Der Henker vom Emsland

Der Henker vom Emsland

Willi Herold auch „der Henker vom Emsland genannt (* 11. September 1925 in Lunzenau bei Chemnitz; † 14. November 1946 in Wolfenbüttel, hingerichtet) war ein deutscher Kriegsverbrecher.

Am 30. September 1943 wurde der Schornsteinfegerlehrling Herold im Alter von 18 Jahren zum Wehrdienst eingezogen. Nach der Grundausbildung bei der 18. Fallschirmtruppe in Tangermünde wurde er bei Nettuno und Monte Cassino in Italien eingesetzt, wo er auch zum Gefreiten befördert wurde.

Seine Einheit wurde zum Ende des Krieges nach Deutschland zurückbefohlen. Herold wurde schließlich am 3. April 1945 von seinen Kameraden getrennt und fand zwischen den Orten Gronau und Bad Bentheim eine Offizierskiste mit der Uniform eines Fallschirmjägerhauptmanns. Der Gefreite Herold 'avancierte' mit dieser Uniform zum Wehrmachtsoffizier, sammelte ein Dutzend ebenfalls versprengter Soldaten um sich und gelangte am 11. April 1945 zum Lager II der Emslandlager, dem Strafgefangenenlager Aschendorfermoor. Mit den Worten „Der Führer persönlich hat mir unbeschränkte Vollmachten erteilt“ übernahm er dort das Kommando und errichtete ein Schreckensregiment. Häftlinge, die kurz vorher einen Fluchtversuch unternommen hatten, wurden sofort erschossen. Innerhalb der nächsten acht Tage ließ Herold über 100 Lagerinsassen umbringen, bei einigen Opfern legte er selbst Hand an.

Nach einem schweren Luftangriff gelang den meisten überlebenden Häftlingen die Flucht. Auch die Einheit von Herold setzte sich vor der vorrückenden Front ab und beging letzte Kriegsverbrechen. Ein Bauer bei Leer in Ostfriesland, der die weiße Fahne gehisst hatte, wurde von Herolds Leuten aufgehängt und in einem Polizeirevier wurden fünf Niederländer wegen angeblicher Spionage nach zehnminütigem Scheinprozess ermordet.

In August 1946 begann in Oldenburg ein Kriegsverbrecherprozess gegen Herold und 13 weitere Angeklagte. Sie wurden für die Ermordung von 125 Menschen verantwortlich gemacht. Herold, der keine Reue zeigte, und zwölf weitere Mitangeklagte wurden zum Tode verurteilt. Am 14. November 1946 wurden die Urteile im Gefängnis von Wolfenbüttel mit dem Fallbeil vollstreckt.

Literatur

  • Kurt Buck: Auf der Suche nach den Moorsoldaten. Emslandlager 1933-1945 und die historischen Orte heute. 6. Aufl. Papenburg 2008
  • T. X. H. Pantcheff: Der Henker vom Emsland. Dokumentation einer Barbarei am Ende des Krieges 1945, 2. Aufl., Leer 1995

Film

  • Paul Meyer und Rudolf Kersting: „Der Hauptmann von Muffrika“ von 1996. Dokumentation über Willi Herold (Prädikat: „besonders wertvoll“).

Weblinks


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