Regiolekt

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Ein Regiolekt ist eine dialektal geprägte, regional verbreitete Umgangssprache. Von der Standardvarietät unterscheidet sie sich durch ein eigenes Substrat aus verschiedenen, in der betreffenden Region gesprochenen Dialekten sowie einen charakteristischen Akzent. Vom Dialekt unterscheidet sie sich darin, dass sie die meisten dialektalen Eigenheiten bezüglich Vokabular, Grammatik und Aussprache abgelegt oder abgeschliffen hat.

Inhaltsverzeichnis

Deutschland

Im Allgemeinen wird ein deutscher Regiolekt von jedem Deutschsprecher weitgehend verstanden. Bestimmte Wörter oder Wendungen, die ursprünglich aus Dialekten stammen, haben es sogar über den Regiolekt in das Standarddeutsche geschafft und wurden so in den Duden aufgenommen. Hauptsächlich geschieht dies, wenn regional geprägte Schriftsteller, Journalisten oder Musiker diese in ihre Texte aufnehmen und die deutschsprachige Allgemeinheit die Wörter fortan im normalen Sprachgebrauch weiterverwendet. Somit nimmt der Regiolekt eine vermittelnde Stellung zwischen Standardsprache und Dialekt ein. So sehr der Gebrauch der Dialekte in Deutschland ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zurückging, so stabil halten sich die Regiolekte. Viele Sprecher von Regiolekten sind sich nicht oder nicht immer bewusst, diesen zu benutzen und wähnen sich im Gebrauch der Standardsprache.

Im Allgemeinen ist ein Regiolekt relativ deckungsgleich mit einem Dialektgebiet. Die dort vorhandenen Ähnlichkeiten in Vokabelgebrauch und Aussprache führen zu einem ähnlich modifizierten Gebrauch des Standarddeutschen. Beispiele hierfür sind der obersächsische-meißische Regiolekt (das „Sächseln“) oder das Rheinische. Einzelne Belege[1] lassen vermuten, dass ein Regiolekt zumindest teilweise auch als ein Soziolekt klassifiziert werden kann.

Der Regiolekt kann dort, wo wirkliche Dialekte kaum benutzt werden oder lokal zu unterschiedlich sind, eine identitätsstiftende Rolle einnehmen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Ruhrdeutsch, das dem Hochdeutschen nahe ist, keinen Dialekt im Sinne einer örtlichen Sprache darstellt und doch einen Sprecher aus dem Ruhrgebiet relativ eindeutig kennzeichnet. Es kann, wie das Berlinerische, auch als ein Metrolekt klassifiziert werden.

An einigen Beispielwörtern kann der Übergang zwischen Dialekt, Regiolekt und Standarddeutsch nachvollzogen werden (sowohl Vokabular als auch Akzentuierung können variieren):

  • Standarddeutsch: Garten - Rheinisch: Jachten - Kölsch: Jaade - Vürjeberschßplatt - Jahd
  • Standarddeutsch: Schirm - Rheinisch: Schirrem - Koblenzer Platt: Baraplü - Kölsch: Parraplüh (Ruhrdeutsch bzw. westfälischer Regiolekt im Vergleich: Schiam)
  • Standarddeutsch: Apfelwein - hessischer Regiolekt: Äppler - Frankfurterisch: Ebbelwoi

Einige Begriffe werden nur in bestimmten Regiolekten verwendet. Für das Reiben, Drücken und Kratzen mit den Fingern verwendet man in der allgemeinen deutschen Umgangssprache das Wort fummeln, im Rheinischen zusätzlich knibbeln oder piddeln, im Ruhrdeutschen dagegen prockeln. Diese Wörter erscheinen den Sprechenden absolut selbstverständlich, werden aber z. B. in Bayern wohl kaum verstanden werden. Prominente Beispiele für in das Standarddeutsche eingeflossene, ursprünglich dialektal verwandte Vokabeln sind:

  • Klüngel für Vetternwirtschaft - aus dem Kölschen. In Köln wird das Verb klüngln (neben trändln) auch für trödeln benutzt.
  • Poppen für Geschlechtsverkehr (treiben) - aus dem Ruhrdeutschen, Niederrheinischen und Ripuarischen
  • Schmarrn für Unfug - aus dem Bairischen und Fränkischen.
  • Knöllchen für Strafzettel - aus dem Rheinischen
  • Palatschinke(n) für Pfannkuchen/Crêpes - in Österreich
  • Kiez für Umgebung, Nachbarschaft, Stadtteil - aus dem Berlinerischen

Deutsche Regiolekte

Einzelnachweise

  1. Zum Beispiel bei Georg Cornelissen: „Rheinisches Deutsch. Wer spricht wie mit wem und warum.“ Greven-Verlag, Köln, 2005. ISBN 3-7743-0367-3.

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Regiolekt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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