Cottageviertel

Cottageviertel
Borkowski-Villa auf dem Richard-Kralik-Platz

Als Cottageviertel oder kurz das Cottage wird meistens das Cottageviertel in den Wiener Gemeindebezirken Währing und Döbling bezeichnet, es gibt in Wien aber auch ein Lainzer und ein Hietzinger Cottageviertel. Die an Wien angrenzende Marktgemeinde Perchtoldsdorf errichtete um 1860/70 ebenfalls ein solches Viertel. Die Vorbilder für die Cottage-Villen waren ursprünglich englische Landhäuser (cottages). Viele Wiener sprechen das Wort Cottage pseudo-französisch (koteesch) aus, korrekt ist die englische Aussprache (kottedsch), die immer öfter verwendet wird.

Das Währinger und Döblinger Cottageviertel gehört zu den vornehmsten und teuersten Wohngegenden Wiens. Es liegt, auf der Türkenschanze, zur Hälfte im 18. und zur Hälfte im 19. Wiener Gemeindebezirk (Währing und Döbling). Die Hasenauerstraße bildet die Grenze zwischen beiden Bezirken. Charakteristisch sind die vielen alten Villen und noblen Häuser sowie die ruhigen Gassen voller Bäume und Grünflächen. Viele Prominente wohnen und wohnten hier, zum Beispiel Thomas Hampson und Arik Brauer. Die Villen im „Cottage-Stil“ haben oft rote Backsteinfassaden oder zeichnen sich durch ländliche Bauelemente aus. Sie waren meistens bürgerliche Familienhäuser, die in den Jahren 1873–74 als Antwort auf die teuren Zinspaläste errichtet wurden.

Das Währinger und das Döblinger Cottageviertel bilden eigene Zählbezirke der amtlichen Statistik. Der aus vier Zählsprengeln bestehende Zählbezirk Währinger Cottage hatte bei der Volkszählung 2001 1.977 Einwohner[1], der aus fünf Zählsprengeln bestehende Zählbezirk Döblinger Cottage 3.648 Einwohner.[2]

Hasenauerstraße um 1900

Im Jahr 1872 wurde auf Initiative von Edmund Kral und Heinrich von Ferstel der Wiener Cottage Verein gegründet, der auf einem unverbauten Gebiet zwischen Döbling und Währing den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern mit umliegenden Gärten plante. Ab 1872 war Heinrich von Ferstel bis zu seinem Tod Obmann des Vereins. Die ersten 50 Bauten in einfacher, gotisierender Form wurden unter der Leitung von Architekt Carl von Borkowski, von dem auch die Parzellierungspläne stammen, errichtet und verkauft. Nach der Übernahme der Bauleitung durch Hermann Müller wurden die Bauten mit dem Ansteigen der Grundstückspreise immer größer und eleganter.

Der erste Baugrund befand sich zwischen der Sternwartestraße, der Gymnasiumstraße, der Haizingergasse und der Cottagegasse. Anfangs prägten das Viertel Villen im englischen Stil, später wurde im französischen und italienischen Baustil gebaut.

Außer Ferstel und Borkowski planten nun auch weitere berühmte Architekten wie Franz von Neumann oder das Architektenduo Fellner und Helmer Villen im Cottage. Insgesamt errichtete der Wiener Cottage Verein mehr als 350 Häuser. Ähnliche Anlagen wurden schließlich um die Jahrhundertwende auch in Hütteldorf, Ober Sankt Veit und Hetzendorf errichtet. Angrenzend an das Cottageviertel erstreckt sich der Türkenschanzpark; im Cottageviertel befinden sich u.a. die Universitätssternwarte Wien und das Döblinger Gymnasium.

Damit die hohe Wohnqualität auf Dauer gesichert bleibt, wurde ein eigenes Cottage-Servitut eingeführt. Die Bewohner verpflichteten sich und verpflichten sich noch heute, gewisse bauliche Beschränkungen einzuhalten.

Einzelnachweise

  1. Ortsverzeichnis 2001 Wien, hrsg. v. Statistik Austria, Wien 2005, S. 84
  2. Ortsverzeichnis 2001 Wien, hrsg. v. Statistik Austria, Wien 2005, S. 87

Literatur

  • A. M. Ellenbogen: Das Wiener Cottage. Ein Wohnkonzept in Idee, Planung und Realisierung 1860-1918. Wien 1989
  • Heidi Brunnbauer: Im Cottage von Währing /Döbling: Interessante Häuser - interessante Menschen I. Edition Weinviertel, Wien (2007). ISBN 3901616616
  • Heidi Brunnbauer: Im Cottage von Währing /Döbling: Interessante Häuser - interessante Menschen II. Edition Weinviertel, Wien (2006). ISBN 3901616926

Weblinks

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