Der gescheite Hans

Der gescheite Hans

Der gescheite Hans ist ein Schwank (ATU 1685, 1696). Er steht in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm an Stelle 32 (KHM 32). Dort schrieb sich der Titel Der gescheidte Hans.

Inhalt

Das Märchen Der gescheite Hans, das die Brüder Grimm im Dialogtext übermitteln (die Ausgabe von Panzer bringt noch eine zweite Variante) ist eine ebenso schlichte wie lehrreiche Erzählung, die in einzelnen Abschnitten zeigt, wie Hans in dem Versuch der unreflektiert wörtlichen Umsetzung einzelner guter Ratschläge immer wieder scheitert. So bringt Hans eine Nadel von Gretel, seiner Verlobten, in dem auf einen Wagen geladenen Heu heim und setzt den Rat der Mutter, die Nadel an den Ärmel zu stecken, bei der nächsten Gelegenheit, zu der er sich etwas leiht, um, ohne zu bedenken, dass das nun mitgebrachte Messer anders transportiert werden sollte. Zum Ende des Märchens hat der vermeintlich gescheite Hans so nicht nur beträchtlichen Schaden angerichtet, sondern auch seine Verlobte verloren.

Grimms Anmerkung

Die Brüder Grimm notieren zur Herkunft Aus den Maingegenden (wohl von Familie Hassenpflug) und geben eine Geschichte aus Freys Gartengesellschaft Kap. 1 wieder, die in der Erstauflage von 1812 noch im Textteil mit abgedruckt war: Die Mutter will ihrem Sohn zu einer Tochter aus gutem Hause verhelfen, die er unbedingt haben will. Als die Jungfrau ihm feine Handschuhe schenkt, weichen sie ihm im Regen und im Moor ein. Die Mutter schimpft, er hätte sie in ein Taschentuch wickeln und an der Brust tragen sollen. Das macht er dann mit dem nächsten Geschenk, einem Habicht. Dafür bringt er die Egge auf Händen heim und ein Stück Speck am Schwanz seines Pferdes, wobei es die Hunde schnappen. Daheim säuft er Wein, verschüttet ihn und streut Mehl darauf, damit es die Mutter nicht sieht. Dann haut er der Gans den Kopf ab, damit sie ihn nicht verrät, und versucht ihre Eier selbst auszubrüten, indem er sich mit Honig und Bettfedern einschmiert. Die Mutter will ihm verzeihen, er solle nur die Augen also höflich und fleißig in sie werfen. Er sticht Schafen die Augen aus und wirft sie der Braut ins Gesicht. Die Brüder Grimm geben auch Kirchhofs Wendunmuth (1565) 1, Nr. 81 an, vergleichen KHM 34 Die kluge Else und KHM 59 Der Frieder und das Katherlieschen und nennen noch Wolfs Zeitschrift 2, 386 das Großmütterchen; Vogl S. 93; Zingerle S. 10; Meier Nr. 52; Hans Sachs Kempt. Ausg. 2, 4, 138 Das Kälberbrüten und 85-86 wie in der Vorrede zu Rollenhagens Froschmeuseler (vom albern und faulen Heinzen); Bebelli facetiae (Amst. 1651) 47-49; ein Kinderlied aus Dichtungen aus der Kinderwelt, Hamburg 1815; Eyering 2, 116; Mägdetröster S. 92 (1663).

Grimms Märchen enthalten noch zwei Reimgeschichten ums Heiraten: KHM 38 Die Hochzeit der Frau Füchsin und KHM 131 Die schöne Katrinelje und Pif Paf Poltrie. Siehe auch Pentameron 1,4.

Literatur

  • Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen herausgegeben von Heinz Rölleke. Band 3: Originalanmerkungen, Herkunftsnachweise, Nachwort. S. 72-75, 456. Durchgesehene und bibliographisch ergänzte Ausgabe, Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-003193-1.
 Wikisource: Der gescheite Hans – Quellen und Volltexte

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