- Dame (Spiel)
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Dame ist ein strategisches Brettspiel für zwei Spieler. Es zählt zu den Spielen mit vollständiger Information. Das ermöglicht Spielstrategien, deren Erfolg nicht vom Zufall abhängig ist.
Das Spiel ist im deutschen Sprachraum wenig populär, jedoch ist Dame insbesondere in Russland und den Niederlanden Profisport.
Inhaltsverzeichnis
Spielregeln
Begriffe
Dame wird auf einem quadratischen Brett mit abwechselnd weißen und schwarzen Feldern gespielt. In vielen Ländern (einschließlich Deutschland, Österreich und der Schweiz) hat das Spielbrett 8×8 Felder. Es entspricht also einem Schachbrett; allerdings werden die Felder bei Dame anders bezeichnet. International wird auf einem 10×10-Brett gespielt (Dame 100).
Als Spielfiguren dienen runde, flache Spielsteine, schwarze für den einen und weiße für den anderen Spieler. Diese sind gewöhnlich aus Holz oder Kunststoff gefertigt. Auf dem 8×8-Brett hat jeder Spieler 12 Steine, auf dem 10×10-Brett 20 Steine.
Gespielt wird nur auf den dunklen Feldern. Die Steine ziehen ein Feld in diagonaler Richtung, aber nur vorwärts. Gegnerische Steine müssen übersprungen werden, sofern das dahinter liegende Feld frei ist. Wenn das Zielfeld eines Sprungs auf ein Feld führt, von dem aus ein weiterer Stein übersprungen werden kann, so wird der Sprung fortgesetzt. Alle übersprungenen Steine werden vom Brett genommen.
Erreicht ein Spielstein die gegnerische Grundlinie, wird er zur Dame befördert. Dies wird kenntlich gemacht, indem ein zweiter Stein obenauf gesetzt wird. Eine Dame darf (nach den in Deutschland üblichen Regeln) auch beliebig weit rückwärts ziehen und springen. Beim Überspringen eines gegnerischen Steines muss die Dame auf dem unmittelbar dahinterliegenden Diagonalfeld aufsetzen. Falls sie von dem neuen Feld aus über andere Steine springen kann, muss sie das auch tun. Es gelten also die Sprungregeln für einfache Steine, mit der zusätzlichen Regel, dass die Dame über mehrere Felder vorwärts und eben auch rückwärts springen kann. Durch die Bedingung, dass eine Dame auf dem Feld hinter dem geschlagenen Stein aufsetzen muss, ist ein Endspiel von zwei Damen gegen eine einzelne gegnerische Dame gewonnen.
Spielverlauf
Vor Spielbeginn werden die Steine so angeordnet, dass in den ersten drei Reihen (bei Dame 100 den ersten vier Reihen) auf beiden Seiten des Spielbretts alle dunklen Felder belegt sind. Anschließend können die Spielsteine diagonal gezogen werden und auch andere Steine schlagen.
Es beginnt die Seite mit den dunklen Steinen (meist rot oder schwarz).
Ziel des Spieles ist es, dem Gegner alle Zugmöglichkeiten zu nehmen, also alle gegnerischen Steine zu schlagen oder zu blockieren.
Varianten
Die offiziellen Regeln des Damespiels, die in Vereinen oder bei Turnieren gelten, besagen, dass stets geschlagen werden muss, wenn dies möglich ist. Eine in vielen Ländern unter nicht-organisierten Spielern verbreitete Variante erlaubt dagegen dem Gegner, den Stein, der hätte schlagen müssen, vom Brett zu entfernen (sog. „pusten“ oder auch „blasen“), anstatt darauf zu bestehen, dass der regelkonforme Zug doch noch ausgeführt wird.
Es gibt auch viele regional unterschiedliche Spielarten:
Checkers, Draughts
In vielen englischsprachigen Ländern (Großbritannien, Irland, USA, Kanada, Südafrika, Australien, Neuseeland) darf die Dame nur ein Feld weit ziehen (engl. Draughts, in den USA Checkers). Mit Damen, die nur ein Feld weit ziehen dürfen, ist ein Endspiel von zwei Damen gegen eine (bis auf eine Ausnahme) immer zugunsten der zwei Damen gewonnen.
Im April 2007 ist durch Jonathan Schaeffer und seine Mitarbeitergruppe bewiesen worden, dass Dame in der bereits erwähnten Variante Checkers bei perfektem Spiel immer Unentschieden endet. Hierfür ließen die Informatiker Spielstellungen mit 10 Spielsteinen und weniger zusammen mit den 19 relevantesten Spieleröffnungen auf dem Brett analysieren, wobei sie über 39 Billionen Stellungen untersuchen mussten. Dadurch war es nicht nötig, alle ca. 5·1020 Stellungen zu berechnen, und dennoch konnten sie eine Spielstrategie finden, bei der man nie verlieren kann.[1][2]
Internationale Dame
Diese Variante hat die weiteste Verbreitung. In Deutschland heißt sie auch Dame 100, da sie auf einem 10×10-Brett gespielt wird. In ihr dürfen Damen beliebig weit ziehen und springen und einfache Steine auch rückwärts springen, aber nicht ziehen. Außerdem muss bei jedem Zug, wo geschlagen werden kann, die größtmögliche Anzahl gegnerischer Steine geschlagen werden, wobei kein Unterschied zwischen Damen und einfachen Steinen getroffen wird. Diese Variante wird vereinsmäßig in über 60 Ländern gespielt, vor allem im kontinentalen Westeuropa (Frankreich, Benelux), den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und in vielen afrikanischen, aber auch amerikanischen und asiatischen Ländern, die einst französische oder niederländische Kolonien waren. Bei dieser Damevariante braucht man mindestens drei, in der Regel aber vier Damen, um gegen eine einzelne gegnerische Dame zu gewinnen.
In französischsprachigen Gebieten Kanadas, vor allem in der Provinz Quebec, wird Dame nach den obigen Regeln auf einem 12×12-Brett gespielt („Kanadisches Damespiel“). Eine Anekdote berichtet, ein Mann habe das Spiel in Europa kennen gelernt. Voller Begeisterung wollte er es seinen Landsleuten beibringen, war sich aber ob der Felderzahl unsicher. Er erinnerte sich falsch und erläuterte das Spiel mit dem 12×12-Brett. Allerdings gibt es dieses Spiel auch in der Dominikanischen Republik und auf Sri Lanka.
Weitere Regionalformen
In der Türkei wird im Damespiel nicht diagonal, sondern senkrecht vorwärts oder waagerecht seitwärts gezogen oder geschlagen; sowohl schwarze als auch weiße Felder werden somit benutzt. Damen dürfen orthogonal in alle Richtungen ziehen und schlagen. Schlagen ist Zwang. Bei einem Schlagzug muss die größtmögliche Anzahl geschlagen werden, ohne dass zwischen gegnerischen Damen und einfachen Steinen unterschieden wird. Auf dem 8×8-Brett sind zu Anfang die zweite und dritte Reihe mit je 8 Steinen besetzt. Bei diesem Spiel gewinnen zwei Damen gegen eine einzelne gegnerische Dame. Andere orientalische Damevarianten ähneln der Türkischen Dame.
In der ehemaligen Sowjetunion, in Polen und den Niederlanden wurden im 20. Jahrhundert Varianten erfunden, die auf einem aus regelmäßigen Sechsecken aufgebauten Spielbrett gespielt werden. Die im Westen bekannteste hexagonale Damevariante stammt von dem niederländischen Spieleerfinder Christian Freeling und heißt HexDame.
Prinzipielle Möglichkeiten
Die Variationsmöglichkeiten für die Dame-Varianten außer der Türkischen Dame sind im Einzelnen:
- Die Brettgröße:
- 8×8
- 10×10
- 12×12
- Zugmöglichkeiten der einfachen Steine:
- ein Schritt diagonal vorwärts (in allen Varianten gleich)
- Schlagmöglichkeiten der einfachen Steine:
- Genau einen gegnerischen Stein, aber nur vorwärts.
- Beliebig viele gegnerische Steine, aber nur vorwärts.
- Genau einen gegnerischen Stein, vorwärts oder rückwärts.
- Beliebig viele gegnerische Steine, vorwärts oder rückwärts.
- Zugmöglichkeiten der Damen:
- ein Schritt diagonal, vorwärts oder rückwärts.
- Beliebig viele Schritte, vorwärts oder rückwärts.
- Schlagmöglichkeiten der Damen:
- Genau einen gegnerischen Stein.
- Beliebig viele gegnerische Steine.
- Die Dame muss direkt hinter den geschlagenen Stein ziehen.
- Schlagzwang:
- Es müssen möglichst viele gegnerische Steine geschlagen werden.
- Wenn eine Dame schlagen kann, hat das Vorrang vor dem Schlagen mit einem einfachen Stein.
- Wenn eine Dame geschlagen werden kann, hat das Vorrang vor dem Schlagen eines einfachen Steins.
- (und viele weitere Möglichkeiten)
Turnierregeln
Beim Turnierspiel werden die ersten drei Züge aus einer Reihe vorgegebener Eröffnungen ausgelost, und beide Spieler spielen diese Eröffnung einmal als weißer und einmal als schwarzer Spieler. Auf diesen Turnieren wird Dame auf 64 Feldern nach den angelsächsischen Regeln gespielt. Diese Regel wurde eingeführt, um die vielen unentschiedenen Spiele, die aus bestimmten Eröffnungen entstehen, zu reduzieren.
Im „Internationalen Damespiel“ existieren vergleichbare Regeln nicht.
Schlagdame
Bei der Dame-Variante Schlagdame sind die Regeln die gleichen wie beim Damespiel, aber das Spielziel ist ein anderes: Wie beim Räuberschach gewinnt derjenige Spieler, der als erster alle Steine opfern konnte.
Geschichte
Das Damespiel hat seinen Ursprung wahrscheinlich im 10. oder 11. Jahrhundert in Südfrankreich; das Spielbrett wurde vom damals schon bekannten Schachspiel übernommen. Die Spielregeln stammen von Alquerque (auch als Quirkat bekannt).
Ursprünglich wurden die Steine ferses genannt, nach der Dame im Schachspiel. Zu jener Zeit konnte die Dame nur ein Feld weit ziehen. Die Neuerung war das aus Alquerque übernommene Überspringen und Wegnehmen gegnerischer Steine. Das Spiel wurde zu jener Zeit Fierges genannt.
Eine weitere Ähnlichkeit mit dem Schachspiel bestand früher darin, dass der Damespieler nicht verpflichtet ist, jede sich ihm bietende Gelegenheit zum Schlagen von gegnerischen Steinen auszunutzen. Um 1535 wurde dieses Schlagen obligatorisch. Verpasste ein Spieler die Gelegenheit dazu, wurde seine Figur zur Strafe vom Brett „gepustet“, bzw. weggenommen. Diese neue Form nennt man „Jeu Force“ die ältere „Jeu Plaisant“. Die heutige Standardversion ist Jeu Force.
Philip Mouskats Chronique (1243) bezieht sich auf „Könige“, womit eventuell eine Umwandlung auf der Grundlinie belegt ist.
Die Umbenennung der „ferses“ im Schachspiel in „Dame“ führte zu einer parallelen Umbenennung des Spiels in „Dames“.
Computer-Dame
Das erste Dame-Programm für das Angelsächsische Damespiel wurde 1952 von Arthur L. Samuel, einem Forscher bei IBM, geschrieben, und war eines der ersten Spielprogramme für Computer überhaupt. Bis 1962 verbesserte Samuel das Programm noch mehrmals. Ein Charakteristikum war die Fähigkeit des Programms, die Strategie anhand der Spielweise der Gegner anzupassen. Gegen starke menschliche Spieler war dieses Programm noch chancenlos; dennoch bildet es einen wichtigen Meilenstein in der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz.
Das stärkste Dame-Programm (ebenfalls Angelsächsische Dame) ist Chinook, das von einer Gruppe unter Leitung Jonathan Schaeffers geschrieben wurde. Marion Tinsley, der Weltmeister von 1955–1962 und 1975–1991, besiegte das Programm im Jahre 1992; aufgrund von Gesundheitsproblemen musste er 1994 ein Spiel abbrechen. Chinook ist nach dem Gewinn des Mensch-Maschine Titels nicht mehr angetreten. Die enorme Spielstärke heutiger Programme ist vor allem auch dadurch begründet, dass heute bereits 10-Steine-Endspiele in einer riesigen Datenbank vorhanden sind. Eines der weltstärksten Programme ist Cake Manchester, eine Freeware-Engine für das Programm Checkerboard. Auf der Seite findet man Partien und andere starke Engines.
Heute auf PCs laufende Programme können eigentlich nicht mehr gegen menschliche Gegner verlieren. Allerdings gibt es heute nur noch wenige große Meister im Damespiel, so dass Vergleiche mit der Spielstärke der 1980er und 1990er Jahre schwer sind. Auch aufgrund der absoluten Überlegenheit des Computers im Damespiel finden sich nur wenige Nachwuchsspieler. Cake Manchester nahm auch an der Computer-Dame Weltmeisterschaft 2002 in Las Vegas teil. Es siegte dort Nemesis vor KingsRow und Cake.
In der Juli-Ausgabe 2007 von Science zeigten Schaeffer und Mitarbeiter, wie sie das Damespiel mit Chinook gelöst haben. Ein perfektes Spiel beider Spieler führt zu einem Unentschieden.
Literatur
- Reiner F. Müller: Dame, Duell mit flachen Steinen. Düsseldorf, Econ-Verlag 1988, ISBN 3-612-20367-3
- Jonathan Schaeffer: One Jump Ahead: challenging human supremacy in checkers. New York, Berlin, Heidelberg, u. a., Springer 1997, ISBN 0-387-94930-5 – Beschreibung des Autors von Chinook über die Geschichte seines Programmes
- RC Bell: DAS GROSSE BUCH DER SPIELE,Domini Sumus Verlag, 1980, ISBN 3-88310-004-8
Weblinks
Commons: Dame – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Homepage der FMJD, des internationalen Dame-Verbands (Dame 100)
- Homepage von Checkerboard, einer freien Computerversion von Dame
Fußnoten
- ↑ n-tv.de: 39 Billionen Stellungen – Unbesiegbarer Dame-Computer, 19. Juli 2007 Der Tod des Checkers, 19. Juli 2007
- ↑ Jonathan Schaeffer et al.: Checkers is solved, Science Express, 19 Juli 2007, doi:10.1126/science.1144079
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