Wikingerschiffsgrab von Salme

Wikingerschiffsgrab von Salme
58.167522.250444444444
Wikingerschiffsgrab von Salme (Estland)
Wikingerschiffsgrab von Salme
Wikingerschiffsgrab von Salme

Das Wikingerschiffsgrab von Salme wurde im Jahre 2008 beim Isthmus von Läätsa auf Saaremaa (Ösel), der größten estnischen Insel entdeckt. Das in Klinkerbauweise gebaute Schiff barg die Überreste von sieben vermutlich männlichen Personen. Der erste frühgeschichtliche Schiffsfund in der östlichen Ostsee wird vorläufig auf etwa 700–900 n. Chr. datiert.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Fundort

Die ersten Knochen und Überreste des Salmeschiffs wurden zufällig beim Straßenbau entdeckt. Die archäologische Ausgrabung erfolgte einen Monat später. Das Schiffsgrab lag nahe der einstigen Küstenlinie, nur etwa 1,5 m über dem damaligen Meeresspiegel. Es liegt heute vier Meter über dem Wasser und 230 m von der Küste entfernt. Nur wenige seiner Holzteile blieben erhalten. Ein Teil des Schiffes wurde bei der Verlegung elektrischer Kabel zerstört. Die Position des Schiffes wird aber durch Reihen eiserner Nieten im Sand markiert.

Das Schiff

Unter Bezug auf die erhaltenen Schiffsteile konnte die ursprüngliche Länge mit 11,5 m, die Breite mit zwei Metern und die Tiefe mit 75 cm ermittelt werden. Seine wichtigsten Elemente waren aus Kiefernholz gefertigt. Das Schiff hatte acht wahrscheinlich mit Fasermaterial verbundene Spanten. Die 30 cm breiten Bretter waren mit nur 15 mm extrem dünn. Wahrscheinlich wurde das Salmeschiff mittels sechs Riemenpaaren gerudert. Die Schiffsform ist charakteristisch für Schiffe, die schnell, leicht und wendig sein mussten. Es ist ein gutes Beispiel für die Schiffsbautechnologie im Ostseeraum.

Die Funde

Die Überreste von sieben Männern wurden zusammen mit den Fragmenten ihrer Waffen gefunden. Darunter waren Schwerter, zwei Speerspitzen und sechs Pfeilspitzen. Die kleineren Objekte bestanden aus einer kleinen Axt, 18 Messern, acht Schleifsteinen und einem verzierten Knochenkamm. 71 Spielsteine aus Knochen bzw. Geweih und drei Würfel sind auch von Interesse. Während die menschlichen Überreste im Heck lagen, hatte man im Bug Schafe und Rinder niedergelegt. Das Schiff enthielt nur den Rumpf der Tiere, Bein- oder Schädelfragmente wurden nicht gefunden.

Bewertung

Verglichen mit skandinavischen Bootsgräbern aus der Vendel- und der Wikingerzeit weist Salme einige Eigentümlichkeiten auf. Der offensichtlichste Unterschied ist das Fehlen des Grabhügels. Während die Bootsgräber Skandinaviens innerhalb von Hügeln liegen, lag das Salmeschiff im Sediment und war auch damit gefüllt. Eine weitere Besonderheit ist die große Zahl von Bestatteten. Die anderen Bootsgräber enthalten in der Regel die Überreste eines einzigen Menschen von vermutlich hohem sozialem Rang. In seltenen Fällen waren es zwei (Oseberg-Schiff) oder drei (Bootkammergrab von Haithabu). Das Salmeschiff mit seinen sieben Körpern ist daher eine absolute Ausnahme. Keine der traditionellen Grabbeigaben oder Schmuck begleiten die Toten. Keramik, in der Regel häufig in Gräbern, ist ebenfalls nicht vorhanden. Daher kann das Salmeschiff nicht als typisches Bootsbegräbnis gelten. Die Ereignisse, die dazu führten, dass das Schiff mit einem Teil der Mannschaft und Gerät am Strand vergraben wurde, sind völlig unklar.

Parallelen

Das Wrack eines Schiffs des 9. oder 10. Jahrhunderts wurde 1997 in der Dalnajabucht nahe Wyborg, Russland gefunden. Abschnitte des unteren Teils des Rumpfes und ein langes Stück des Kiels sind gut erhalten. Die Bretter waren mit eisernen Nägeln, hölzernen Pflöcken und teerhaltigen Seilen befestigt. Die Struktur des Dalnaja-Schiffes legt nahe, dass es älter als das Gokstadschiff ist. Im gleichen Jahr wurde auf dem Bauernhof Stein in Hole bei Ringerike in Norwegen ein neues Schiffsgrab in einem Hügel entdeckt.

Legende

Der schwedische Sagenkönig Ingvar (auch Yngvar) soll Mitte des 9. Jahrhunderts auf Saaremaa/Ösel, das die Schweden Eysyssla nannten, gefallen sein.

Weblinks


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