Zollstraße (Düsseldorf)

Zollstraße (Düsseldorf)
Zollstraße
Stadtwappen der kreisfreien Stadt Düsseldorf.png
Straße in Düsseldorf
Zollstraße
Die Häuser 2011, Nordseite der Straße
Basisdaten
Ort Düsseldorf
Ortsteil Altstadt (Düsseldorf)
Angelegt ab Mitte 16. Jahrhundert
Anschlussstraßen Marktplatz und Rheinuferpromenade
Nutzung
Nutzergruppen Fußverkehr

Die Zollstraße ist eine historisch bedeutsame kleine Straße in Düsseldorf, die zwischen Rheinuferpromenade und dem Marktplatz am Rathaus liegt. Früher wie heute endete die Straße am Marktplatz und zwar an der verlängerten Vorderflucht des Grupellohauses und begann mit dem Zolltor in der Stadtmauer vor dem Rheinufer. Aktuell ist die Lage weitgehend unverändert, allerdings ohne den Grundstückbereich des ehemaligen Rheintores mit den angebauten zwei Häusern. Dieses Grundstück gehört nun überwiegend zur Rheinuferpromenade. Am Ende der Zollstraße an der Gebäudeflucht des Grupellohauses ist eine kleine niedrige Mauer vorhanden, die bis zur Mitte der Straße reicht. Auf dieser Mauer ist eine Bronzefigur des Gießerjungen aufgestellt, der nach einer Legende beim Guss des Reiterstandbildes von Jan Wellem eine Rolle spielte.

Im letzten Weltkrieg wurden alle Häuser stark beschädigt oder zerstört. Während die Nordseite bis auf Nr. 2 komplett restauriert oder wieder aufgebaut wurde, sind auf der Südseite aktuell nur noch die zwei Gebäude Nr. 7 und 9 vorhanden. Anstelle der Häuser Nr. 11 und 13 ist nun ein Durchgang mit zwei Höhenebenen auf der Westseite des neuen Gebäudes an der Südseite des Marktplatzes vorhanden. Über diese neue Fußgängerverbindung gelangt man zur Rheinstraße.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits 1324 war durch kaiserliche Ermächtigung die Genehmigung erteilt worden in Düsseldorf einen Rheinzoll zu erheben.[1] 1373 oder nach einer anderen Quelle 1377 wurde für das Herzogtum Berg von Herzog Wilhelm II. der Stadt Düsseldorf das Privileg der Zollerhebung gewährt.[2][3] Für die Erhebung des Zolls wurde die Zollstraße angelegt, über die man ursprünglich vom Rathausplatz durch das Zolltor direkt zum Rheinufer gelangte. Ein 1372 errichtetes Lagergebäude war zum Zollhof erweitert worden und die Zöllner hatten ihr Domizil in dieser Straße.[1] Die Straße begann an der Stadtmauer vor dem Rheinufer mit dem Zolltor. Das Tor wurde bei der ersten Stadterweiterung mit der neuen Stadtmauer im 15. Jahrhunderts errichtet. Die älteste Erwähnung der Straße stammt von 1571 und betraf die Lieferung von Getreide an den Zollhof in der Zollstraße.[4] Weitere genauere Angaben zu Häusern in der Straße aus dieser Zeit liegen nicht vor.

Bebauung

Aus dem Stadtsteuerbuch von 1632 ist ersichtlich, dass die Straße bereits zu diesem Zeitpunkt auf beiden Seiten mit Häuser vollständig bebaut war.[5] Die jetzigen Häuser oder deren Vorläufer stammen aus der Zeit von Anfang des 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts. Die zeitlich nächsten gesicherten Daten zu den Gebäuden und ihren Besitzern sind späteren Datums.

Vom Zolltor ist überliefert, dass über dem Tordurchgang eine Wohnung vorhanden war. Diese wurde 1746 vom damaligen Bürgermeister „Hof-Cammerrath Pool“ bewohnt. Dieser Bürgermeister veranlasste bei einem Besuch von Fürst Carl Theodor in der Stadt eine bemerkenswerte Beleuchtung am Tordurchgang in Form eines zusätzlichen Triumphbogens. Dieser Bogen war mit 500 Lichtern ausgerüstet, die einige Inschriften beleuchteten. Die Texte, Huldigungen an den Fürsten, sind überliefert.[6] An dieses Rheintor wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Häuser Nr. 1 und 2 vom Kaufmann Arnold Masset neu angebaut. Die beiden Häuser bildeten nach Fertigstellung mit dem Tor eine Einheit.[4]

Die weiteren Häuser auf der Südseite der Straße, damals insgesamt 7, sind Haus Nr. 3, das „Im Dudel“ genannt wurde und in dem Zollknechte wohnten. Von einem dieser Knechte um 1800 ist der Name überliefert, er gehörte zur Familie Schlömer.[4] Die Häuser Nr. 5 und 7 werden im Kapitel Einzelne Gebäude näher beschrieben. Von den Häusern Nr. 9 bis 13 sind einige Eigentümer bereits ab dem 17. Jahrhundert namentlich bekannt.

Haus Zollstraße 9: Haus des Karnevals

Nr. 9 gehörte 1806 dem Kaufmann Arnold Masset, dem Bauherrn der beiden Gebäude Nr. 1 und 2 am Zolltor. Aktuell ist Haus Nr. 9 das letzte auf dieser Straßenseite. Seit 2003 wird das Haus, nun Haus des Karnevals genannt, vom Düsseldorfer Brauchtum genutzt. Seit 2005 ist auch ein Museum für den Karneval im Haus eingerichtet.

Von Nr. 11, „Zum Schloss Benrath“ genannt, sind diverse Besitzer ab 1700 bekannt. Von Nr. 13 ist überliefert, dass dieses 1659 von Johann Georg Grävius mit einer Hypothek belastet wurde. Von diesem ehemalig letzten Haus auf der Südseite der Straße ist zusätzlich bekannt, dass hier um 1800 eine Bäckerei betrieben wurde und diese auch unter späteren Besitzern bis nach 1887 weiter bestand.[7]

Auf der Nordseite der Zollstraße lagen insgesamt sechs Häuser. Das letzte Haus auf dieser Straßenseite ist das Grupellohaus, das aber zum Markplatz gezählt wird. Haus Nr. 2 wurde bereits erwähnt. Die Häuser Nr. 4, genannt „Im Kurfürst Carl Theodor“, und 6 gehörten um 1800 dem Holzhändler Heinrich Heubes. Beide Häuser wurden 1835 verkauft und es folgten weitere Änderungen der Besitzverhältnisse im 19. Jahrhundert. Von Haus Nr. 8, 10 und 12 sind verschiedene Eigentümer zwischen 1702 und Anfang 1800 bekannt. Die Häuser Nr. 10, genannt „Zum St. Jakob“, und Nr. 12, genannt „Zum goldenen Löwen“, hatten wie viele alte Häuser in der Altstadt Eigennamen.[8] Die Häuser 6, 8 und 10, es sind Giebelhäuser, werden in einem weiteren Abschnitt hinsichtlich ihrer architektonischen Ausführung gesondert beschrieben.

Aktuell gehören alle Häuser auf der Nordseite nun zum erweiterten Rathaus und werden von Ratsmitgliedern und deren Fraktionen genutzt.

Einzelne Gebäude

Haus Nr. 5, mit dem Namen „Zum Hääschen“ wurde 1662 von Rembold Nix an den Fuhrmann Johann Maurenbrecher verkauft.[9] Für den Postbetrieb wurde neben dem Haus Nr. 7, das bereits einige Jahrzehnte vorher erworben war, auch dieses Gebäude benötigt. Über ein großes Tor, angeordnet vor der Hauswand von Nr. 7, konnten die Postwagen in den großen Hofbereich mit Anbauten und Hinterhäusern einfahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ruine des zerstörten Vorderhauses einschließlich der Hintergebäude abgerissen. Aktuell wird das Grundstück vom Lokal En de Canon als Biergarten benutzt.[10][Anm. 1] Der ehemalige Bereich des Hofes und die Hinterhäuser gehören nun zu einer kleinen Grünanlage. Diese liegt in dem von den Gebäuden an Rheinpromenade, Rheinort, Zollstraße und dem neuen Durchgang zur Rheinstraße gebildeten freien Innenbereich.

Haus Zollstraße 7

Haus Nr. 7, bekannt unter dem Namen „En de Canon“ war der Sitz der Familie Maurenbrecher in Düsseldorf. Diese stammten aus Derendorf und Pempelfort und besaßen dort landwirtschaftliche Höfe. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verlegten sie ihren Hauptsitz nach Düsseldorf. 1639 war das Haus Nr. 7 von Tilmann Maurenbrecher gekauft worden. Aktuell ist das Familienwappen, eine Kanone vor eine Mauer und einer Inschrift „In der Canon“, noch über dem Eingang des Hauses angebracht. Von dort und etwas später auch vom Nachbarhaus aus betrieben Tilmann und seine Nachfolger die Posthalterei. 1752 war ein Mitglied der Familie, und zwar Johann Heinrich Maurenbrecher, Weinhändler und errichtete in dem Haus ein Weinlokal. In der Zechstube dieses Lokals stand ein Sessel von Jan Wellem und einer seiner Weinpokale war auch hier deponiert. Er zechte hier gerne und häufig mit den Bürgern der Stadt und den Künstlern, die an seinem Hofe weilten.[9]

Die Zeit der Maurenbrechers in der Zollstraße endete nach 1794, da sie ihr Posthalterprivileg bei die Eroberung des Rheinlandes durch die Franzosen verloren. 1804 war das Haus Nr. 7 bereits Eigentum des Kaufmanns Georg Wilhelm Pfeil und später von Peter van Els jun..[11] Die Posthalterei wurde nach der Franzosenzeit zuerst in das Gebäude Altestadt 17 und dann in die Carlstadt verlegt. Dort in der Poststraße, in den Häusern Nr. 1, 4 und 5, lagen nun Postgebäude und Postwagenwerkstätten. Leiter der Preußischen Post in Düsseldorf war Anfang des 19. Jahrhunderts der zum Oberpostdirektor ernannte Wilhelm Maurenbrecher.[12]

Aktuell gehört En de Canon zu einer beliebten bürgerlichen Gaststätte in der Altstadt. Auch das Brauchtum, beispielsweise die Prinzengarde Rot-Weiß, ist hier häufiger zu Gast.

Das Gebäude Haus Nr. 9 stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Erst 1985 unter Denkmalschutz gestellt, überließ die Stadt Düsseldorf das Haus ab 1998 dem Förderverein des Düsseldorfer Karnevals e.V., der es aufwändig restaurierte. Das heute als Haus des Karnevals bekannte Gebäude beherbergt ein Karnevalsmuseum und ist Sitz des Comitee Düsseldorfer Carneval e.V..[13]

Giebelhäuser

Die Giebelhäuser 6, 8 und 10 wurden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut und zeigen Verwandtschaft mit dem vorherrschenden Barock in den benachbarten Niederlanden. Gemeinsam für diese drei Häuser sind ihre verputzten Backsteinfassaden mit schlichter Werksteingliederung und knüpfen teilweise „an die ältere Tradition“ an. Im „kraftvollen, zumeist von Voluten getragenen Giebelaufbau“ sind aber auch „Parallelen zum südniederländischen Barock“[14] zu erkennen. Das Haus Zollstraße 8 steht unter Denkmalschutz.

Einzelnachweise

  1. a b Stadtarchiv Landeshauptstadt Düsseldorf, in: Zeitleiste 1300 bis 1500.
  2. Düsseldorfer Geschichtsverein; In: Festschrift zum 600jährigen Jubileum. 1888, S. [371] 362. Digitalisierte Ausgabe der ULB Düsseldorf
  3. Internetportal: Geschichte in Düsseldorf.
  4. a b c H. Ferber: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, 1889, Teil II, S. 82.
  5. H. Ferber; in: Das Landsteuerbuch Düsseldorf's von 1632. Nachdruck von 1881, S. [50]40+[51]41.
  6. H. Ferber: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, 1889, Teil II, S. 87.
  7. H. Ferber: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, 1889, Teil II, S. 82–94.
  8. H. Ferber: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, Düsseldorf 1889–90, Teil II, S. 87–89.
  9. a b H. Ferber: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, 1889, Teil II, S. 83.
  10. Alfons Houben: ‚Düsseldorf‘ Wie es damals war – wie es heute ist. WI-Verlag, Düsseldorf 1983, ISBN 3-88785-006-9 (formal falsche ISBN), S. 152 und 153.
  11. H. Ferber: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, 1889, Teil II, S. 85.
  12. H. Ferber: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf. Herausgegeben vom Düsseldorfer Geschichtsverein. Verlag C. Kraus, 1889, Teil II, S. 106.
  13. Website des Fördervereins Düsseldorfer Karneval: Haus des Karnevals. Abgerufen am 1. November 2011.
  14. Roland Kanz, Jürgen Wiener (Hrsg.): Architekturführer Düsseldorf. Dietrich Reimer, Berlin 2001, Nr. 1 auf S. 3.

Anmerkungen

  1. H. Ferber gibt an, dass Haus Nr. 5 bereits 1776 von den Maurenbrechers wieder verkauft wurde. Dies kann nicht stimmen, da es spätere Fotos vom Gebäude gibt, die die große Tordurchfahrt für die Postwagen zeigen. Vermutlich liegt bei Ferber eine Verwechslung mit einem anderen Gebäude in der Zollstraße vor.

Weblinks

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