Collegium illustre

Collegium illustre

Das Collegium illustre in Tübingen war von 1559–1817 eine Hochschule für junge Adelige.

Blick auf das heutige Wilhelmsstift, vormals Collegium illustre, vom Turm der Stiftskirche

An der Stelle im Ammertal, an der sich heute das Wilhelmsstift erhebt, befand sich das 1272 gegründete Tübinger Franziskanerkloster, in dem sich auch ein Generalstudium des Ordens befand. Im 15. Jahrhundert erlangte dieses Generalstudium Bedeutung dank seiner gelehrten Lektoren. Bald nach seiner Aufhebung im Jahre 1535 während der Reformationszeit war es 1540 teilweise abgebrannt. Seit 1559 war in den verbliebenen Gebäuden ein "Collegium" eingerichtet worden, das junge Adlige auf den Staatsdienst vorbereiten sollte. Es gab eigene, von der Universität unabhängige Vorlesungen, aber auch Unterricht in Tanzen, Reiten, Fechten und Ballspielen. 1588–1592 wurde dann die heute noch bestehende Vierflügelanlage im Renaissancestil errichtet.

Die württembergische Große Kirchenordnung von 1559 bestimmte das ehemalige Klostergebäude als Pendant zum evangelischen Stift für die Ausbildung von Staatsbeamten. Noch im selben Jahr wurde wohl die neue Einrichtung eröffnet. In den Jahren 1588–1592 wurde das Kolleg von dem württembergischen Landbaumeister Georg Beer im Spätrenaissancestil erbaut. An der Ecke von der Langen Gasse zur Collegiumsgasse befindet sich am Gebäude über dem Portal das Wappen des Herzogtums Württemberg von 1593. Die Eröffnung und die Aufnahme der ersten Kollegiaten erfolgte am 25. April 1594. Nach den Statuten von 1594 konnten sowohl Adelige als auch Bürgerliche in das Institut eintreten. [1] Zwei Jahre später sehen die Statuten im Collegium Illustre ein Haus für fürstliche und adlige Studenten.[2] Bis zum Dreißigjährigen Krieg war es die bevorzugte Ausbildungsstätte des protestantischen Adels in ganz Europa.

Innenhof des heutigen Wilhelmsstifts, Fassade mit Ausnahme des Ostflügels noch aus Zeit des Collegiums

Die Arkaden und der großzügige Emporenhof wurden wie „Stadien“ der Renaissance für die verschiedensten Veranstaltungen genutzt. Während im Hof geübt wurde, konnte man von den Geschossen aus zusehen.

Im Südosten des Gebäudes befand sich zudem das Ballhaus. Hier fand das Jeu de Paume, ein Ballspiel, seinen offiziellen Rahmen. in Deutschland gab es 65 dieser Saalbauten. Die Räume mit ungegliederten Innenwänden wurden durch ein Fensterband unterhalb des Dachstuhls belichtet. Ein Netz spannte sich wie heute beim Tennis quer zur Raumtiefe, wobei es an einer Seite auf eine in den Raum gebaute Galerie traf, deren Pultdach Teil des Spielfeldes war. In dieser Galerie und auch an den Fenstern nahmen die Zuschauer am Geschehen teil.

Trotz seines schönen Namens und seiner durchaus sinnvollen Zielbestimmung erreichte das Collegium illustre nur in wenigen Phasen seiner Geschichte ein besonderes Format. An den Glanz anderer berühmter Bildungsstätten kam es nicht heran. Seine Gründungsidee war nicht schlecht, aber es ist kaum gelungen, daraus ein tragfähiges Bildungskonzept zu entwickeln. Vor allem in seiner elitären Charakteristik war es allzu direkt auf die unmittelbaren Bedürfnisse einer Ritterschule und eines Spielplatzes für Adlige zugeschnitten.Die napoleonische Zeit brachte das Ende. Nach seiner Schließung im Jahre 1798 diente es noch einige Jahre als Wohnung für die Söhne des Herzogs[3].

Seit 1817 ist das Theologenkonvikt des Bistums Rottenburg-Stuttgart, damals noch Bistum Rottenburg, im Collegium illustre untergebracht. Eine Umbenennung in Wilhelmsstift erfolgte erst im Jahre 1821 auf Wunsch der Studentenschaft.

Dozenten

Einzelnachweise

  1. Statuten des Collegium illustre aus dem Jahre 1594, Hauptstaatsarchiv Stuttgart
  2. Statuten des Collegium illustre aus dem Jahre 1596, Hauptstaatsarchiv Stuttgart
  3. Vgl. Willburger, Collegium illustre
48.5211628651269.0551455805154

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