- Datsche
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Eine Datsche (eingedeutscht aus russisch дача, Datscha hören?/i) ist ein Garten- oder Wochenendhaus, oft auch neben dem allgemeinen Freizeitwert unter dem Aspekt der Hobbygärtnerei.
Das Wort stammt aus dem Russischen und ist eines der wenigen russischen Wörter, die auch im Sprachgebrauch in der DDR verwendet wurden.
Das beengte Wohnen in den Plattenbauten der Städte des Ostblocks, die eingeschränkten Reisemöglichkeiten sowie die Versorgungsmängel an Obst und Gemüse machten die meist relativ großzügigen Datschen auf dem Land genauso populär wie kleinere Schrebergärten im urbanen Raum. Eine Datsche ist ein oft (aber nicht notwendigerweise) in Leichtbauweise improvisiertes Haus auf einem größeren Grundstück. Dem entgegenwirkender Landschaftsschutz wurde in der alten Bundesrepublik weit strenger als in der DDR gehandhabt. Auf dieser Basis entstanden dort eine große Anzahl derartiger Siedlungen bis hin zu Urbanisationen, insbesondere an Ufern der zahlreichen Seen im Norden. Die dies ermöglichende liberale Haltung der Behörden hatte in erster Linie das Ziel, der Unzufriedenheit im Land entgegenzuwirken und ein DDR-Heimatgefühl zu erzeugen.
Seit jeher existiert das Problem der Ganzjahresbewohnung, in Ostdeutschland verstärkt seit dem Einzug westdeutscher Bauordnungen. In der Praxis haben sich so de facto Villenkolonien entwickelt, deren Ausbau und Nutzung zu Konflikten führt. Käufer solcher Objekte sind deshalb gut beraten, sich über deren Status vorher detailliert zu informieren.
In Russland befinden sich die Datschen bis zu 1.000 km vom Hauptwohnort entfernt. Im russischen Sprachgebrauch ist es nicht selten, bei Entfernung von 150 km noch „unweit von Moskau“ zu sagen, die DDR-Datschen sind dagegen meist innerhalb einer Stunde erreicht. Eine ähnliche Kultur hat sich in Norwegen um Oslo und Schweden um Stockholm sowie in Finnland in Form der Mökkis und in Tschechien mit der chata entwickelt.
Man schätzt, dass es in der DDR etwa 3,4 Millionen Datschen gab – „die weltweit höchste Dichte an Gartengrundstücken“.[1]
Inhaltsverzeichnis
Literatur
- Marina Rumjanzewa: Auf der Datscha. Eine kleine Kulturgeschichte und ein Lesebuch. Dörlemann Verlag, Zürich 2009, ISBN 978-3-908777-35-9
Siehe auch
Weblinks
Wiktionary: Datsche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen- Konrad-Adenauer-Stiftung: Wohnung und Datsche, 9. Dezember 2008
- Über die russische Datscha
- Oleg Jurjew über die Liebe der Russen zu ihren Datschen: Sex unter Wolldecken. In: Kulturaustausch, Berlin, IV / 2009
Einzelnachweise
- ↑ Rheinische Post vom 2. Oktober 2010, Grafik Seite A5. Die Grafik nennt vier Quellen für die dort aufgeführten zehn Zahlen; aus welcher der vier die Zahl stammt ist unbekannt
Kategorien:- Bauform (Wohngebäude)
- Sprache (DDR)
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