Wulf Noll

Wulf Noll

Wulf Noll (* 1. September 1944 in Kassel) ist ein deutscher Schriftsteller und Essayist.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Wulf Noll studierte Germanistik (Literatur-/Sprachwissenschaft) und Philosophie in Göttingen und Berlin/West, absolvierte das Magisterexamen 1975 an der Freien Universität Berlin, promovierte 1993 an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf über das bis dahin vorliegende Werk Peter Sloterdijks. Wulf Noll war in erster Ehe mit Gerlind Noll, geb. Nebel, von 1974 – 1981 und ist in zweiter Ehe seit 1990 mit der bildenden Künstlerin Mutsumi Aoki verheiratet. Zwei Kinder gingen aus der ersten Ehe hervor, Roswita Noll (*19. Mai 1976 in Berlin, Studium der Sozialpädagogik, Sozialpädagogin) und Jan-Philip Noll (*13. Februar 1978 in Kassel, Studium der Medizin, Arzt). Die Vorfahren stammen vor allem aus Kassel und aus Nordhessen.

Noll arbeitete von 1977 – 1979 als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fach Allgemeine u. Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Essen – Gesamthochschule, 1982 – 1986 an der Volkshochschule Düsseldorf, 1986 – 1990 als Lektor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Tsukuba / Japan, 1993 – 1997 als a.o. Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Okayama / Japan. Von 1999 bis 2009 leitete Wulf Noll Integrationskurse in Düsseldorf und unterrichtete überwiegend jüdische Migranten mit akademischer Vorbildung aus den GUS-Staaten. Ab September 2009 übernimmt Noll ein Lektorat für deutsche Sprache und Kultur an der Universität Ningbo an der Ostküste Chinas in der Nähe Shanghais.

Wulf Noll unternahm ausgedehnte Reisen durch Japan, Indien und Südostasien, die sich in seinem Werk widerspiegeln.

Noll ist seit 1984 Mitglied im Verband Deutscher Schriftsteller, seit 2009 im Internationalen P.E.N.-Club (Zentrum Deutschland).

Werk

Wulf Nolls literarisches Werk besteht aus mehreren Strängen. Im Wesentlichen setzt Noll sich mit der Figur des Flaneurs und mit dem Flanieren auseinander und zwar in höchst unterschiedlichen kulturellen Kontexten. Der Flaneur – auch die Flaneurin – werden zu Protagonisten zahlreicher Reisebilder. Gehobene Reiseführer? Nein, „die Raffinesse von Nolls erzählerischer Verkleidung ist die Unverstelltheit seines Textes. Was wie ein Reisebericht klingt, ist ein subtiles Spiel damit“ (Franz Hintereder-Emde). Hier macht sich Nolls Auseinandersetzung mit den Werken Heinrich Heines, Walter Benjamins und Franz Hessels bemerkbar. Noll, dieser „Streif- und Freizügler par excellence (...) hat sein Japan so am Hacken, wie Heinrich Heine einst sein Deutschland“ (Eckhardt Momber). Doch auch Deutschland gerät in den Blick, wenn Wulf Noll z.B. seinen Flaneur zur Kur nach Bad Schwalbach und nach Wiesbaden schickt. Mit Bezug auf den Roman „Reise nach Indien – Dann, gute Nacht, Madame!“, der 2006 (ohne Jahresangabe) erschien, spricht Wolfgang Cziesla von „Philosophie ‚on the road’: Als Philosoph wird Noll das ‚ganz Andere’ gesucht haben, das dialektische Aufklärer postuliert, ohne es (naturgemäß) gefunden zu haben.“ Wir schreiben schließlich das Jahr 1968: „Philosophie hatte revolutionär, die Revolution poetisch, die Poesie philosophisch zu sein.“ Und Anil Bhatti: „Welch köstliche Satiren auf den Grafen Keyserling und auf Veltheim-Ostrau. Es ist ein Vergnügen, einen Reiseroman und einen Indienroman zu lesen, der die Gattungsklischees nicht fortschreibt.“

Nolls ‚postmoderner Flaneur’ ist der Ausdruck der Suche nach einem ‚anderen’ Menschen, einem ‚anderen’ Deutschen, der alles Autoritäre von sich streift. Das ist gewissermaßen die Antwort auf 68/69. Dieser Flaneur hat romantische und pragmatische Züge, verspielte und nüchterne zugleich. Wulf Noll begründet dieses Genre neu, u.a. in der Erzählung „Spaziergang mit Vattimo“ (in: Momotarostraße, 2003). - Noll spricht vom ‚Flanieren in zwei Welten’, er rückt den Flaneur in den interkulturellen Kontext: „Der Flaneur, durch nichts behindert, nicht einmal durch die Langsamkeit, bringt die Welt erst hervor, die er scheinbar gemächlich durchschreitet. In Wirklichkeit ist der Flaneur ein beschleunigter Geist.“

Nolls bevorzugte literarische Arbeitsgebiete sind Erzählung, Roman, Lyrik, Essay und Kritik. Noll verfasste zudem zahlreiche Literatur- und Kunstbesprechungen für die Feuilletons verschiedener Zeitungen sowie zahlreiche literarische und wissenschaftliche Beiträge in Anthologien und Periodika (auch im Ausland).

Einzelwerke/Bücher

Romane/Erzählungen

  • Woanders Pachinko! Ein japanischer Reiseroman, Bensheim 1994
  • Momotarostraße. Erzählungen aus Japan (dt. u. jap.), Budapest 2003
  • Kennst du nur das Zauberwort. Kurgeschichte, Düsseldorf 2004
  • Crazy in Japan. Flanieren in zwei Welten. Roman, Köln 2005
  • Reise nach Indien - Dann, gute Nacht, Madame! (Roman), Düsseldorf 2006
  • Den zuckenden Kugelfisch überlebt. Japanische Lesereise, Düsseldorf 2007

Gedichtbände

  • Subkultur-Sublimpoeme (Gedichte), Essen 1978
  • Ein bißchen Macht für die Nacht (zusammen mit Dieter Fohr), Mainz 1985
  • Mephisto-Quelle.... politische Lyrik ........., Mainz 1985
  • Des Rheinturms feine Spitze sticht gen Himmel. Neue deutsche Lyrik, München 1986
  • Freundliche Grüße aus dem Yenseits. Gedichte aus Japan (mit acht Zeichnungen von Mutsumi Aoki), Krefeld 1999

Sachbücher

  • Sloterdijk auf der ‚Bühne’ – Zur philosophischen und zur philosophiekritischen Positionsbestimmung des Werkes von Peter Sloterdijk im Zeitraum von 1978 bis 1991, Essen 1993

Auszeichnungen

  • 1978: Arbeitsstipendium des Landes Berlin
  • 1982: Arbeitsstipendium der Stadt Düsseldorf
  • 1993, 1999 u. 2004: Projektförderung durch das Land Nordrhein-Westfalen
  • 2002 u. 2006 Projektförderung durch die Kunststiftung NRW
  • Teilnahme am Japan-EU-Jahr der Begegnung 2005 und an Deutschland in Japan 2005/2006 (Lesereise in Japan, Land NRW)

Mitgliedschaften

  • 1984: Verband Deutscher Schriftsteller (VS)
  • 1986-2004: Internationale Vereinigung für germanische Sprach- und Literaturwissenschaft (IVG)
  • 1986-2004: Japanischer Germanistenverband
  • 1990-2004: Deutscher Germanistenverband
  • 1991: Heinrich-Heine-Gesellschaft
  • 1994-1997: Japanisch-Deutsche Gesellschaft Okayama (Vorstandsmitglied)
  • 1997-2004: Deutsche Gesellschaft für Ästhetik (DgfAe)
  • 2001: International Association for Aesthetics (IAA)
  • 2009: Internationaler P.E.N.-Club (Zentrum Deutschland)

Weblinks


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