Clara Stern

Clara Stern

Clara Stern, geborene Clara Joseephy, (* 1877 in Berlin; † 1948 in Durham (North Carolina), USA) leistete an der Seite ihres Mannes William Stern Hervorragendes auf dem Gebiet der Entwicklungspsychologie. Dies tat sie ohne einen eigenen akademischen Abschluss gemacht zu haben, denn das war vor 1900 für Frauen in Deutschland noch nicht möglich.

Clara Stern war die Mutter des bekannten deutschen Essayisten, Technikkritikers und Philosophen Günther Anders.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Clara Stern stammte aus einer begüterten jüdischen Familie Berlins. Diese sah in William Stern, Claras zukünftigem Mann, nur einen „Bürgerlichen“, ihrer Ansicht nach kein geeigneter Ehemann für Clara. Sie aber setzte sich durch und heiratete ihn 1899. In Breslau, wo William Stern eine Professur für Pädagogik innehatte, zogen die Eheleute ihre drei Kinder, Hilde (1900–1962), Günther (1902–1992) und Eva (1904–1992) auf.

William und Clara Stern schrieben ihre Beobachtungen über die Entwicklung der Kinder in wissenschaftliche, sehr genaue Tagebücher. Die Ergebnisse ihrer Erforschung fassten die beiden in „Die Kindersprache” (1907), „Erinnerung, Aussage und Lüge in der ersten Kindheit” (1908) und der „Psychologie der frühen Kindheit bis zum sechsten Lebensjahr” 1914 zusammen. Die Kinder berichteten später, dass sie von all diesen Beobachtungen kaum etwas gemerkt hätten. Für die wissenschaftliche Methodik dieser Tagebuchmethode war dies wesentlich, denn ihre Resultate sollten nicht durch „gezielte” Untersuchungsmethoden mit Bias verfälscht werden. Die Mehrzahl der Eintragungen stammten von Clara Stern, da William Stern in Breslau den Verpflichtungen seines Lehrstuhls nachkommen musste.

Die computerisierte, über das Datenbankprojekt CHILDES im Internet recherchierbare Transkription der Tagebücher über Kindheit der 1900er Jahre ist gegenwärtig Ausgangspunkt für vertiefte Fortführungen im Rahmen der Qualitativen Sozialforschung und Entwicklungspsychologie.

Durch die Machtergreifung der Nazis 1933 wurden jüdische Wissenschaftler sozusagen über Nacht aus ihren Ämtern gedrängt. Claras Ehemann William Stern musste die Leitung seines Psychologischen Instituts und seine Funktionen in allen Gremien an der Universität Hamburg aufgeben. Gewarnt durch ihren 31-jährigen Sohn Günther, dass Hitlers "Mein Kampf" die Vernichtung der Juden propagiere, ging das Ehepaar Stern rechtzeitig ins rettende ausländische Exil, zunächst in die Niederlande, dann weiter in die USA. Im Bundesstaat North Carolina bekam der weltweit renommierte Begründer der Differenziellen Psychologie William Stern an der Duke University in Durham (North Carolina) eine Professur, die den Lebensunterhalt des deutschjüdischen Ehepaars sicherte. Clara Stern verstarb dort 71-jährig, etwa zehn Jahre nach ihrem Ehemann.

Schriften

  • Clara und William Stern: Die Kindersprache. 1907, Neudruck Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt (WBG) 1987 (1)
  • Clara und William Stern: Psychologie der frühen Kindheit. 1914 - das bis 1987 vielfach aufgelegte Standardwerk

Sekundärliteratur

  • Sibylle Volkmann-Raue (Hg.): Bedeutende Psychologinnen. Biographien und Schriften. Beltz-Vlg, Weinheim 2002, ISBN 3-407-22136-3

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • STERN, WILLIAM — (Louis; 1871–1938), German philosopher and psychologist; grandson of sigismund stern . Stern, who was born and educated in Berlin, was the founder of personalistic psychology and a pioneer in many other fields of psychology. He taught philosophy… …   Encyclopedia of Judaism

  • Stern (Familienname) — Stern ist ein Familienname. Namensträger Inhaltsverzeichnis A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z …   Deutsch Wikipedia

  • Clara Josephine Schumann — Clara Schumann 1878/79 Pastell von Franz von Lenbach Clara Josephine Schumann (* 13. September 1819 in Leipzig; † 20. Mai 1896 in Frankfurt am Main; geborene Wieck) war eine deutsche Pianistin und Komponistin und die Ehefrau Robert Schumanns …   Deutsch Wikipedia

  • Clara Schumann — 1878/1879 Pastell von Franz von Lenbach Clara Josephine Schumann (* 13. September 1819 in Leipzig; † 20. Mai 1896 in Frankfurt am Main; geborene Wieck) war eine deutsche Pianistin und Komponistin und die Ehefrau …   Deutsch Wikipedia

  • Clara Wieck — Clara Schumann 1878/79 Pastell von Franz von Lenbach Clara Josephine Schumann (* 13. September 1819 in Leipzig; † 20. Mai 1896 in Frankfurt am Main; geborene Wieck) war eine deutsche Pianistin und Komponistin und die Ehefrau Robert Schumanns …   Deutsch Wikipedia

  • Clara Wieck-Schumann — Clara Schumann 1878/79 Pastell von Franz von Lenbach Clara Josephine Schumann (* 13. September 1819 in Leipzig; † 20. Mai 1896 in Frankfurt am Main; geborene Wieck) war eine deutsche Pianistin und Komponistin und die Ehefrau Robert Schumanns …   Deutsch Wikipedia

  • Clara Viebig — Clara Viebig, Berlin, 1890 Clara Viebig (* 17. Juli 1860 in Trier; † 31. Juli 1952 in Berlin) war eine naturalistische Erzählerin, deren Werke um die Jahrhundertwende in den bürgerlichen Haushalten zur Standardbibliothek gehörten. Einige Werke… …   Deutsch Wikipedia

  • Clara Haskil — Clara Haskil. Clara Haskil (Bucarest, 7 de enero de 1895 Bruselas, 7 de diciembre de 1960) fue una pianista suiza de origen rumano.[1] Reconocida como intérprete del repertorio del clasicismo y …   Wikipedia Español

  • Clara Haskil — (7 January 1895 7 December 1960) was a Romanian classical pianist, renowned as an interpreter of the classical and early romantic repertoire. Haskil was particularly noted for her performances and recordings of Mozart. Many considered her the… …   Wikipedia

  • Clara Schumann — Sketch of Clara Wieck Schumann Clara Schumann (née Clara Josephine Wieck; 13 September 1819 – 20 May 1896) was a German musician and composer, considered one of the most distinguished pianists of the Romantic era. She exerted her influence over a …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”