- Wäller Platt
-
Das Wäller Platt ist der Dialekt, der im größten Teil des Westerwalds im nordöstlichen Rheinland-Pfalz gesprochen wird. Er gehört zur moselfränkischen Gruppe, die entlang der Mosel, in der südlichen Eifel, im Westerwald und entlang der mittleren Sieg verbreitet ist. Es gehört damit zu den Mitteldeutschen Dialekten, also jenen unter den hochdeutschen, bei denen die zweite oder hochdeutsche Lautverschiebung nur unvollständig durchgeführt ist.
Inhaltsverzeichnis
Ähnlichkeiten, Abgrenzung, Varietäten
Das Wäller Platt hat Ähnlichkeiten mit dem nördlich angrenzenden Sejerlänner Platt und den sich östlich anschließenden hessischen Dialekten in der Dillenburger Gegend. Das Platt aus dem Hohen Westerwald, dem Vorderwesterwald und dem Unterwesterwald unterscheiden sich jeweils deutlich hinsichtlich einiger Merkmale und Wörter. Wie im Dialektkontinuum üblich, findet man immer wieder wenigstens kleine sprachliche Unterschiede im Dialekt von einem Ort zu praktisch jedem seiner Nachbarorte.
Gefährdung der Mundart
Wie in anderen Mundartgebieten auch, wurde in der Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg die Pflege und Weitergabe der Dialekte zugunsten eines dem Standarddeutschen nahen Regiolekts stark zurückgenommen oder vernachlässigt. „Die Oma schwätzt noch im breiten Wäller Platt, die Mutter bemüht sich und der Schüler ,spricht′.“ schreibt ein Mitglied eines Wäller Mundartvereins[1] dazu.
Aussprache
Die Aussprache des Wäller Platt weist Besonderheiten auf:
- P, T, K, S
- stimmlose (harte) Konsonanten des Deutschen werden im Wäller Platt stimmhaft (weich) gesprochen, so wie im angrenzenden Hessischen und ähnlich im fränkischen und nordbairischen Sprachraum.
- R
- das Wäller Platt benutzt eine für deutsche Verhältnisse etwas eigenartige Artikulation des R, es wird nicht gerollt, aber mit einer Zungenposition ähnlich wie beim Ansatz zum Rollen weit hinten artikuliert, klingt also etwas dumpf und gutturaler, als das amerikanische R.
- OA
- ähnlich den pfälzischen Dialekten kennt das Wäller Platt einen gewöhnlich mit der Buchstabenfolge OA geschrieben Vokal, der lang und leicht nasaliert mit einem Klang zwischen dem O von „rote“ und dem O aus „Rotte“ aber näher an letzterem artikuliert wird. Er kommt etwa vor in: 's roant = es regnet.
- ÄI, EJ
- neben dem im Deutschen üblichen Diphthong, für den die Schreibweisen EI, AI, EY und AY existieren, gibt es einen weiteren, der meist ÄI oder manchmal EJ geschrieben wird und lautlich dem AY aus dem englischen May entspricht.
Wörter
- Abbe = Opa
- bescheppert = bescheuert
- Gaaß = Ziege
- wörd = wird
Für einige süddeutsche Formen ist das Wäller Platt ihr nördlichstes Vorkommen, etwa:
- ea kimmt = er kommt
- Gusch, Gosch, Goschn = Mund, Maul
- zwa, zwaa = zwei
Literatur
- Pfarrer Karl Christian Ludwig Schmidt: Westerwäldisches Idiotikon, ein Wörterbuch aus dem Westerburger Raum, Willmenrod, 1800.
- Joseph Kehrein: Volkssprache und Wörterbuch von Nassau, Montabaur, ca. 1870
Weblinks
Wiktionary: Wiktionary:Wäller Platt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenQuellen
- ↑ Karl Kessler auf http://www.klschmidt.de/gfh/gfh/mundart/waeller.htm, zuletzt gesichtet am 12. Dezember 2010
Kategorien:- Westerwald
- Mitteldeutscher Dialekt
Wikimedia Foundation.