Deutsch-Französisches Jugendwerk

Deutsch-Französisches Jugendwerk
Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW)
OFAJ DFJW, couleurs.png
Gründung 1963 im Rahmen des Elysée-Vertrags auf die Initiative von Charles de Gaulle und Konrad Adenauer hin
Sitz Paris, Berlin (Adressen)
Personen

Generalsekretärinnen:
Dr. Eva Sabine Kuntz, Béatrice Angrand
Liste der Mitglieder des Verwaltungsrats/Beirats

Budget 20,8 Millionen € (2010)
Website dfjw.org , ofaj.org

Das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) (frz.: Office franco-allemand pour la Jeunesse (OFAJ)) ist eine Organisation im Dienst der deutsch-französischen Zusammenarbeit und hat zur Aufgabe, die Beziehungen zwischen jungen Menschen in Deutschland und Frankreich zu intensivieren, das gegenseitige Verständnis zu vertiefen und ihnen dadurch die Kultur des Nachbarlandes näher zu bringen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

DFJW in Berlin

Den Grundstein für den Aufbau des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) legten Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle mit der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages am 22. Januar 1963. In einem zwischenstaatlichen Abkommen wurde dann am 5. Juli des gleichen Jahres die Gründung einer „Organisation zur Förderung der Beziehungen zwischen der deutschen und der französischen Jugend“ vereinbart. Artikel 2 (1) des Gründungsabkommens schreibt fest:

„Das Jugendwerk hat die Aufgabe, die Bande zwischen der Jugend der beiden Länder enger zu gestalten und ihr Verständnis füreinander zu vertiefen; es hat hierzu die Jugendbegegnung und den Jugendaustausch anzuregen, zu fördern und gegebenenfalls selbst durchzuführen.[1]

Organisation

Die Generalsekretärinnen: Dr. Eva Sabine Kuntz und Béatrice Angrand

Das DFJW ist eine unabhängige internationale Organisation, an deren Spitze ein Verwaltungsrat steht. Den Vorsitz haben die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Kristina Schröder, und Luc Chatel, Minister für Bildung, Jugend und Vereinswesen in Frankreich. Ausführendes Organ des Verwaltungsrats ist das Generalsekretariat, an dessen Spitze ein deutsch-französisches Tandem steht: Dr. Eva Sabine Kuntz, die das Jugendwerk seit 2004 leitet und Béatrice Angrand, die ihr Mandat im April 2009 angetreten hat. Die 70 Bediensteten des Jugendwerks arbeiten in binational besetzten Referaten an den beiden Standorten Paris, dem Sitz des DFJW, und Berlin.

Das Deutsch-Französische Jugendwerk ist ein Kompetenzzentrum für die Regierungen beider Länder und fungiert als Berater und Mittler zwischen den verschiedenen staatlichen Ebenen und den Akteuren der Zivilgesellschaft in Deutschland und Frankreich. Das DFJW arbeitet nach dem Subsidiaritätsgedanken mit zahlreichen Partnern zusammen und unterstützt sie bei finanziellen, pädagogischen und sprachlichen Fragen des Austauschs. Es leistet Hilfe bei der inhaltlichen Vorbereitung und Analyse von Begegnungen, informiert und berät. Dabei greift das DFJW immer wieder aktuelle Themen auf, die die Jugend in beiden Ländern bewegen (Integration, bürgerschaftliches Engagement, Jugendkultur, Zukunft Europas sowie wissenschaftlich-technische Themen).

Ziel ist es,

  • die Beziehungen zwischen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sowie für die Jugendarbeit Verantwortlichen in beiden Ländern zu vertiefen,
  • die Kultur des Partners zu vermitteln,
  • das interkulturelle Lernen zu fördern,
  • bei der beruflichen Qualifizierung zu unterstützen,
  • gemeinsame Projekte für bürgerschaftliches Engagement zu stärken,
  • für die besondere Verantwortung Deutschlands und Frankreichs in Europa zu sensibilisieren und
  • die Neugier auf die Partnersprache zu wecken und zu vertiefen.

Zahlen

Seit 1963 hat das DFJW mehr als 8 Millionen jungen Deutschen und Franzosen die Teilnahme an rund 270.000 Austauschprogrammen ermöglicht. Das DFJW fördert jedes Jahr mehr als 11.000 Begegnungen (mehr als 6.500 Gruppenaustauschprogramme und rund 4.300 Individualaustauschprogramme), an denen rund 200.000 Jugendliche teilnehmen.

Das DFJW verfügt im Jahr 2010 über einen Haushalt von 20,8 Millionen Euro, der sich aus gleichen Beiträgen der deutschen und französischen Regierung zusammensetzt. Zusätzlich erhielt es Mittel aus Sonderfonds, die von den beiden Außenministerien insbesondere für den Austausch mit den mittel- und osteuropäischen Ländern und den südosteuropäischen Ländern bewilligt wurden. Darüber hinaus sind Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) für Programme zugunsten junger Arbeitsloser bestimmt.

Pilotthemen

Das DFJW wird sich in den kommenden Jahren aufbauend auf die DFJW-Konferenz (5. - 7. Juli 2008) weiter dafür engagieren, Vergangenheit und Zukunft zu verbinden und Projekte zu initiieren, die den gesellschaftspolitischen Entwicklungen in Deutschland und Frankreich Rechnung tragen, mit folgenden Schwerpunkten:

  • Frühkindliches Lernen und Förderung der Partnersprache
  • Berufsausbildung und Kontakte mit Unternehmen
  • Integration und Chancengleichheit
  • Neue Medien
  • Kulturelle Bildung
  • Mehrwert des DFJW

Das DFJW will so Schlüsselkompetenzen für Europa vermitteln und seine Spezifität wie auch den Mehrwert des DFJW unterstreichen.

Die Arbeitsbereiche

Berufliche Bildung

Die derzeitige Priorität junger Deutschen und Franzosen ist der Zugang zum Arbeitsmarkt am Ende ihrer universitären oder beruflichen Ausbildung. Junge Menschen in der Berufsausbildung, benachteiligte Jugendliche, Studenten und junge Berufstätige beschäftigen sich mit denselben Fragen hinsichtlich ihrer beruflichen Zukunft.

Beinahe 500 Begegnungen zwischen 10.330 Jugendlichen pro Jahr: Berufsschulen, Handwerk, Landwirtschaft, berufliche Eingliederungsprogramme für junge Arbeitslose, Fortbildung junger Berufstätiger aus verschiedenen Bereichen. Dazu 600 Stipendien für Praktika während der beruflichen Erstausbildung und 58 Teilnehmer am Programm „Arbeit beim Partner“; Stipendien für junge Künstler und Multiplikatoren im Bereich Kulturvermittlung und Medien: 45 Programme für junge Künstler mit 577 Teilnehmern. Unterstützung und Ausbildungsprogramme für 50 Teilnehmer am deutsch-französischen Freiwilligendienst.

Studentenaustausch

Das DFJW hat das Ziel, die Mobilität der Studierenden und junger Forscher im deutsch-französischen und internationalen Rahmen zu verbessern. Es arbeitet einerseits mit Universitäten zusammen, die Austauschprogramme organisieren, andererseits mit Studenten, die auf sich alleine gestellte Praktika und Forschungsaufenthalte im Partnerland durchführen.

159 Programme mit über 3.700 Studenten: Binationale Seminare und Workshops. 594 Stipendien für Praktika in Unternehmen, für deutsch-französische Projekte, für Studienaufenthalte an Kunst- und Musikhochschulen.

Schüleraustausch

Gruppenbegegnungen finden entweder am Ort des Partners oder an einem Drittort statt. Sie richten sich an Schüler des Primar- und Sekundarbereichs. Die Programme des individuellen Schüleraustauschs (Voltaire-Programm und Brigitte-Sauzay-Programm) bilden die zweite Seite des Schulaustauschs und basieren auf dem Prinzip der gegenseitigen Aufnahme eines Gastschülers in einer Familie sowie in einer Schule des Partnerlandes.

Über 2.800 Begegnungen von Schulklassen mit über 65.000 Schülern der Sekundarstufe und 3.100 Schülern der Primarstufe. 3.500 Schüler im individuellen Austausch; Lehrerfortbildungen im Bereich der Austauschpädagogik. An dem in Zusammenarbeit mit der Robert Bosch Stiftung organisierten Programm „Schüler machen Zeitung“ nahmen 1.113 Schüler in 50 Begegnungen teil.

Außerschulische Jugendbegegnungen

1.100 Programme mit 34.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern: Durchgeführt von Jugendverbänden, Städtepartnerschaftskomitees, Sportvereinen und Vereinen aus dem Kunst- und Kulturbereich und Programme zu wissenschaftlichen und technischen Fragestellungen. 320 Jugendliche erhalten jährlich ein Stipendium im Rahmen des Programms „In Frankreich unterwegs/Destination Allemagne“.

Erlernen der Partnersprache

Der Förderung der Partnersprache kommt bei den Programmen des DFJW eine zentrale Rolle zu. Diese richten sich in der Regel an junge Menschen zwischen 3 und 30 Jahren sowie an Verantwortliche von Jugendbegegnungen. Das DFJW vergibt Stipendien für Intensivsprachkurse an junge Berufstätige und Studierende sowie an Leiterinnen und Leiter deutsch-französischer Jugendbegegnungen. Es unterstützt außerschulische Sprachkurse für Jugendliche und Erwachsene, insbesondere im Rahmen von Städtepartnerschaften, sowie Kindersprachkurse. Darüber hinaus fördert das DFJW binationale Sprachkurse, an denen deutsche und französische Jugendliche gemeinsam teilnehmen. Durch die Tandem-Methode unterstützen sie sich gegenseitig beim Erlernen der Fremdsprache.

Das DFJW hat innovative Methoden für die Vermittlung der Partnersprache im Rahmen deutsch-französischer Jugendbegegnungen entwickelt und vermittelt diese ebenfalls im Rahmen von Fortbildungsmaßnahmen für Lehrer und Betreuer von Austauschprogrammen. Zu diesen Methoden gehört die Sprachanimation, die Tandem-Methode sowie Tele-Tandem. In Zusammenarbeit mit seinen Partnerorganisationen bildet das DFJW außerdem Gruppendolmetscher aus, die in Jugendbegegnungen zum Einsatz kommen. Mehr als 200 Personen haben im Jahr 2009 an diesen Fortbildungen teilgenommen.

Um die Kommunikation in Jugendbegegnungen zu unterstützen, veröffentlicht das DFJW außerdem eine Reihe von zwei- oder dreisprachigen Glossaren zu spezifischen Themen (u.a. Fußball, Integration und Chancengleichheit, Küche, Kindergarten und Grundschule).

Die Pädagogik des interkulturellen Lernens

Um die Qualität deutsch-französischer und trinationaler Jugendbegegnungen zu gewährleisten und Jugendleitern und Lehrern zu ermöglichen, interkulturelle und sprachliche Lernprozesse anzustoßen, bieten das DFJW mit seinen Partnern Aus- und Fortbildungen im Bereich Austauschpädagogik und Sprache an. Darunter fallen Grundausbildungen, BAFA-JuLeiCa-Ausbildungen, thematische Fort- und Weiterbildungen.

142 bi- und trinationale Aus- und Weiterbildungsprogramme zu Themen interkultureller Pädagogik mit rund 2.500 Teilnehmern. 100 Grundschullehrer, die am deutsch-französischen Grundschullehreraustauschprogramm teilnehmen. Erarbeitung von pädagogischem Material und begleitende Forschung.

Trinationale Programme

Das DFJW ist seit 1976 ermächtigt, 5 Prozent seiner Programme trilateral mit Jugendlichen aus Ländern der Europäischen Gemeinschaft und seit 1990 mit allen anderen Ländern durchzuführen; seit 2004 dürfen bis zu 15 Prozent des Budgets für trinationale Begegnungen ausgegeben werden. Es gibt mehrere Schwerpunktregionen: die Länder Mittel- und Osteuropas (MOE), Südosteuropas (SOE) sowie die Länder des Mittelmeerraums. Bei den MOE- und SOE-Programmen wird das DFJW durch einen Sonderfonds von Auswärtigem Amt und Ministère des Affaires Etrangères et Européennes, unterstützt. 2010 feiert das DFJW das 10-jährige Jubiläum der Aktivitäten des DFJW und seiner Partner im Rahmen der Südosteuropa-Initiative. Verstärkte Initiativen in Richtung der Mittelmeer-Anrainerstaaten beginnen Früchte zu tragen; vereinzelt gibt es auch Programme mit Ländern wie Kanada, Südkorea, Mali, Mexiko, Japan, Senegal oder den USA.

Insgesamt fanden 2009 223 Programme und 82 Vorbereitungs- und Auswertungssitzungen statt, an denen 7.000 junge Menschen aus Deutschland, Frankreich und anderen Ländern teilgenommen haben.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Elysée-Vertrag im Originaltext auf der Seite des Auswärtigen Amts

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