Maurenbrecher (Familie)

Maurenbrecher (Familie)

Maurenbrecher ist der Name eines Düsseldorfer Postmeister- und Fabrikantengeschlechts.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Ausbreitung

Die Maurenbrecher sind seit etwa der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in Düsseldorf-Pempelfort nachweisbar. Stammvater ist Johann Franz Maurenbrecher, dessen jüngerer Sohn Johann Maurenbrecher 1611 in St. Lambertus in der Düsseldorfer Altstadt heiratete. Ein Johan Frans Murenbrecher wird im Landsteuerbuch von 1632 in Pempelfort für die Zahlung der Gebäudesteuer namentlich angeführt.[1]

Die Maurenbrecher gehören als Begründer der Maurenbrecherschen Fahrpost im Herzogtum Berg im 17. Jahrhundert zu den Pionieren des Postwesens. Nach der Verstaatlichung der Post im Zuge der Napoleonischen Kriege teilte sich das Geschlecht in zwei Linien, von denen die eine namhafte Wissenschaftler hervorbrachte, die andere sich der Papierfabrikation zuwandte. Mit dem Prediger Johann Gabriel Maurenbrecher (1773–1801) hat sich ein niederländischer Zweig abgespalten, der vornehmlich in Niederländisch-Indien tätig war. Die Maurenbrecher gehören der Reformierten Kirche an, die Dombacher Linie ist römisch-katholisch.

Die Maurenbrechersche Fahrpost im Herzogtum Berg

Samuel Maurenbrecher
(1648–1690), Postmeister
Peter Wilhelm Maurenbrecher (1777–1861), Postmeister
Alte Dombach (unbek. Künstler)
Frederik Louis Maurenbrecher
(1818–1871), Kgl.-Niederl. Oberst

Johann Maurenbrecher (ca. 1620–1685) übernahm das bereits von seinem Großvater Franz Maurenbrecher und seinem Vater Johann Maurenbrecher (1585–1623) sowie dessen Bruder Tilman Maurenbrecher (1580–1665) seit dem 16. Jahrhundert betriebene Fuhrgeschäft in Düsseldorf und erlangte 1668 das pfalzgräfliche Privileg zur Einrichtung einer Fahrenden Post, das 1673 auf seine drei Söhne Samuel, Johann Heinrich und Johann Dietrich erstreckt wurde. 1675 folgte durch den Großen Kurfürsten ein kurbrandenburgisches Privileg. Bedient wurden die Strecken nach Aachen, Kleve, Köln und Duisburg. Gefahren werden durften Personen und Frachtstücke – das Briefmonopol lag bei der Kaiserlichen Reichspost, die von den Thurn und Taxis organisiert und betrieben wurde. Über fünf Generationen Maurenbrecher waren als Postmeister zu Düsseldorf tätig.

Mit der Eroberung des Rheinlandes durch die Franzosen unter Napoleon erloschen die erteilten Bewilligungen. Mit Bildung des Großherzogtums Berg ging die Post in landesherrlichen Besitz über. Der letzte Postmeister, Peter Wilhelm Maurenbrecher (1777–1861), bekam jedoch die Leitung des gesamten Postwesens im besetzten Gebiet übertragen. Eine Anekdote berichtet von einem Pferderennen zwischen ihm und dem Großherzog Joachim Murat von Benrath nach Düsseldorf.[2]

Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege ging die Post, wie auf dem Wiener Kongress geregelt, zunächst an die Thurn und Taxis. Diese übertrugen die Post 1816 an Preußen. Peter Wilhelm Maurenbrecher wurde der erste Königlich-Preußische Oberpostdirektor der nunmehr in seinem Haus als Mieterin tätigen preußischen Post zu Düsseldorf.

Das Haus „En de Canon“ in Düsseldorf

Das „En de Canon“ (In der Kanone) genannte Maurenbrechersche Haus in der Düsseldorfer Altstadt, heute Zollstraße 7, wurde 1639 von Tilman Maurenbrecher (1580–1665) erworben. Den Namen hat das Haus von dem über dem Eingang befindlichen Wappen der Maurenbrecher, das im Wappenschild eine Kanone zeigt. Die Maurenbrecher betrieben dort neben der Posthalterei einen Weinhandel nebst Ausschank. „In der Kanon war die berühmte Zechstube, wo die zahlreichen holländischen und italienischen Künstler zusammenkamen, die Jan Willem an seinen Hof gezogen hatte, und hier verkehrte auch der Kurfürst selbst gerne im vertraulichen Kreise. An dem blankgescheuerten Kneiptische stand Jan Willems hochlehniger, geschnitzter Sessel.“[3]

Die Maurenbrechersche Papiermühle Dombach im Strundetal

1830 übernahm der Düsseldorfer Kaufmann Jakob Maurenbrecher (1779–1856), jüngerer Bruder des letzten Postmeisters Peter Wilhelm Maurenbrecher, die Papiermühlen Alte und Neue Dombach im Strundetal bei Bergisch Gladbach. Er wurde einer der Pioniere moderner Papierproduktion. Die Neue Dombach wurde nach und nach zu einer Papierfabrik erweitert. Seit 1843 produzierte in der Dombacher Papierfabrik die erste Papiermaschine Bergisch Gladbachs im Dauerbetrieb. Zur Aufstellung einer weiteren Papiermaschine wurde der Gebäudekomplex um 1870 noch einmal erweitert und erhielt seine heutige Fassade im typischen Architekturstil des 19. Jahrhunderts. Das Unternehmen war bereits zu dieser Zeit der größte Papierproduzent in Bergisch Gladbach. 1876 erwarb das Unternehmen Zanders, bereits im Besitz der Schnabelsmühle und der Gohrsmühle, die gesamte Dombach. Heute ist die Alte Dombach Teil des Rheinischen Industriemuseums.

Die niederländischen Maurenbrecher

Der Prediger Johann Gabriel Maurenbrecher (1773–1801) ist Stammvater des niederländischen Zweigs der Familie. Diesem Zweig gehören unter anderem verschiedene Offiziere an, darunter der Königlich-Niederländische Oberst in Batavia Frederik Louis Maurenbrecher (1818–1871), dessen Enkel, der Königlich–Niederländische Lt. Colonel Louis Maurenbrecher (1878–1948), sowie dessen Sohn Hans Anton Maurenbrecher (1910–1966), Königlich-Niederländischer Generalleutnant der Luftwaffe, Pionier der Einhand-Weltumseglung. Er überquerte zweimal den Altlantik und einmal den Pazifik mit seiner 9-Meter-Yacht Take Bora. Er ist seit dem Juli 1966 am Great Barrier Reef verschollen.[4]

Namhafte Einzelpersönlichkeiten

Daneben hat das Geschlecht Maurenbrecher eine Anzahl bekannter Wissenschaftler hervorgebracht, deren Reihe mit dem ältesten Sohn des letzten Postmeisters Peter Wilhelm Maurenbrecher, dem Juristen Romeo Maurenbrecher (1803–1843), beginnt. Der Sohn von Romeo Maurenbrecher war Carl Peter Wilhelm Maurenbrecher (1838–1892), Historiker, von dem wiederum die Söhne Berthold Maurenbrecher (1868–1943), Philologe, Wilhelm Maurenbrecher (Schauspieler) (1870–1929), Schauspieler, Otto Maurenbrecher (1872–1960), Schauspieler und Theaterintendant, und Max Heinrich Maurenbrecher (1874–1930), Theologe und politischer Publizist, abstammen.

Dem Dombacher Zweig entstammt Carl Maurenbrecher (1856–1936), der einen Rohproduktenhandel und eine Kunstwollproduktion in Krefeld begründete. Er war Zentrumspolitiker, gehörte der Reichskommission für Rohstoffbewirtschaftung, dem Beirat für die Übergangswirtschaft und der Reichswirtschaftsstelle für Spinnstoffe an. Er war Stadtverordneter und Beigeordneter der Stadt Krefeld, Mitglied des Provinziallandtages, verantwortlich für die Organisation des Katholikentags 1898 in Krefeld und Mitbegründer des Krefelder Rennvereins. Sein Sohn war der Unternehmer, Vorsitzende der Industrie- und Handelskammer Krefeld sowie Mitglied des Landtags von Nordrhein-Westfalen, Bruno Maurenbrecher (1897–1984).

Manfred Maurenbrecher (* 1950), Liedermacher und Autor, ist ein Enkel von Otto Maurenbrecher. Der Politiker Eugen Richter (1838–1906), Sohn der Bertha Maurenbrecher und des Adolf Leopold Richter, war ein Cousin von Romeo Maurenbrecher.

Wappen

Johann Reinhard Maurenbrecher (1650–1705), Ältester der Reformierten Gemeinde, stiftete 1693 der neuerbauten Kirche in Düsseldorf-Urdenbach ein Wappenfenster mit dem Maurenbrecherschen Wappen, das eine Kanone vor einer Festungsmauer zeigt.

Literatur

  • W. M.: Maurenbrecher. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 20, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 693–695.
  • Richard August Keller: Posturkunde für Johann Maurenbrecher, in: DüsseldorfJb 28, 1916, S. 227–228
  • Ernst Köppen: „Carl Maurenbrecher“, in: „Krefelder Miniaturen“, Krefeld 1967, S. 201–203
  • Hans Anton Maurenbrecher: Het journaal van de Takebora, Woerden/Laren 1996
  • Rudolf Mirbt: Mitteilungen aus dem Kreise der Familien Mirbt, Wagner, Maurenbrecher. Folge 1: Die Vorfahren von Hildemarie, Felix, Marianne, Barbara Mirbt. 1944.
  • Otto R. Redlich: Actenstücke zur Geschichte des niederrheinischen Postwesens und der Düsseldorfer Posthalterfamilie Maurenbrecher, in: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins (BGNrh) 7, 1893, S. 261–300
  • Walter Schmithals: Zu den Anfängen des niederrheinischen Postwesens und zu Johann Maurenbrecher, in: Düsseldorfer Jahrbuch 68 (1997) S. 77–87
  • Ferdinand Schmitz: Die Papiermühlen und Papiermacher des bergischen Strundertals, Bergisch Gladbach 1921, Reprint 1979
  • Tönnies: Die kurpfälzischen Posten am Niederrhein, in: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins (BGNrh) 1, 1886, S. 13–56

Weblinks

  • Theo Fühles: Zur älteren Postgeschichte und zur Geschichte von Haus Spilles, einer früheren Posthalterei in Benrath. Volltext online

Einzelnachweise

  1. H. Ferber; in: Landsteuerbuch der Stadt Düsseldorf von 1632, Nachdruck, S. 52.
  2. „Eines Tages, so wird erzählt, ritt Murat mit großer Suite vom Schloß Benrath, wo er meist wohnte, nach Düsseldorf Er rief seinen Postmeister Maurenbrecher zu sich und unterhielt sich mit ihm im Weiterreiten. Einer der besten Reiter der französischen Armee wollte er anscheinend M. seine Meisterschaft im Reiten zeigen und sprengte plötzlich mit rasender Schnelligkeit weiter. Der Postmeister aber, auch als tüchtiger Reiter bekannt, wich nicht von seiner Seite, und auf schaumbedeckten Rossen langten beide dicht nebeneinander vor dem Stadttor in Düsseldorf an, während das Gefolge weiter zurückgebliegen war.“[1]
  3. Haus „En de Canon“ und Wappen
  4. Auszug aus: „Ocean Pioneers“ (Abb.), ISBN 978-90-71500-09-1

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