Cornelius Littmann

Cornelius Littmann
Corny Littmann (2006)

Corny Littmann (* 21. November 1952 in Münster; bürgerlich Cornelius Littmann) ist ein Unternehmer, Theaterbesitzer (Schmidt Theater) und Vereinspräsident des FC St. Pauli. Littmann lebt in Hamburg.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Littmann wuchs als Sohn eines späteren Professors für Finanzwirtschaft in Münster und Berlin auf, bis die Familie 1970 einem Ruf des Vaters nach Hamburg folgte. Nach dem Abitur im Gymnasium Alstertal in Hamburg studierte Littmann Psychologie in Hamburg. Bereits 1976 steht Corny Littmann, selbst homosexuell, als Mitglied der Theatergruppe Brühwarm mit Themen der zeitgenössischen Schwulenbewegung auf der Bühne. Mit wechselnden Kollegen trat er bis 1979 an zahlreichen Orten in der Bundesrepublik auf.

1979 trat er den Hamburger Grünen bei, für welche er im Jahr 1980 - erfolglos - als Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl antrat. Um im Bundestagswahlkampf die Verfolgung und Diskriminierung von Schwulen öffentlich anzuprangen, zerschlug er im Beisein von Journalisten einen Toilettenspiegel im Hamburger Hauptbahnhof. Hinter diesem Spiegel hing eine Überwachungskamera der Hamburger Polizei, mit welcher die Klappe kontrolliert wurde.

Gemeinsam mit dem Kabarettisten Gunter Schmidt, der heute mit seiner Partnerin Lisa Politt die Hamburger Bühne "Polittbüro" (politisches Kabarett) betreibt, gründete Corny Littmann 1982 das Tourneetheater "Familie Schmidt", dem sich später auch Ernie Reinhardt anschloss. Mit einer Mischung aus Songs und Szenen zogen sie bis 1988 mit sechs eigenen Stücken unter dem Motto "deutsch, aufrecht, homosexuell" durch Deutschland. Von 1982 bis 1985 war Littmann der Leiter der freien Theatergruppen auf dem Kampnagel-Gelände. Im Jahr 1990 wurde er Vorstandsmitglied des Kampnagel-Trägervereins.

Seit Oktober 2006 ist er mit seinem langjährigen Freund, dem gebürtigen Tunesier Madou Ellabib (* 1966), einem Tenor im Chor der Hamburgischen Staatsoper, verpartnert.[1]

Familie Schmidt

1988 schlug Littmanns große Stunde: am 8.8. um 8 Uhr 8 eröffnete er als künstlerischer Leiter, gemeinsam mit drei weiteren Gesellschaftern, das "Schmidt Theater" mitten auf Sankt Pauli. Am 1. September 1991 wurde dann das so genannte "Große Haus" nur einige Gebäude weiter unter dem Namen "Schmidts Tivoli" eröffnet.

In den Jahren 1990 - 1993 erlangte Corny Littmann unter dem quasi von seinem künstlerischen Ex-Partner "geborgten" Künstlernamen Herr Schmidt bundesweite Bekanntheit, nachdem die fast schon legendäre Schmidt Mitternachtshow in den dritten Fernsehprogrammen ausgestrahlt worden war. Als Co-Moderatoren hatte er Lilo Wanders (Ernie Reinhardt) und Marlene Jaschke (Jutta Wübbe) mit auf der Bühne. 1991 wurde die Mitternachtsshow mit dem Adolf-Grimme-Preis als beste Unterhaltungsshow ausgezeichnet. Littmann alias Herr Schmidt sorgte mehrfach für erboste Reaktionen - vor allem in Bayern. So blendete sich beispielsweise der Bayerische Rundfunk aus einer Mitternachtshow aus, als er ein Plakat der Deutschen Aidshilfe in die Kamera hielt, auf der zwei Männer beim Oralverkehr zu sehen waren.

Nach dem Ende der ‘‘Mitternachtsshows‘‘ führte Littmann erstmals Regie bei einer Hausproduktion. Es handelte sich dabei um das Musical Cabaret. Nur ein Jahr später führte Littmann Regie bei der 50er-Jahre-Revue Fifty-Fifty. Dies war die erste Zusammenarbeit mit seinem langjährigen Musikalischen Leiter und Hauskomponisten Martin Lingnau.

1995 wurden, gemeinsam mit Georgette Dee, in Schmidts Tivoli vier Folgen einer neuen Fernsehshow, der Neuen Schmidtshow, produziert. Im Sommer desselben Jahres hatte die Operette "Im weißen Rößl" Premiere.

Seit 1998 ist Littmann immer wieder als Produzent seiner Hausproduktionen tätig oder übernimmt auch selbst kleine Rollen. So war er beispielsweise als "Gerda" in "Pension Schmidt" zu sehen, einer Bühnen-Soap-Opera mit allmonatlich neuer Folge.

Am 2. November 1999 wurde Corny Littmann durch die Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer, den Bundesverband Junger Unternehmer und die Hamburger Sparkasse mit dem Titel ‘‘Hamburger Unternehmer des Jahres 1999‘‘ ausgezeichnet.

Fußball

Am 25. Februar 2003 wählte die Mitgliederversammlung des FC St. Pauli Littmann zum Präsidenten des Vereins. Er hatte dieses Amt bereits seit Dezember 2002 kommissarisch wahrgenommen. Angesichts der Tabuisierung des Themas Homosexualität im Fußball – aktuell gibt es keine professionellen Fußballspieler, die sich zur Homosexualität bekennen – fand die Wahl Littmanns besondere Aufmerksamkeit und wurde als ein weiterer Beleg für die „Besonderheit“ des FC St. Pauli gewertet.

Am 23. Februar 2007 gab er nach Streitigkeiten mit dem Aufsichtsrat bekannt, sein Amt zum 26. März 2007 niederzulegen. Am 13. März 2007 wurde er durch den Aufsichtsrat des FC St. Pauli als Präsident abberufen, kurz darauf jedoch per einstweiliger Verfügung wieder eingesetzt. Nach deren Bestätigung durch das Landgericht Hamburg widerrief er seinen Rücktritt.[2] Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 25. März 2007 wurde Littmann als Präsident bestätigt. Im Rahmen der regulären Mitgliederversammlung des FC St. Pauli am 18. November 2007 wurde Littmann für weitere vier Jahre im Amt bestätigt. In seiner Arbeit unterstützt wird Littmann durch die Vizepräsidenten Stefan Orth, Marcus Schulz, Gernot Stenger und Bernd-Georg Spies.[3]

Literatur

  • Christopf Ruf: Die Untoten vom Millerntor. Der Selbstmord des FC St. Pauli und dessen lebendige Fans, PapyRossa Verlag, Köln 2004 ISBN 3894383100

Weblinks

Anmerkungen

  1. queer.de: Corny Littmann unter der Haube, 5. Dezember 2006
  2. Tagesspiegel: Littmann bleibt Präsident, 19. März 2007.
  3. FC St. Pauli Magazin: Littmann im Amt bestätigt, 18. November 2007

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