Dekret kutnohorský

Dekret kutnohorský
Kuttenberger Dekret

Mit dem Kuttenberger Dekret (tschech. Dekret Kutnohorský, nach der Stadt Kuttenberg) vom 18. Januar 1409 veränderte der böhmische König Wenzel IV., der Jahre zuvor als Kaiser abgesetzt worden war, das Stimmenverhältnis in den Gremien der Karls-Universität in Prag. Hatten seit der Gründung die Nationes der Böhmen, Bayern, Sachsen, Polen je eine Stimme, so bekamen nun die Böhmen 3 Stimmen zugeteilt, während die anderen zusammen nur eine erhielten.[1]

In seinem Dekret führt er an, dass (bisher) „die deutsche Natio, die überhaupt keine Bürgerrechte im böhmischen Königreich hat, in verschiedenen Angelegenheiten der Hochschullehre in Prag drei Stimmen ausüben kann...“ und „...dass das böhmische Volk des Königreichs rechtlicher Erbe, sich freuen darf über die Ausübung einer Stimme…“. Er befiehlt dann den Böhmen, als einheimische Völkergruppe, drei Stimmen zuzusprechen wie es auch auf anderen nationalen Universitäten in Paris oder der Lombardei üblich sei, und den Ausländern (Deutschen) nur eine. Also eine Umkehrung der bisherigen Verhältnisse. Damit sollte der Einfluss der Ausländer eingegrenzt werden. An diesem Dekret war auch maßgeblich der böhmische Reformatoren Hieronymus von Prag und Jan Hus beteiligt.

Grund für die Verfassung des Dekrets war die Reformbewegung in Böhmen. Die Diskussion um die Lehre des John Wyclif trennte die Gelehrten der Universität. 1403 überstimmten dann die ausländischen, vornehmlich deutschen Professoren, den Antrag der Reformer die Lehre Wyclifs auf der Universität zu verbreiten. Es wurde als ketzerisch verurteilt. Die Reformer bedrängten den böhmischen König weiter, bis er 1409 die Veränderung durchführte.

In Folge dessen verließen viele ausländische Gelehrten, vor allem Deutsche, die Universität u.a. nach Leipzig, wo sie die dortige Universität gründeten. So verlor sie ihre bisherige Bedeutung in Europa. Jan Hus wurde kurz darauf Rektor der Hochschule.

Weblinks

  1. Das Kuttenberger Dekret besagt, dass das Recht an der Karls-Universität wie folgt aufgeteilt wird: 3 Stimmen haben die Böhmer und 1 Stimme die Ausländer inne - Agáta Dinzl-Rybářová: Universitäten im späten Mittelalter: Die Karls-Universität Prag im späten Mittelalter, 22. Januar 2007, http://www.sbg.ac.at/ger/samson/rvws2006-07/dinzl2006.pdf

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