Der Hass

Der Hass

Hass ist eine menschliche Emotion starker Antipathie.

Ausgehend von der Fähigkeit zu intensiven negativen Gefühlen wird der Begriff auch im übertragenen Sinne verwendet und steht allgemein für die stärkste Form der Abwendung, Verachtung und Abneigung.

Inhaltsverzeichnis

Philosophische Definition

Hass ist laut Kirchner/Michaëlis „Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe“

die leidenschaftliche Abneigung gegen das, was uns Unlust bereitet hat. Der Haß, das Gegenteil der Liebe, verabscheut nicht nur einen Menschen, sondern möchte ihm auch schaden. Er entspringt oft dem Eigennutz, dem Neide, dem gekränkten Ehrgeiz, der Eifersucht oder der verschmähten Liebe. Insofern er dem Gehaßten Wichtigkeit beilegt, unterscheidet er sich von der Verachtung. Dinge kann man im Grunde nicht hassen, sondern nur Abneigung gegen sie, Abscheu vor ihnen empfinden; denn man vermag sie wohl zu zerstören, aber nicht ihnen zu schaden. Auch der Haß gegen das Böse ist nur der Abscheu vor demselben.[1]

Unterscheidung nach Fromm

Der Tiefenpsychologe Erich Fromm unterscheidet zwei Arten des Hasses:

Reaktiver Hass

Er ist immer das Ergebnis einer tiefen Verletzung oder einer schmerzlichen Situation, der man ohnmächtig gegenüber steht, da man sie aus eigener Kraft nicht verändern kann. Erich Fromm schreibt: Unter reaktivem Hass verstehe ich eine Hassreaktion, die aufgrund eines Angriffs auf mein Leben, meine Sicherheit, auf meine Ideale oder auf eine andere Person, die ich liebe oder mit der ich identifiziert bin. Reaktiver Hass setzt immer voraus, dass jemand eine positive Einstellung zum Leben, zu anderen Menschen und zu Idealen hat. Wer stark lebensbejahend ist, wird entsprechend reagieren, wenn sein Leben bedroht ist. [2]

Charakterbedingter Hass

Er werde zwar auf die gleiche Art und Weise wie der reaktive Hass ausgelöst, setze aber eine grundlegend andere Persönlichkeitsstruktur des Hassenden voraus - Hass sei in diesem Fall ein Charaktermerkmal, eine Hassreaktion sei lediglich ein Ausdruck des innewohnenden Hasses. Der Hauptunterschied zum "reaktiven Hass" sei die allgemeine Bereitschaft zu hassen, eine erkennbare Feindseligkeit, welche in Hassausbrüchen ihren Ausgang finde. Doch wurde der Hass dann zu einem Charakterzug des Betroffenen, so dass er jetzt feindselig ist. ... Im Falle des reaktiven Hasses ist es die Situation, die den Hass erzeugt; im Falle des charakterbedingten Hasses hingegen wird eine nicht-aktivierte Feindseligkeit durch die Situation aktualisiert. ... Ein solcher Mensch zeigt eine besondere Art von Befriedigung und Spaß, wenn er hasst, die bei reaktivem Hass fehlt.[3] Das Aktivieren des charakterbedingten Hasses in der Bevölkerung bezeichnet Fromm als eines der wichtigsten Mittel zur Vorbereitung eines Angriffskrieges.

Siehe auch: Hetzkampagne

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.zeno.org/Kirchner-Michaelis-1907/A/Ha%C3%9F
  2. aus: Die Antwort der Liebe, Herder 2003 ISBN 3-451-05366-7, Seite 91 „Hass und Selbsthass“
  3. aus: Die Antwort der Liebe, Herder 2003 ISBN 3-451-05366-7, Seite 92-93 „Hass und Selbsthass“.

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