- Deutschherrenhaus Koblenz
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Das Deutschherrenhaus befindet sich zwischen dem Kaiser-Wilhelm I.-Denkmal und der Basilika St. Kastor in Koblenz. In ihm ist seit 1992 das "Ludwig Museum" untergebracht.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Deutschherrenhaus in Koblenz war die erste Niederlassung des Deutschen Ordens im Rheinland überhaupt. Erzbischof Theoderich von Wied rief 1216 die Ritter des Deutschen Ordens nach Koblenz und schenkte ihnen einen Teil des Geländes der Kastorkirche mitsamt dem dort befindlichen St.-Nikolaus-Krankenhaus. Eine Motivation für die Ansiedlung des Ordens war in dessen Eignung für die Krankenpflege zu sehen.
Unmittelbar an der Ecke, wo die Mosel in den Rhein fließt, entstand bald danach eine Deutschordensniederlassung. Sie wurde Sitz einer Ballei, die dem Hochmeister des Ordens direkt unterstellt war. Seit dieser Niederlassung des Deutschen Ordens trug diese Stätte zunächst die Bezeichnung "Deutscher Ordt" und dann den Namen "Deutsches Eck". Mit Bau des Kaiser-Wilhelm I.-Denkmals 1897 verlagerte sich der Name "Deutsches Eck" vom Gelände der Deutschordensniederlassung auf das Areal des Denkmals.
Die Ballei Koblenz besaß weit verstreuten Landbesitz, seit 1263 auch das Dorf und die Kirche in Elsen im heutigen Rhein-Kreis Neuss. Elsen war das einzige reichsunmittelbare Territorium im Besitz der Ordensballei Koblenz. Dadurch hatte der Landkomtur ein Mitspracherecht in den Organen des Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Die Gräfin Mechtild, Witwe des Grafen Heinrich III. von Sayn (1202-1246), vermachte nach dem Tode ihres Gatten die schon bestehende Pfarrei Waldbreitbach (Kreis Neuwied) dem Deutschen Orden. Nach 1313 gelangte die "Kommende Breitbach" in die Zuständigkeit des Komturs zu Horneck (am Neckar). Bis zur Auflösung des Deutschordens (1803) verblieb die Pfarrei sodann bei der Ballei Koblenz.
- Komture der Ballei Koblenz
Name des Komturs erste Erwähnung letzte Erwähnung Ludwig 1219 1231 Walter de Porta Castri 1249 1272 Matthias von Lonnich 1274 1295 Dirk von Holland 1297 1304 Jakob 1309 Winrich von Baesweiler 1315 1318 Jakob von Trier 1324 1339 Johann von Langerak 1340 1346 Christian von Binsfeld 1349 1360 Rüdiger von Friemersheim 1361 1375 Gottfried von Bicken 1379 1382 Berthold Kriskorb 1382 1387 Adolf von Virmond 1389 1392 Gerhard von Fischenich 1394 1395 Balduin Staël von Holstein 1397 1399 Winrich von Rheindorf 1400 1402 Albrecht von Thunen 1405 1410 Wilhelm von Wittlich 1411 Konrad von Buchseck 1412 1414 Gerhard von Benesis 1416 1431 Philipp von Kendenich 1432 1435 Eberhard von Nackenheim 1435 1439 Philipp von Kendenich 1439 1442 Eberhard Thyn von Schlenderhahn 1442 1446 Klaus von Gielsdorf 1446 1460 Lambert von Neudorf 1461 Heitgin von Miele 1463 Werner Overstolz 1464 1483 Hans Scherfchen 1483 1486 Werner Spies von Büllesheim 1486 1501 Ludwig von Seinsheim 1501 1524 Herzog Erich von Braunschweig 1524 Wilhelm von Isenburg 1524 1525 Anton von Weyer zu Nickendich 1551 Otto von Gunß 1578 Reinhard Scheiffart von Merode 1578 1598 Adolf von dem Bongart 1598 1631 Johann Friedrich von Syburg 1631 1639 Werner Spies von Büllesheim 1639 1643 Johann von Elleren zu Oest 1643 1646 Heinrich, Freiherr von Reuschenberg 1646 1677 Goswin Scheiffart von Merode 1677 1685 Johann Carl Goswin, Freiherr von Nesselrath 1685 1698 Carl Gottfried von Loe 1698 1716 Jobst Moritz, Freiherr von Droste zu Senden 1716 1754 Ignaz Franz Felix, Freiherr von Roll zu Bernau 1754 1792 Carl Franz Friedrich, Freiherr Forstmeister zu Gelnhausen 1792 Säkularisation (1805) Bauten
Aufgrund der Zerstörungen in den Luftangriffen von 1944 und der anschließenden Abrissarbeiten haben sich von den Wohn- und Hofgebäuden, die in drei Flügeln einen nach Süden offenen Hof umstanden, nur noch Teile erhalten.
- Wiederaufgebaut wurde der Ostflügel (ehemals Komturswohnung) an der Rheinseite. Dabei handelt es sich um einen dreigeschossigen Rechteckbau mit einem mehreckigen Treppenturm an der Südwestecke und steilen Schildgiebeln.
- Vom Westflügel existieren noch zwei über Säulen gewölbte Erdgeschoßsäle.
Des Weiteren sind vorhanden:
- Von der 1306 geweihten und zu Beginn des 19. Jahrhunderts abgerissenen Deutschordenskirche besteht noch die Südwand mit prächtigen Gewölbekonsolen.
- Von der südlichen anschließenden kleinen gotische Kapelle, die in den 1960er Jahren noch Spuren von Wandmalereien aufwies, haben lediglich Teile der Außenmauern überdauert.
- Das Portal in der westlichen, zur Basilika St. Kastor führenden Begrenzungsmauer stammt von dem ehemaligen Waisenhaus, das unter Kurfürst Franz Ludwig von der Pfalz erbaut worden war.
- Der Blumenhof befindet sich hinter dem Hauptgebäude und ist eine Gartenanlage mit seltenen Blumen.
Museum
Das "Ludwig Museum" ist die fünfte vom Sammlerehepaar Peter und Irene Ludwig initiierte Kunstsammlung in Deutschland, und wurde im September 1992 mit der Ausstellung „Atelier de France" eröffnet.
Bereits 1985, anlässlich der Verleihung des Kulturpreises der Stadt Koblenz, trug Peter Ludwig seine Vision eines Museums für zeitgenössische Kunst im Deutschen Eck, zwischen Kaiser-Wilhelm-Denkmal und St. Kastor, vor. Es folgte 1988 zunächst die Ausstellung „Kunst heute in Frankreich" im Haus Metternich, die Aspekte der neueren französischen Kunst aus der Sammlung Ludwig erstmals der Öffentlichkeit präsentierte. Kurz darauf gelang es der Stadt, die ehemalige "Kommende der Deutschherren" (das so genannte Deutschherrenhaus) zu erwerben. Der Ankauf des im Kern auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden Gebäudes und dessen Umbau wurde durch das Land Rheinland-Pfalz gefördert.
Die Ausrichtung des Museums auf französische Kunst des 20. Jahrhunderts, vornehmlich der Entwicklungen nach 1945 bis hin zu aktuellen Positionen, ist in Deutschland einmalig. Das Ludwig Museum nutzt neben seinen Ausstellungsräumen auf vier Etagen auch den angrenzenden „Blumenhof", der sich als Ausstellungsfläche für markante dreidimensionale Arbeiten anbietet. Zu den Beständen des Museums gehören hier der „Daumen" von César und die Installation „Stätte der Erinnerung und des Vergessens" von Anne und Patrick Poirier, die diese Arbeit eigens zur Museumsgründung für diesen Ort entwickelt haben
Literatur
- Hennes, Johann Heinrich: Codex diplomaticus Ordinis Sanctae Mariae Theutonicorum = Urkundenbuch zur Geschichte des Deutschen Ordens, insbesondere der Ballei Coblenz. Verlag Kirchheim, Schott und Thielmann, Mainz 1845 (Digitalisat im DjVu-Format)
- Dieter Kerber, Udo Liessem: Der Deutsche Orden in Koblenz. Studien zur Geschichte und Bauentwicklung im Mittelalter. Görres-Verlag, Koblenz 1990, ISBN 3-920388-12-7
- Albert Hardt, Im Lande der Neuerburg an der Wied, Wolfenacker 1987 (darin: Die Commende des Deutschen Ordens in Waldbreitbach an der Wied)
Weblinks
50.3627777777787.605Koordinaten: 50° 21′ 46″ N, 7° 36′ 18″ O
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