Colonel Pesyan

Colonel Pesyan
Colonel Pesyan nach der Verleihung des Eisernen Kreuzes

Colonel Mohammad Taqi-Khan Pesyan (persisch ‏محمدتقی پسیان‎‎; * 1892 in Tabriz; † 3. Oktober 1921) auch Colonel Pesian, Pessian oder Pesseyan war ein militärischer Kommandeur des Iran.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Colonel Pesyan stammt aus einer prominenten Familie aus Azerbaidschan, die nach der Niederlage Persiens im russisch-persischen Krieg, der 1882 mit dem Vertrag von Turkmantschai endete, in den Iran emigriert war. In Pesyans Familie hatte der Dienst beim Militär Tradition. Sein Onkel General Hamzeh Khan Pesyan war Kommandeur in der persischen Kosakenbrigade, seine Cousins Heydar Qoli Khan Pesyan, Ali Qoli Khan Pesyan, Gholam Reza Khan Pesyan und er selbst dienten in der persischen Gendarmerie.

In Tabriz erhielt Mohammad Taqi eine umfassende Ausbildung in den Naturwissenschaften, der persischen und arabischen Sprache sowie mehrerer europäischer Fremdsprachen. 1907 ging er nach Teheran an die Militärhochschule. Nach fünf Jahren wurde er zum Leutnant der Gendarmerie befördert. Bereits zwei Jahre später bekleidete er den Rang eines Hauptmanns. Als Bataillonskommandeur diente er in Qazvin, Hamadan und Yazd. Darüber hinaus war er als Dozent und Dolmetscher in der Ausbildungseinrichtung der Gendarmerie in Yusef Abad in Teheran tätig. Zu Beginn des ersten Weltkriegs wurde er zum Major befördert.

Erster Weltkrieg und Exil in Deutschland

Im November 1915 griff er als Kommandeur der Gendarmerie von Hamadan in der Schlacht von Musalla die pro-russische Kosakenbrigade an. Es gelang ihm, die Kosaken zu überwältigen und zu entwaffnen. Mit einer patriotischen Ansprache überzeugte er viele Soldaten der Kosakenbrigade, auf seiner Seite weiterzukämpfen. Am Ende musste er sich aber gegen die auf Hamadan vorrückende, zahlenmäßig und von der Bewaffnung her überlegene russische Kaukasusarmee geschlagen geben. Die Reste von Pesyans Truppen zogen sich nach Kermānschāh zurück, wo sie von den nachsetzenden Russen endgültig geschlagen wurden. Wer konnte, floh ins osmanische Reich. Im August 1916 startete Pesyan einen Versuch, Kermānschāh zurückzuerobern. Doch auch dieses Mal konnte er die überlegenen russischen Streitkräfte nicht besiegen. Viele seiner Soldaten gingen ins Exil nach Istanbul. Pesyan selbst ging ins Exil nach Berlin, um im andauernden Ersten Weltkrieg auf der Seite der Deutschen an der Westfront weiterzukämpfen.

Während seiner Zeit in Berlin absolvierte er bei der deutschen Luftwaffe eine Fliegerausbildung. Bei mehreren Kampfeinsätzen gelang es Pesyan, 25 feindliche Flugzeuge abzuschießen. In Anerkennung seiner militärischen Verdienste wurde er mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.

Pesyan hat während seines Aufenthaltes in Deutschland mehrere Bücher aus dem Französischen und Deutschen ins Persische übersetzt. Darüber hinaus verfasste er Sargozasht-e yek javan-e vatandoust (Das Leben eines jungen Patrioten) und Jang-e Moqaddas az Baghdad ta Iran (Der Heilige Krieg von Bagdad bis Iran).

Rückkehr in den Iran

Nach dem Ende des ersten Weltkriegs kehrte Pesyan 1920 in den Iran zurück und trat wieder in den Dienst der Gendarmerie. Im Juni 1920 wurde er zum Colonel (Oberst) befördert, und im September 1920 wurde er Kommandeur der Gendarmerie in Chorasan. Nach dem gewaltsamen Sturz der Regierung Mirza Hassan Khan verhaftete Colonel Pesyan auf Anweisung von Premierminister Seyyed Zia al Din Tabatabai den damaligen Gouverneur von Chorasan Ahmad Qavam und überstellte ihn ins Gefängnis nach Teheran. Seyyed Zia ernannte ihn dafür zum Militärgouverneur der Provinz Choarasan. Pesyan rief am 2. April 1921 die Autonome Regierung von Chorasan aus. Er übernahm zudem die Verwaltung des Grabs von Imam Reza in Maschhad, einer der wichtigsten Pilgerstätten im Iran. Ende Juni 1921 wurde Ahmad Qavam jedoch wieder freigelassen und von Ahmad Schah Kadschar zum Premierminister von Iran bestimmt. Qavam ließ Pesyan umgehend verhaften und machte der autonomen Regierung von Chorasan am 6. Oktober 1921 ein Ende. Pesyan hatte sich mit 150 Gendarmen in Quchan verschanzt und war dem mit über 1.000 Kosaken anrückenden Reza Khan hoffnungslos unterlegen. Pesyan wurde am 3. Oktober 1921 hingerichtet. Als Beleg für seinen Tod wurde sein Kopf nach Teheran gebracht.

Der Tod Pesyans war für die Einwohner von Chorasan ein Schock. Sie verehrten Pesyan als Freiheitskämpfer. Fünf Jahre lang fanden am 3. Oktober, dem Tag seiner Hinrichtung, Gedenkveranstaltungen statt. Nachdem Reza Khan am 12. Dezember 1925 zum Schah gekrönt worden war, unterband dieser jedoch die Trauerzeremonien.

Pesyan ist in Maschhad in Chorasan in demselben Garten wie Nadir Schah begraben.

Literatur

Siehe auch

Zum Thema Deutschland und der Nahe Osten im ersten Weltkrieg: Nachrichtenstelle für den Orient


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pesyan — Colonel Pesyan nach der Verleihung des Eisernen Kreuzes Colonel Mohammad Taqi Khan Pesyan (persisch ‏محمدتقی پسیان‎‎; * 1892 in Tabriz; † 3. Oktober 1921) auch Colonel Pesian, Pessian oder Pesseyan war ein militärischer Kommandeur des Iran …   Deutsch Wikipedia

  • Colonel Pesian — He was born into a prominent Persian family, from Azerbaijan who had immigrated to Iran after Persia s defeat to the Russian Empire in the war which ended with the shameful Treaty of Turkomanchai in 1828. Pesyan family possessed strong military… …   Wikipedia

  • Colonel Pessian — at the height of his power. Colonel Mohammad Taqi Khan Pessian (1892 3 October 1921) (also Colonel Pessian or Pesyan Pesseyan ), born into an aristocratic family in Tabriz, was a popular military leader of Iran and became a national hero after… …   Wikipedia

  • Autonomous Government of Khorasan — Infobox Former Country conventional long name = Autonomous State of Khorasan common name = Khorasan continent = Asia region = Persia country = Persia status=Unrecognized year start = 1921 year end = 1921 date start = April date end = October… …   Wikipedia

  • Anglo-Russische Invasion Irans — Teil von: Erster Weltkrieg …   Deutsch Wikipedia

  • Persische Gendarmerie — Die persische Gendarmerie (Jandarmeri e Dowlati – Gendarmerie der Regierung) war eine von schwedischen Offizieren aufgebaute und geführte militärische Einheit der konstitutionellen Regierung Irans, die sich 1906 nach der Konstitutionellen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ahmad Amir-Ahmadi — Generalleutnant (Sepahbod) Ahmad Amir Ahmadi Sepahbod Ahmad Amir Ahmadi (* 1884 in Isfahan; † 1974) war Generalleutnant der Armee, Minister und Senator im Iran. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Per–Pes — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Ahmad Qavam — Ahmad Qavām (auch Qavam al Saltaneh, persisch ‏قوام السلطنه‎; * 1875; † Juli 1955) war einer iranischer Politiker. Er leitete mehrere Ministerien und war mehrfach Premierminister. Ahmad Qavam war zweimal verheiratet und hatte einen Sohn. Leben 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolf Nadolny — Rudolf Nadolny, 1917 Rudolf Nadolny (* 12. Juli 1873 in Groß Stürlack, Kreis Lötzen, Ostpreußen; † 18. Mai 1953 in Düsseldorf) war ein deutscher Diplomat. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”