärkste des gesamten Jahres.[4]

In den USA beginnt das Weihnachtsgeschäft ("holiday shopping season") traditionell am Black Friday, dem Tag nach Thanksgiving. Die Umsätze an diesem Tag gelten als wichtiger Konjunkturindikator.[5] 2005 hat der amerikanische Einzelhandelsverband National Retail Federation den Marketing-Begriff des Cyber Monday eingeführt, der den Montag nach Thanksgiving bezeichnet. Dieser Tag soll das Weihnachtsgeschäft im Internet-Versandhandel einläuten. In Frankreich konzentriert sich das Weihnachtsgeschäft auf den Dezember, der im dortigen Einzelhandel der mit Abstand umsatzstärkste Monat ist.[6]

Manche Produkte wie Weihnachtsbäume, Christbaumschmuck und Weihnachtskrippen werden ausschließlich für Weihnachten produziert. Einige Einzelhändler wie Käthe Wohlfahrt haben sich auf solche Produkte rund um das Weihnachtsfest spezialisiert. Einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor stellen in Deutschland auch die ca. 5000 Weihnachtsmärkte dar, deren gesamter jährlicher Umsatz auf 5 Milliarden Euro geschätzt wird. Dabei nimmt ein Geschenkehändler typischerweise in vier Wochen weniger als 10.000 Euro ein, während es ein Glühweinstand auf bis zu 100.000 Euro bringen kann.[7]

Die besondere Rolle des Weihnachtsgeschäfts ist in Deutschland auch in der Entwicklung der gesetzlichen Regelungen zum Ladenschluss an Wochenenden ersichtlich. Von 1960 bis 1996 durften Geschäfte an den vier Samstagen im Advent bis 18 Uhr 30 geöffnet sein; an anderen Samstagen außer an den ersten Samstagen jedes Monats mussten sie bereits um 14 Uhr schließen. Nach der Föderalismusreform war die Regelung der Ladenöffnungszeiten Ländersache. Während die meisten Bundesländer eine Sonntagsöffnung im Dezember ausdrücklich untersagen, war sie in Berlin ausdrücklich erlaubt, bis das Bundesverfassungsgericht diese Bestimmung für verfassungswidrig erklärte.[8]

Kritik

Christliche Kirchen kritisieren Ausmaß und Umfang des Weihnachtsgeschäfts. So kritisierte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider 2010 den frühen Start des Einzelhandels: „Wenn der Einzelhandel schon Ende September in die Weihnachtszeit startet, geht etwas kaputt.“ Der Rhythmus des Jahres würde durchbrochen, der so wichtig sei wie die Jahreszeiten und die kirchlichen Feste. Es gäbe auch „eine stille, dunkle Jahreszeit“ und es sei gut, „dass wir uns dann mit unserer Endlichkeit, unserer Verwundbarkeit auseinandersetzen können“. Der Totensonntag sei da ein Schlusspunkt. „Wenn immer Shopping ist, wird alles zur Ware.“ [9]

Einzelnachweise

  1. Zeitreihe der Umsätze im deutschen Einzelhandel (amtliche Statistik)
  2. Umsatz im Weihnachtsgeschäft nach Kalenderjahren beim Hauptverband des deutschen Einzelhandels
  3. Umsatzanteil des Weihnachtsgeschäftes am Jahresumsatz für verschiedene Branchen beim Hauptverband des deutschen Einzelhandels
  4. Financial Times Deutschland zum Weihnachtsgeschäft 2009
  5. spiegel.de, 22. November 2009
  6. Zeitreihe der Umsätze im französischen Einzelhandel (amtliche Statistik)
  7. Berliner Morgenpost, 13. Dezember 2009
  8. Pressemitteilung des Bundesverfassungsgerichts vom 1. Dezember 2009 zur Ladenöffnung an den vier Adventssonntagen in Berlin
  9. EKD-Chef genervt vom frühen Weihnachtsgeschäft Stern vom 11. November 2010

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