Zentgrafenstraße

Zentgrafenstraße
Zentgrafenstraße
Wappen Frankfurt am Main.svg
Straße in Frankfurt am Main
Zentgrafenstraße
Blick durch die Zentgrafenstraße zur Marienkirche
Basisdaten
Ort Frankfurt am Main
Angelegt 18. Jahrhundert, 1949 verlängert
Querstraßen Ellerstraße, Probst-Goebels-Weg
Bauwerke Marienkirche
Technische Daten
Straßenlänge 0,5 km [1]

Die Zentgrafenstraße in Frankfurt am Main liegt im nordöstlich gelegenen Stadtteil Seckbach. Die Straße ist nach einem namentlich nicht überlieferten Zentgrafen benannt, der während der Bauernkriege Wortführer der Seckbacher war.

Inhaltsverzeichnis

Straßenname

Ein Centenarius oder Zentgraf ist ursprünglich bei den Germanen der vom Volk gewählte Führer einer Hundertschaft. Später waren dies von den Grafen ernannte hohe Verwaltungsbeamte, z. B. Vorsteher von Zentgerichten, die zusammen mit Schöffen auch Todesstrafen verhängten. Seckbach gehörte seinerzeit zur Grafschaft Bornheimerberg.

Geschichte

Fachwerkhaus in der Zentgrafenstraße

In der Straße ist das Gemeindezentrum der evangelischen Mariengemeinde mit Kindergarten (1868) und Kinderhort, Gemeindebüro, Gruppenräumen, Kinder- und Jugendbüro angesiedelt [2]. Darüber hinaus grenzt der ummauerte historische Kirchhof mit Friedhof an die Straße. Er bildete früher die Ortsgrenze Seckbachs, nicht jedoch die Gemarkungsgrenze. Friedhof und Marienkirche sind in der Epoche des Barock entstanden und am 7. September 1710 geweiht worden [3]. Eine Reihe historischer Grabsteine stammt aus dieser Zeit.

Das Krieger-Ehrenmal für die Seckbacher, die während der Deutschen Einigungskriege 1864, 1866 und 1870/71 gefallen sind, steht vor dem Kirchhof der Marienkirche.

In den Jahren 1888 und 1909 wurden im Kirchhof Funde aus römischer Zeit ausgegraben, die heute im Historischen Museum in Frankfurt zu sehen sind.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden sowohl das große herrschaftlich wirkende Gemeindehaus, das den gesamten Ort dominierte und von den Seckbachern deshalb scherzhaft als Zionsburg bezeichnet wurde, als auch die Marienkirche durch Bombeneinwirkung zerstört. In der Nachkriegszeit förderte der damalige evangelische Pfarrer Karl Goebels (1901–1991) [4], später Propst in Frankfurt am Main, den Wiederaufbau, an dem sich viele Seckbacher mit großem Engagement aktiv beteiligten. Beide Gebäude wurden in deutlich schlichterer Form wiedererrichtet [5] [6].

Im nördlichen Teilabschnitt der heutigen Zentgrafenstraße entstand in der Nachkriegszeit eine Siedlung für Heimatvertriebene und Ausgebombte. Die ehemals neben dem Kirchhof endende Straße wurde aus diesem Grund bis zur damaligen Staffelstraße (heute: Im Staffel) verlängert. Das früher zur Zentgrafenstraße zählende Straßenteilstück neben dem Kirchhof erhielt später den Namen An der Marienkirche.

Straßenverlauf

Die Zentgrafenstraße ist in ihrem südlichen Teil stark, in ihrem nördlichen Teil moderat ansteigend und orientiert sich insgesamt in Richtung des zwischen 1910 und 1913 angelegten Volksparks Auf dem Huth. Ein früherer Bachlauf, der im Frühjahr viel Wasser führte, war die Eller, die wegen des Wohnsiedlungsbaus 1949 trockengelegt wurde. Nach diesem Bachlauf ist heute die Ellerstraße benannt, eine von der Zentgrafenstraße abzweigende kleine Nebenstraße. Die insgesamt als eng zu bezeichnende Zentgrafenstraße ist im südlichen Teil mit größeren Wohnhäusern bebaut, die überwiegend in den 1950er und 1960er Jahren entstanden sind, während der nördliche Teil einen architektonisch einheitlichen Baustil aufweist. Hier zweigen begrünte Wege als Zugang zu den verschiedenen Hauseingängen ab. Im südlichen Teil der Straße gibt es einen Bestand mit alten hohen Bäumen, begünstigt durch den angrenzenden Kirchhof der Mariengemeinde. Die historische Umfriedung des Kirchhofes, der teilweise direkt an die Straße grenzt, stammt noch aus dem Jahr 1710. Für Kinder gibt es an der Zentgrafenstraße den Spielplatz Alter Seckbacher Friedhof.

Literatur

  • Rochelmeyer, Folker: Seckbach und seine Umgebung, Frankfurter Sparkasse von 1822 – Polytechnische Gesellschaft (Hg.), 1972, 84 S., illustriert
  • Rochelmeyer, Folker (Chronik): Festschrift 1100 Jahre Seckbach, 880-1980, Festausschuss 1100 Jahre Seckbach e. V. (Hg.), 1980, 151 S., illustriert
  • Festschrift 275 Jahre Mariengemeinde, Der Kirchenvorstand der Evangelischen Mariengemeinde (Hg.), Frankfurt am Main, 1985
  • Masala, Lino / Rödel, Volker / Risse, Heike / Schomann, Heinz: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main, Magistrat der Stadt Frankfurt, Untere Denkmalbehörde (Hg.), 1986, 798 S., illustriert, ISBN 3-528-06238-X
  • Sauer, Walter: Seckbacher Geschichte(n), Ein Heimatbuch, Kultur- und Geschichtsverein 1954 Frankfurt a. M.-Seckbach e. V. (Hg.), ebenda, 2000, 164 S., illustriert
  • 50 Jahre Kultur- und Geschichtsverein 1954 Frankfurt a. M.-Seckbach e. V., dto. (Hg.), ebenda, 2004, 53 S., illustriert

Einzelnachweise

  1. Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main (Hrsg.): DVD Amtliche Stadtkarten Frankfurt am Main 2009. Stadtvermessungsamt Frankfurt am Main, Frankfurt am Main 2009. (online)
  2. Mariengemeinde auf: frankfurt-evangelisch.de
  3. Geschichte der Mariengemeinde auf: mariengemeinde-frankfurt.de
  4. Karl Goebels auf: ekhn.de
  5. Innenansichten der Marienkirche auf: mariengemeinde-frankfurt.de
  6. Historischer Friedhof und Außenansichten der Marienkirche auf: mariengemeinde-frankfurt.de

Weblinks


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