Administration de la Dette Publique Ottomane

Administration de la Dette Publique Ottomane
Gebäude der Osmanischen Schuldenverwaltung, heute Gymnasium Istanbul

Die Administration de la Dette Publique Ottomane (türkisch Düyûn-ı Umûmiyye-i Osmâniyye İdare Meclisi; deutsch Osmanische Schuldenverwaltung) wurde 1881 von den sieben wichtigsten europäischen Mächten gegründet, nachdem das Osmanische Reich 1875 seine Schuldenzahlungen eingestellt und den Staatsbankrott erklärt hatte. Es hatte im europäischen Ausland Anleihen aufgenommen und sich dabei überschuldet. Die Hauptverwaltung der Schuldenverwaltung befand sich in Istanbul.

Hintergrund

Das Osmanische Reich schloss im Jahr 1838 ein Freihandelsabkommen mit Großbritannien ab.[1] Damit mussten einheimische, noch traditionell hergestellte Waren mit den britischen, industriell produzierten und somit billigeren Gütern konkurrieren. Im Laufe der Zeit nahm die finanzielle Abhängigkeit vom Westen durch weitere Kapitulationen zu. 1856 wurde die erste Auslandsanleihe aufgenommen. Um weitere Finanzkrisen zu bewältigen verschuldete sich der Staat weiter.[2] Im Jahr 1875 folgte die Zahlungsunfähigkeit[3][4]. Staatspapiere konnten nur noch mit der Hälfte der Zinsen und Zinseszinsen bedient werden.[5] Nach dem Berliner Kongress und durch das Mouharrem-Dekret wurde am 20. Dezember 1881 die Administration de la Dette Publique Ottomane gegründet,[6].

Frankreich war mit einem Anteil von 40% der größte Gläubiger, gefolgt von England mit 29%, den Niederlanden mit 7,6%, Belgien mit 7,2% und dem Deutschen Reich mit 4,7%.[7][8]

Die Schuldenverwaltung wurde vollständig von einem europäischen Bankenkonsortium unter britisch-französischer Leitung gesteuert. Es verwaltete die Einnahmen aus wichtigen Steuern des Osmanischen Reiches und verwendete sie zur Rückzahlung der Schulden. Dabei handelte es sich um Steuern auf die Monopole für Tabak, Salz und Alkohol, die Steuern auf Fisch in Istanbul, auf Fisch und Seide in Bursa, Einnahmen aus Stempelmarken und die jährlichen Abgaben mehrerer Provinzen.

Im überwiegend agrarisch geprägten Osmanischen Reich gerieten damit zahlreiche Wirtschaftsbereiche unter die Kontrolle ausländischer Finanzinstitutionen. Dadurch und durch die Schuldenrückzahlungen verloren die osmanischen Reformer wirtschaftspolitischen Spielraum. Das Osmanische Reich konnte den wirtschaftlichen Rückstand gegenüber den europäischen Großmächten nicht mehr aufholen.


Heute befindet sich im Gebäude der ehemaligen Staatsschuldenverwaltung das Gymnasium Istanbul.

Literatur

  • Cevdet Küçük, Tevfik Ertüzün: Düyûn-ı Umûmiyye. In: Bekir Topaloğlu (Hrsg.): Türkiye Diyanet Vakfı İslâm Ansiklopedisi. Bd. 10: Dûmetülcendel – Elbise. Türkiye Diyanet Vakfı İslâm Araştırmaları Merkezi, Istanbul 1994, ISBN 88.06.Y.0005.39 (formal falsche ISBN), S. 58–62, (türkisch).
  • Heiko Schuß, Dieter Weiss und Steffen Wippel (Hrsg.): Wirtschaftskultur und Institutionen im osmanischen Reich und der Türkei. Ein Vergleich institutionenökonomischer und kulturwissenschaftlicher Ansätze zur Erklärung der wirtschaftlichen Entwicklung, Berlin 2008, ISBN 978-3-89930-200-4

Einzelnachweise

  1. Oliver Jens Schmitt: Levantiner: Lebenswelten und Identitäten einer ethnokonfessionellen Gruppe im osmanischen Reich im"langen 19. Jahrhundert". Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2005, ISBN 9783486577136, S. 91.
  2. Einführung in die Geschichte der islamischen Länder: Staatsreformen im Osmanischen Reich, S. 11.
  3. http://www.uni-giessen.de/~g41007/chronik1.html
  4. Das Osmanische Reich: Eine funktionale Einführung
  5. Klaus Kreiser: Der Osmanische Staat 1300-1922. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2008, ISBN 9783486585889, S. 43.
  6. Noyan Dinçkal: Istanbul und das Wasser: Zur Geschichte der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1966. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2004, ISBN 9783486575651, S. 88.
  7. Gregor Schöllgen: Imperialismus und Gleichgewicht: Deutschland, England und die orientalische Frage 1871 - 1914. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000, ISBN 9783486520033, S. 38.
  8. Gregor Schöllgen: Das Zeitalter des Imperialismus. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000, ISBN 9783486497847, S. 61 f.

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