Cobbe-Porträt

Cobbe-Porträt
So genanntes Cobbe-Porträt, um 1610

Das so genannte Cobbe-Porträt ist ein Gemälde aus dem 17. Jahrhundert eines unbekannten Künstlers. Es stellt eine männliche Person dar, bei der es sich nach Meinung des Shakespeare-Experten Stanley Wells um den Dramatiker William Shakespeare handelt.[1]

Nach Wells sei es „mit großer Wahrscheinlichkeit“ das einzige erhaltene Gemälde, das zu Shakespeares Lebzeiten entstand. Benannt wurde es nach der Familie Cobbe, in deren Besitz es sich seit mehr als 300 Jahren befindet. Die beiden Porträts, die bislang als einzige authentische Abbilder Shakespeares galten, sind der sogenannte „Droeshout-Stich“ auf der Frontseite der ersten Gesamtausgabe der Werke Shakespeares (1623 First Folio), sowie die Büste in der Holy Trinity Church seines Heimatortes Stratford-upon-Avon (etwa 1623, im 18. Jahrhundert renoviert).

Die Familie Cobbe war lange davon ausgegangen, das Gemälde zeige den Seefahrer Walter Raleigh, dessen Name auch auf die Rückseite des Bildes geschrieben wurde. Nach einem Besuch der Folger Shakespeare Library entdeckte Alec Cobbe die Ähnlichkeit zwischen dem dort ausgestellten sogenannten Janssen-Porträt und dem Cobbe-Bild und kontaktierte den Vorsitzenden des Shakespeare Birthplace Trust, Stanley Wells. Daraufhin durchgeführte Röntgen- und Infrarotuntersuchungen ergaben, dass das Cobbe-Porträt etwa aus dem Jahre 1610 stammt, als Shakespeare 46 Jahre alt war. Es existieren drei Kopien dieses Gemäldes, was nach Ansicht von Wells darauf hindeutet, dass es sich bei dem Dargestellten um eine berühmte Person gehandelt habe. Zudem stammten viele Gemälde der Cobbe-Sammlung aus dem Nachlass des Dritten Earl of Southampton, Henry Wriothesley, darunter auch ein weiteres Porträt, das den Grafen darstellen soll.[2] Die Verbindung zwischen dem Gemälde und dem Earl, der ein Patron Shakespeares war, legten nahe, dass es früher sein Eigentum gewesen sei.

Die Zuschreibung wird von vielen Forschern allerdings mit Skepsis gesehen, was nicht zuletzt an der geringen Ähnlichkeit zwischen dem Cobbe-Porträt und dem als authentisch eingestuften Droeshout-Stich liegt.[3] Auch weise das Porträt laut Hildegard Hammerschmidt-Hummel nicht die Darstellung der typischen Krankheitsmerkmale von Shakespeares Hautsarkoidose auf, die bei der Totenmaske sowie auf von ihr als authentisch angesehenen Darstellungen deutlich erkennbar seien. [4] Dr. Tarnya Cooper von der National Portrait Gallery hält es für wahrscheinlicher, das Porträt zeige den Dichter Thomas Overbury, was man inzwischen auch vom Janssen-Porträt denkt.[5]

Quellen

  1. Ein Bild von einem Shakespeare In: FAZ.net, 9. März 2009
  2. That's no lady, that's.... In: guardian.co.uk, 21. April 2002
  3. Jetzt sieht William Shakespeare viel zu gut aus. In: Welt Online, 11. März 2009
  4. Hildegard Hammerschmidt-Hummel: Viel Lärm um Nichts. Das jetzt gefundene und mit einigem Entdeckerstolz präsentierte Cobbe-Porträt ist kein authentisches lebensgetreues Bildnis William Shakespeares. In: Frankfurter Rundschau vom 14. März 2009. Abgerufen: 15. März 2009
  5. Katherine Duncan-Jones: Shakespeare Unfound(ed)? In: Times Online vom 18. März 2009

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