- Deutsches Stadion (Berlin)
-
Deutsches Stadion Deutsches Stadion, 1923 Daten Ort Berlin, Deutsches Reich Deutsches ReichKoordinaten 52° 30′ 53″ N, 13° 14′ 21″ O52.51472222222213.239166666667Koordinaten: 52° 30′ 53″ N, 13° 14′ 21″ O Eröffnung 8. Juni 1913 Renovierungen 1927 Abriss 1934 Oberfläche Rasen Architekt Otto March Kapazität 30.000 Plätze,
später 64.000Veranstaltungen - Endspiele um die Deutsche Fußballmeisterschaft (1922, 1923, 1924 und 1927)
Das Deutsche Stadion war eine Sportstätte im heutigen Berliner Ortsteil Westend des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf im nördlichen Grunewald westlich der damals noch eigenständigen Stadt Charlottenburg. Es wurde am 8. Juni 1913 zeitgleich mit dem 25-jährigen Thronjubiläum Kaiser Wilhelms II. eingeweiht. Seit der Bildung von Groß-Berlin im Jahr 1920 lag es im damaligen Berliner Bezirk Charlottenburg. Errichtet wurde es von Otto March, der während der nur 200-tägigen Bauzeit des Stadions verstarb, als zentrale Anlage für die nach Berlin vergebenen Olympischen Sommerspiele 1916, die wegen des Ersten Weltkrieges nicht stattfanden. Für den Bau des Berliner Olympiastadions an gleicher Stelle wurde das Deutsche Stadion 1934 abgerissen.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Ausstattung
Das Stadion befand sich an der Stelle des heutigen Berliner Olympiastadions. Es war im Inneren einer Pferderennbahn, der 1909 eröffneten Rennbahn Grunewald, versenkt angelegt und nur durch einen Tunnel erreichbar. Neben dem Fußballfeld besaß die Sportstätte eine 600 Meter lange Laufbahn, eingeschlossen von einer 666 Meter langen Radrennbahn. An der Nordseite der Tribünen war außerdem parallel zum Fußballfeld ein 100 Meter langes Schwimmbecken mit nach hinten versetzten Zuschauerrängen gebaut worden, sodass das Stadion ein integriertes Schwimmstadion besaß. Nach seiner Fertigstellung verfügte das Hauptstadion über 11.500 Sitz- und 18.500 Stehplätze. Im Schwimmstadion fanden noch weitere 3.000 Zuschauer Platz. Später wurde das Fassungsvermögen auf rund 64.000 Zuschauer erhöht. Der Zuschauerbereich war über einen Tunnel ausgehend vom repräsentativen Haupteingang an der Stadionallee, der heutigen Jesse-Owens-Allee, zu erreichen. Dieser wurde durch einen Ehrenhof unterbrochen, der zu Ehren des während des Baus verstorbenen Architekten den Namen Marchhof erhielt.
Die Schwimmbahntribühne wurde von zahlreichen Skulpturen eingerahmt. Wegen der kurzen Bauzeit wurden die Skulpturen in Stucco gefertigt, einer Mischung aus Gips und Zementguss.[1] Ein späterer Bronzeguss der Skulpturen war geplant, fand aber offenbar nie statt. Auf späteren Ansichten fehlen die Skulpturen, wahrscheinlich war das Material nicht robust genug.
Geschichte
Bereits 1907 wurde das Gelände vom Union-Klub – dem damals führenden Verein für den Pferdesport – gepachtet, um dort eine Pferderennbahn zu errichten. Gleichzeitig suchte der Deutsche Reichsausschuss für Olympische Spiele (DRAfOS) nach einem Gelände für ein Stadion zur Durchführung Olympischer Spiele und entschied sich für das Rennbahngelände. Zwei Jahre später wurde die nach Plänen Otto Marchs entworfene Grunewald-Rennbahn eröffnet. Bereits zu diesem Zeitpunkt befand sich eine 85.000 m² große ausgeschachtete Grube in der Mitte der Anlage für den Stadionbau, der sich wegen finanzieller Probleme jedoch verzögerte. Erst der Zuschlag am 4. Juli 1912 für Berlin als Austragungsort der Olympischen Sommerspiele 1916 ermöglichte den Stadionbau, mit dem ebenfalls Otto March beauftragt wurde. Man entschied sich für ein Erdstadion, um den Zuschauern der Rennbahn den Blick nicht zu verbauen. So beeinträchtigten lediglich die Kaiserloge und eine gegenüberliegende Säule den Blick über die Rennbahn. Nach 200 Tagen Bauzeit wurde der 2,2 Mio. Reichsmark teure Bau fertig gestellt. Der Architekt selbst erlebte die Eröffnung nicht mehr, da er am 1. April 1913 verstarb. Das Stadion wurde am 8. Juni 1913 mit einer großen Stadionweihe eröffnet. Am selben Tag wurde auch erstmals der U-Bahn-Betrieb zum Bahnhof Stadion aufgenommen.
Doch das neue Stadion sollte keine olympischen Wettkämpfe erleben: Der 1914 ausgebrochene Erste Weltkrieg verhinderte die Spiele 1916, obwohl diese nie offiziell abgesagt wurden. Stattdessen wurde das Deutsche Stadion ab 1914 geschlossen und ab 1915 als Lazarett genutzt. Erst 1916 fanden wieder sportliche Wettkämpfe in Form von Kriegsmeisterschaften darin statt. Den größten Zuschauerandrang erlebte das Stadion am 10. Juni 1923, als sich im Finale um die Deutsche Fußballmeisterschaft der Hamburger SV und der Berliner Verein SC Union Oberschöneweide gegenüberstanden. Rund 64.000 Zuschauer waren anwesend, als der HSV Union mit 3:0 Toren besiegte. Außer für Sportveranstaltungen wurde das Stadion für Großveranstaltungen anderer Art genutzt. So fanden die zentralen Feierlichkeiten zum 80. Geburtstag des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 2. Oktober 1927 im Rahmen einer großen Huldigungsfeier hier statt. Am 27. Juni 1932 hatte Adolf Hitler einen großen Wahlkampfauftritt. Im Rahmen des zweiten Deutschlandfluges nutzte er die moderne Flugzeugtechnik, um täglich an mehreren Orten Deutschlands auftreten zu können.[2]
Für die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin sollte das Stadion zunächst umgebaut werden. Die Schwimmbahn sollte von der Nordseite in die Kurve an der Ostseite verlegt werden und das Innere des Stadions unter Verzicht auf die Radrennbahn tiefer eingesenkt und verkleinert werden, um Spielfeld und Laufbahn auf gängige Maße zu bringen und zusätzliche Zuschauerplätze nahe am Sportfeld zu gewinnen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde auf Betreiben Hitlers das Deutsche Stadion 1934 abgerissen und durch das 1936 fertiggestellte Berliner Olympiastadion ersetzt.
Lediglich der genannte Tunnel und in dessen Bereich einige Bauten sind vom Deutschen Stadion erhalten geblieben, ebenfalls die Plastik Jüngling mit der Siegerbinde sowie einige Säulenreste, die bei Bauarbeiten entdeckt wurden und 2009 auf der ‚Frauenwiese‘ des Olympia-Schwimmstadions wiedererrichtet wurden. Ebenfalls erhalten ist die Podbielskieiche, die am Ostrand der Tribünenanlage stand. Der Baum ist deutlich älter als das Stadion, das ja auf ehemaligem Waldgelände errichtet wurde. Ihren Namen erhielt sie in Erinnerung an Victor von Podbielski, der ein einflussreicher und engagierter Förderer des Stadionbaus und der Olympiabewerbung für 1916 war. Heute steht sie am Osteingang des Olympiastadions hinter den Kassengebäuden.[3]
Namensgebung
Neben dem offiziellen Namen Deutsches Stadion war auch der Name Grunewald-Stadion gebräuchlich.
Literatur
- Deutsches Stadion Weihe. Offizielles Stadion-Programm, Berliner Buch- und Zeitungsdruckerei Union 1913.
- Volker Kluge: Olympiastadion Berlin – Steine beginnen zu reden. Parthos-Verlag, Berlin 1999.
- Gerhard Krause: Das deutsche Stadion und Sportforum. Berlin 1926.
- August Reher (Hg.): Das deutsche Stadion. Sport und Turnen in Deutschland 1913. Charlottenburg 1913.
- Wolfgang Schäche und Norbert Szymanski: Das Reichssportfeld. Architektur im Spannungsfeld von Sport und Macht. bebra Verlag, Berlin 2001. ISBN 3930863677
Weblinks
Commons: Deutsches Stadion (Berlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- www.die-fans.de
- www.luise-berlin.de
- www.stadtentwicklung.berlin.de (PDF-Datei; 328 kB)
- Stadiongeschichte – vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Olympiastadion Berlin GmbH, archiviert vom Original am 12. November 2007, abgerufen am 8. Juni 2009.
Einzelnachweise
- ↑ Kluge, 1999. S. 38
- ↑ Stephan Brandt, Berlin-Westend, Sutton, Erfurt 2009, S.116f
- ↑ Hainer Weißpflug, Die Podbielskieiche – ein Naturdenkmal im Olympiastadion. In: Berlinische Monatsschrift, 9/1997
Siehe auch
Kategorien:- Radrennbahn in Berlin
- Ehemaliges Fußballstadion in Berlin
- Olympische Wettkampfstätte
- Berlin-Westend
- Erbaut in den 1910er Jahren
- Zerstört in den 1930er Jahren
Wikimedia Foundation.