- Colloque Walter Lippmann
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Das Colloque Walter Lippmann (fr. für Kolloquium, Gespräch) fand vom 26. bis 30. August 1938 auf Einladung des französischen Philosophen Louis Rougier im Institut International de Coopération Intellectuelle in der Rue Montpensier in Paris statt, dort wurde der Begriff Neoliberalismus geprägt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Auf dem Colloque wurden die Thesen des amerikanischen Publizisten Walter Lippmanns über den Niedergang des Liberalismus und die Chancen einer erneuerten liberalen Ordnung, die sich vom Laissez-faire Liberalismus unterscheiden sollte, diskutiert. Dieser hatte in seinem 1937 erschienenem Buch "The Good Society" scharfe Kritik an Sozialismus, Nationalsozialismus und Faschismus als "kollektivistischen" Ideologien, aber auch den als "New Deal" bezeichneten Wirtschafts- und Sozialreformen in den Vereinigten Staaten geübt. Die Zusammenkunft sollte in Abgrenzung zum Manchester-Liberalismus des 19. Jahrhunderts liberalem Gedankengut neue Geltung verschaffen. Rougiers Einladung folgten neben Lippmann 24 weitere Denker, Wirtschaftswissenschaftler und Industrielle.[1]
Das ausschließliche "Laissez-faire" des Manchester-Kapitalismus wurde in diesen Gesprächen als eine der Ursachen der bestehenden Krise gesehen, so dass für die neuen Inhalte auch ein neuer Name stehen sollte. Dabei setzte sich Alexander Rüstows Begriffsschöpfung des Neoliberalismus gegen Alternativen wie Neo-Kapitalismus, sozialer Liberalismus oder sogar libéralisme de gauche (franz. Linker Liberalismus) durch.[2] Allerdings haben nicht alle den Begriff Neoliberalismus selbst übernommen, Wilhelm Röpke bezeichnete die Festlegung auf den Neoliberalismus-Begriff als „das am wenigsten glückliche Ergebnis der Konferenz“, Walter Eucken lehnte ihn grundsätzlich ab.[3]
Beim Colloque Walter Lippmann zeigte sich (nach der vielfach rezipierten Forschung von Meyer-Rust) bereits die Unvereinbarkeit der “Altliberalen” von Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek mit “den Neoliberalen” Walter Eucken, Wilhelm Röpke und Alexander Rüstow in unmissverständlicher Klarheit. Rüstow bedauerte im Nachhinein, „daß durch die kompromißliche Schlußresolution der Schein der Einheit mühsam aufrechterhalten wurde, wo in Wirklichkeit der schärfste und fruchtbarste subkonträre Gegensatz vorlag“.[4] Wilhelm Röpke und Alexander Rüstow bezeichneten die Konzeptionen der Mitteilnehmer des Colloque Walter Lippmann von von Mises und von Hayek als Alt- bzw Paläoliberalismus, um diese vom Neoliberalismus (in ihrem Sinne) abzugrenzen.[5]
Teilnehmer
- aus Frankreich: Raymond Aron, Roger Auboin, Louis Baudin, Bourgeois, Auguste Detœuf, Bernard Lavergne, Étienne Mantoux, Robert Marjolin, Louis Marlio, Ernest Mercier, André Piatier, Jacques Rueff und Louis Rougier
- aus dem angelsächsischen Raum: Condliffe, Michael Polanyi, Walter Lippmann und Bruce Hopper
- aus Deutschland Alexander Rüstow und Wilhelm Röpke
- aus Österreich Friedrich August von Hayek, Ludwig von Mises und Alfred Schütz.
Belege
- ↑ Philip Mirowski, Dieter Plehwe: The Road From Mont Pelerin. 2009, ISBN 978-0-674-03318-4, S. 13
- ↑ Philip Mirowski, Dieter Plehwe: The Road From Mont Pelerin. 2009, ISBN 978-0-674-03318-4, S. 13
- ↑ Andreas Renner: Die zwei Neoliberalismen. In: Fragen der Freiheit. Heft 256, Okt./Dez. 2000, Seite 3 (PDF)
- ↑ Katrin Meyer-Rust: Alexander Rüstow – Geschichtsdeutung und liberales Engagement, Stuttgart 1993, ISBN 978-3-608-91627-0, S. 69
- ↑ Andreas Renner: Die zwei Neoliberalismen. In: Fragen der Freiheit. Nr. Heft 256, Okt./Dez. 2000 Seite 6
Literatur
- Wegmann, Milène, Früher Neoliberalismus und europäische Integration, Baden Baden 2002.
- Plickert, Philip, Wandlungen des Neoliberalismus. Eine Studie zu Entwicklung und Ausstrahlung der Mont Pèlerin Society, Stuttgart 2008.
Weblinks
- ZEIT Online: Zeitgeschichte - Die Mission des Liberalismus; von Wolfgang Köhler, 7. August 2008
- Herzlichen Glückwunsch, Neoliberalismus! von Romanus Otte in der Tageszeitung Die Welt vom 23. August 2008
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