Connie Willis

Connie Willis
Connie Willis beim Clarion Workshop 1998 in Seattle

Constance Elaine Trimmer Willis (* 31. Dezember 1945 in Denver) ist eine US-amerikanische Science-Fiction-Schriftstellerin. Sie gewann in den zahlreiche Preise, darunter elf Hugo Awards und acht Nebula Awards. Sie lebt mit ihrem Ehemann, einem Physikprofessor, in Greeley, Colorado, und hat eine Tochter.

Inhaltsverzeichnis

Themen und Stil

Willis ist für ihre leicht zugängliche Sprache und ihre liebenswerten Charaktere bekannt. In mehreren ihrer Werke spielen Zeitreisen und eine Gruppe von Historikern im Oxford der Zukunft eine Rolle. Dazu gehören die mit dem Hugo Award ausgezeichneten Romane Die Jahre des Schwarzen Todes, Die Farben der Zeit und der zweibändige Roman Blackout / All Clear, sowie die Erzählung Brandwache, die in der gleichnamigen Erzählungssammlung enthalten ist. Ähnlich etwa Neal Stephenson lassen sich Willis' Werke oft nicht eindeutig einem Genre zuordnen. Die Geschichten ihres Zeitreise-Universums sind eindeutig Science-Fiction; in anderen Werken wie der Novelle Bellwether oder dem Roman Passage sind Science-Fiction-Elemente nur in Ansätzen zu identifizieren.

Als ihren größten Einfluss nennt sie Robert A. Heinlein, den sie für seinen Humor, seinen bodenständigen Zukunftsansatz und seine schlauen Handlungen schätzt. Der Schreibstil von Connie Willis ist an die comedy of manners (Sittenkomödie) angelehnt. Deutliche Einflüsse von P. G. Wodehouse sind erkennbar, sodass es manche Leser überraschen dürfte, dass Connie Willis keine Engländerin ist. Die Hauptpersonen ihrer Geschichten werden typischerweise von lästigen Gegenspielern bedrängt, die zielstrebig unlogische Pläne verfolgen, indem sie etwa versuchen, inmitten einer tödlichen Epidemie ein Glockenläuten zu veranstalten (Die Jahre des Schwarzen Todes), oder die Erforschung von Nahtoderfahrungen dadurch erschweren, dass sie den Befragten Worte in den Mund legen (Passage). Verwaltungsmitarbeiter ohne Rückgrat und Spinner sind fester Bestandteil des Personals. Im Kontrast dazu sind die Hauptpersonen und ihre Verbündeten willensstarke und sorgfältig gezeichnete Charaktere, die es dadurch umso besser mit ihren Quälgeistern aufnehmen können.

Andere Motive und stilistische Werkzeuge sind etwa:

  • Wissenschaftler, die wirkliche Wissenschaft betreiben, als Hauptpersonen (das Leitmotiv von Bellwether, aber auch in Uncharted Territory und Passage vorhanden, schwächer ausgeprägt in den Geschichten des Zeitreise-Universums);
  • eine Abneigung gegen zügellose Politische Korrektheit (besonders die Überbewertung von eingeborenen Kulturen in Uncharted Territory oder Einstellungen gegen das Rauchen in Bellwether);
  • das Einbeziehen akribisch recherchierter, detailliert dargestellter Belanglosigkeiten, die den Erzählstoff berühren oder zu ihm in symbolischer Beziehung stehen (Modeerscheinungen in Bellwether, Paarungsbräuche in Uncharted Territory, alte Filme in Remake, die Titanic und andere Katastrophen in Passage).

Obwohl sie als Science-Fiction-Autorin gefeiert wird, könnten die Geschichten von Connie Willis solche Leser enttäuschen, die typische Science-Fiction-Themen und Auflösungen erwarten. Dies gilt besonders für Lincolns Träume, eine Geschichte über die unerwiderte Liebe zu einer Frau, die möglicherweise Reinkarnation oder Präkognition erfährt, und deren Perspektive ans Selbstmörderische grenzt. In ähnlicher Weise beschäftigt sich Bellwether fast ausschließlich mit Psychologie, und Passage deutet eine reale Grundlage für das Phänomen der Todesnäheerfahrungen nur an. Die Erzählweise allerdings kann als sehr reizvoll empfunden werden.

Werk

Romane und Novellen

  • 1982: Water Witch (mit Cynthia De Felice); dt. 1984: Knaur TB 5786, ISBN 3-426-05786-7, Die Wasserhexe, übersetzt von Marcel Bieger
  • 1987: Lincoln's Dreams; dt. 1992: Heyne TB 06/4883, ISBN 3-453-05401-6, Lincolns Träume, übersetzt von Norbert Stöbe
  • 1989: Light Raid (mit Cynthia De Felice)
  • 1992: Doomsday Book; dt. 1993: Die Jahre des Schwarzen Todes, übersetzt von Walter Brumm, Heyne TB 06/5013, ISBN 3-453-06589-1
In diesem Roman betrachtet die Autorin parallel den Ausbruch einer tödlichen Seuche in der Zukunft und den Ausbruch der Pest im Mittelalter. Sie stellt die durch die unterschiedlichen Möglichkeiten der Medizin bedingten Folgen konsequent dar, wodurch die Beschreibung der Ereignisse zur Zeit der Pest zu einem erschütternden Dokument gerät.
  • 1994: Remake
  • 1994: Uncharted Territory
  • 1996: Bellwether
  • 1997: Promised Land (mit Cynthia De Felice)
  • 1997: To Say Nothing of the Dog, or How We Found the Bishop's Bird Stump At Last; dt. 2001: Die Farben der Zeit, oder Ganz zu schweigen von dem Hunde und Wie wir des Bischofs Vogeltränke doch noch fanden, übersetzt von Christian Lautenschlag, Heyne TB 06/6379, ISBN 3-453-18783-0
Um Geldmittel für die Renovierung einer Kathedrale aufzutreiben, benutzt man das Netz, eine Vorrichtung zur Zeitreise ins viktorianische Zeitalter. Obwohl das Netz Zeitparadoxa verhindern soll, gelangt eines Tages doch eine Katze hindurch – eine ausgestorbene Spezies. Der Originaltitel des Romans ist eine Anspielung auf Jerome K. Jeromes Buch Drei Mann in einem Boot.
  • 2001: Passage
  • 2005: Inside Job
  • 2007: All Seated on The Ground
  • 2010: Blackout
  • 2010: All Clear

Kurzgeschichtensammlungen

  • All My Darling Daughters (dt. Alle meine geliebten Töchter)
  • Fire Watch (dt. Brandwache)
  • A Letter from the Clearys (dt. Ein Brief von den Clearys)
  • Daisy, In the Sun (dt. Daisy in der Sonne)
  • Blued Moon (dt. Geblauter Mond)
  • Service For the Burial of the Dead (dt. Die Liturgie bei der Totenbestattung)
  • Samaritan (dt. Der Samariter)
  • And Come from Miles Around (dt. Und sie kommen von meilenweit her)
  • 1993: Impossible Things
  • 1999: Miracle and Other Christmas Stories
  • 2007: The Winds of Marble Arch and Other Stories

Auszeichnungen

  • Lincoln's Dreams: John W. Campbell Memorial Award
  • Die Jahre des schwarzen Todes: Hugo Award, Nebula Award und Locus Award
  • Die Farben der Zeit: Hugo Award, Locus Award
  • Inside Job und All Seated On The Ground: Hugo Award
  • Passage: Locus Award
  • Blackout / All Clear: Hugo Award, Nebula Award
  • Hugo und Nebula Award für die Erzählungen The Last of the Winnebagos, Fire Watch und Even the Queen; Nebula Award für At the Rialto und A Letter from the Clearys

Kritik

„Die Handlung trudelt fröhlich dem völligen Chaos und der Vernichtung des Raum-Zeit-Kontinuums entgegen, während sich der Leser im letzten Drittel des Buches besorgt fragt, ob es die Autorin schafft, aus dem selbst angerichteten – wohlgemerkt äußerst amüsanten – Tohuwabohu irgendwie wieder aufzutauchen... Connie Willis verwebt das viktorianische Zeitalter mittels all der Zeitsprünge so kunstvoll mit dem Heute, dem Gestern und ihrem speziellen und nicht minder merkwürdigen Morgen, daß Geschichte plötzlich zu einem zerbrechlichen Kunstwerk wird.“

Karsten Kruschel über Die Farben der Zeit[1]

Literatur

  • Albrecht Fritzsche: Ich mag Science Fiction einfach. Connie Willis und der Glaube an eine schöne Zukunft. In: Die Welten der Science Fiction. 15 Annäherungen an das erfolgreichste Genre unserer Zeit, Corian-Verlag Meitingen, 1988. ISBN 3-89048-313-5
  • Usch Kiausch: Science Fiction hat nichts mit der Zukunft zu tun. Ein Gespräch mit Connie Willis. In: Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 1993, Wilhelm Heyne Verlag, München, ISBN 3-453-06202-7, S. 509-525.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Das Science Fiction Jahr 2002, hrsg. von Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag München 2005, ISBN 3-453-19674-0, S. 796 f.

Weblinks

 Commons: Connie Willis – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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