Dia (Fotografie)

Dia (Fotografie)
Gerahmtes Einzeldia

Als Diafilm, Diapositivfilm (griech. δια - «durch») oder Umkehrfilm bezeichnet man einen fotografischen Film, der Farben in einer natürlichen Ansicht zeigt. Nach der Entwicklung und dem Zerschneiden des Films entstehen einzelne Diapositive.

Inhaltsverzeichnis

Blütezeit

Dias, verschiedene Bauformen: glasloser Kunststoffrahmen (ca. 1985), Kunststoffrahmen mit Glas (1940er Jahre), Metallrahmen mit Glas (1940er Jahre)
Kodak Elitechrome 100 Diafilm

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fand der Diafilm massenhafte Verbreitung. Er stellte damals die einzige Möglichkeit dar, ein individuelles Farbbild auf bezahlbare Art herzustellen. Trotz der späteren Möglichkeit, Farbfotos von Negativen – und in der heutigen Zeit Fotos von digitalen Daten – fertigen zu können, hat sich der Diafilm immer behaupten können. Seine Stärke ist der – bis heute unerreicht – hohe Kontrastumfang.

Die bevorzugte Präsentationform von Dias ist die Projektion. Diese Eigenart ist so typisch, dass sie in Form der „Diashow“ bei der Computerpräsentation benutzt wird. Von Dias sind auch Papierabzüge möglich, jedoch weist das für die Projektion optimierte Farbdia einen hohen Kontrastumfang auf, der oft nur sehr eingeschränkt auf Papier wiedergegeben werden kann.

Das Diapositiv ist auch im Kino zu Hause. Lange Jahrzehnte war das Idealformat gebräuchlich auf dem Kinodiaformat 85 × 85 mm. Projiziert wurde mit dem gleichen Licht wie für das Laufbild, es gab also Stehbildwerfer mit Kalklicht, Reinkohlen- und Beck-Kohlen-Bogenlampen.

Filmmaterial und Entwicklung

Schwarz-Weiß-Umkehrfilme haben eine aus zwei verschiedenen Emulsionen gemischte Bildschicht. Der eine Ansatz ist hochempfindlich, meistens panchromatisch sensibilisiert, der andere unsensibilisert und geringempfindlich. Bei der Aufnahme der Bilder bleibt das geringempfindliche Silbersalz um etwa das Zehnfache unterbelichtet. Nach Entwicklung eines Negatives aus dem empfindlicheren Silbersalz wird dieses gebleicht, d. h. in eine lösliche Verbindung übergeführt, und anschließend aus der Bildschicht herausgelöst. Das verbleibende Salz erfährt darauf völlige Durchbelichtung, Schwärzung in einem Entwicklerbad und die weitere übliche Behandlung. Die Ergänzung des Negatives ist jetzt ein feinkörniges Positiv.

Farbumkehrfilme sind heute als Mehrschichtfilme aufgebaut, die nach einem chromogenen Verfahren verarbeitet werden. Die Farbstoffe entstehen während der Verarbeitung über Farbkuppler in den lichtempfindlichen Schichten. Farbdiafilme werden heute im standardisierten E-6-Prozess entwickelt.

Einen anderen Filmaufbau hatte der Kodak Kodachrome-Diafilm: Die Farbkuppler befanden sich hier nicht in den lichtempfindlichen Schichten. Vielmehr wurden die drei Emulsionsschichten im Laufe der Verarbeitung im K-14-Prozess einzeln einer Umkehrentwicklung unterzogen, wobei sich entsprechende Farbkuppler für die jeweilige Grundfarbe in je einer eigenen Entwicklerlösung befinden. Dieses Verfahren, das in den Grundzügen seit der Einführung 1935 unverändert im Einsatz blieb, ermöglicht besonders dünne lichtempfindliche Schichten, was zu größerer Schärfe führt – jahrzehntelang waren Kodachrome-Diafilme schärfer als andere Diafilme. Kodachrome-Diafilme konnten aufgrund des komplizierten K-14-Verfahrens de facto nur bei Kodak entwickelt werden. Kodak bot diesen Service bis Ende 2010 an.

In den vergangenen Jahren haben andere Filme aufgeholt. Derzeit (Stand 2011) gelten der Fujichrome Provia 100F/Astia 100F (normale Farbabstimmung, extrem neutrale Graubalance) und der Fujichrome Velvia 50/100/100F (farbverstärkt, für die Natur- und Landschaftsfotografie) als die schärfsten und auch feinkörnigsten Diafilme der Welt.

Der prinzipielle Aufbau von Umkehrfilmen und Negativfilmen ist gleich. Dadurch ist grundsätzlich auch die Umkehrentwicklung eines Negativfilms bzw. Negativentwicklung eines Diafilms möglich (Crossentwicklung). Die erreichbaren Ergebnisse sind aber eher als „experimentell“ zu bezeichnen. So kann man etwa für spezielle Anwendungen und Effekte einen Dia-Umkehrfilm auch mit dem C-41-Prozess entwickeln, der eigentlich für Farbnegativfilme gedacht ist. Das Ergebnis sind kontrastreiche Negative mit übermäßig gesättigten Farben.

Die meisten Schwarzweißfilme sind Negativfilme, nicht Diafilme. Ausnahmen sind die Schwarzweiß-Umkehrfilme Agfa Scala, Fomapan R und der schon lange nicht mehr produzierte Agfa DD (Dia-Direct). Prinzipiell kann man zwar jeden beliebigen Schwarzweiß-Negativfilm durch Umkehrentwicklung zum Diafilm machen (Crossentwicklung), gute Ergebnisse erreicht man jedoch nur mit Filmen, die eine farblose Unterlage aufweisen. Schwarzweißfilme für Negative haben aber einen grau eingefärbten Schichtträger (Grey base), der die Entstehung von Lichthöfen verhindert. Mittlerweile gibt es Verfahren zum Herstellen von Schwarzweiß-Dias, die geeigneten Filmen bis zu 800 Linienpaaren je mm Auflösung entlocken können, mithin weit mehr als bei Farbdiafilmen.

Diabetrachtung

einfacher Diabetrachter

Die Größe eines Kleinbild-Dias (24 mm × 36 mm) ist zu gering, um es problemlos ohne Hilfsmittel betrachten zu können. Es gibt daher Diabetrachter, bei denen das Dia durch eine Lupe betrachtet wird. Hier wird meist das Umgebungslicht oder eine kleine Glühlampe zur Beleuchtung verwendet. In solchen Betrachtern können meist sowohl gerahmte Dias als auch ungeschnittene Filmstreifen betrachtet werden. Diabetrachter gibt es auch in Versionen als Stereodiabetrachter.

Mit Hilfe von Diaprojektoren können die Dias auf eine Leinwand oder Mattscheibe projiziert werden. In der Regel muss das einzelne Dia dazu gerahmt sein.

Diashow

In den Jahren des Jahrtausendwechsels begann die massenhafte Verbreitung der Digitalfotografie. Damit einhergehend entstand die Möglichkeit, digitale Fotos auf komfortable Art am Computerbildschirm anzusehen; beispielsweise als selbstständig ablaufende Bildfolge. Für diese Art der Bildpräsentation setzte sich der Name "Diashow" durch. Als Symbol wird oft ein stilisiertes Diapositiv verwendet. Die Stilisierung zeigt meist ein gerahmtes Diapositiv mit innenliegendem Dreieck (= "Wiedergabe").

Vor- und Nachteile des Diafilms

Grundlagen zum Kontrastumfang

Der größte Kontrastunterschied in unserem Alltag existiert zwischen tiefster Nacht und gleißendem Sonnenschein. Man spricht hier von einem großen Kontrastumfang. Es gibt kein Bildsystem, das den kompletten Kontrastumfang der Natur in einem Bild fixieren kann. Daher muss der natürliche Kontrastumfang eines Motivs vor der Bildspeicherung reduziert werden.

Von allen bildgebenden Methoden besitzt ein Dia den größten Kontrastumfang und die größte Kontrastdifferenzierung.

Der komplette Kontrastumfang zwischen hellem Tag und dunkler Nacht kann von keinem Bildsystem dargestellt werden.
Das Dia besitzt den größten Kontrastumfang (Kontrast 1:1000) - der Druck einen der geringsten.
Der Druck darf nicht mit einem echten Foto (Kontrast 1:100) verwechselt werden).

Die praktischen Vorteile des Diafilms liegen vor allem in der hohen Schärfe und Farbtreue sowie dem großen Tonwertumfang des Diapositivs. Diese Vorteile treten in der Projektion klar zu Tage. Die Bildqualität eines projizierten Kleinbilddias ist der eines per Beamer projizierten Digitalbildes weit überlegen, sowohl in Hinsicht auf die Auflösung als auch auf den Kontrastumfang und die Kontrastdifferenzierung.

Transfer mit Reduzierung des Kontrastumfangs

Die Reduzierung des natürlichen Kontrastumfangs beim Dia- und beim Negativfilm ist auf den jeweiligen Verwendungszweck (Projektion oder Foto) abgestimmt. Soll ein Foto (Kontrast 1:100) vom Dia (Kontrast 1:1000) gefertigt werden, muss der Kontrastumfang des Dias deutlich reduziert werden. Dazu existieren verschiedene Technologien:

Umkehrpapier
Das Grundprinzip funktioniert wie der Abzug vom Negativ, nur dass kein normales Fotopapier benutzt wird. Das Ergebnis wirkt etwas flau (weicher Kontrast, geringe Farbsättigung).
Zwischennegativ
Mittels geeigneter Methoden (Kameravorsatz, Kontaktkopie,...) wird das Dia abfotografiert. Es entsteht ein Negativ. Von diesem wird ein normaler Abzug gefertigt. Das Ergebnis ist gut, durch den hohen Arbeitsaufwand aber unökonomisch.
Agfa-Digiprint
Dieses Verfahren wurde in den 1990er Jahren eingeführt. Das Dia wird gescannt, optimiert und anschließend auf normalem Fotopapier ausbelichtet. Die Optimierungssoftware unterdrückt „unwichtige“ Kontrastinformationen, schränkt den Kontrastumfang stark ein und passt den Kontrasteindruck (Härte des Kontrastes, Überbetonung bestimmter Farben, Unscharfmaskierung,...) den regionalen Sehgewohnheiten an. Dazu wird die Software während des laufendes Betriebes trainiert. Das Ergebnis vermittelt bei fachgerechter Softwarekalibrierung (laborabhängig) einen hohen Qualitätseindruck und ist für den Amateurbedarf gut geeignet.
Ilfochrome (früher Cibachrome)
Ilfochrome ist ein spezielles Fotopapier, das ähnlich dem Umkehrpapier angewendet wird. Das Resultat ist aber von deutlich besserer Qualität. Diese Tatsache liegt in drei Eigenschaften begründet: helleres Weiß, dunkleres Schwarz und ein exzellentes Kontrastverhalten.
  • Das besondere Weiß und Schwarz sorgen für einen deutlich größeren Kontrastumfang. Dieser liegt zwar immer noch unter dem eines Dias, aber über dem von normalen Fotopapier.
  • Das Kontrastverhalten erzeugt einen sehr guten Optimierungseffekt.
  • Eine zusätzliche Kompression der Tonwerte kann durch Kontrastmasken erreicht werden. Dabei wird ein Schwarzweißnegativ im Kontaktverfahren so belichtet, dass die spätere Addition mit dem Dia den gewünschten Kontrastumfang ergibt.
Ilfochrome ist ein teures Material und konnte sich daher nie im Massenmarkt durchsetzten.
Digitalisierung (Scannen)
Das ist die jüngste Technologie. Das Grundprinzip ist ähnlich dem des Agfa-Digiprint-Verfahrens. Der Unterschied liegt in zwei Eigenschaften begründet:
  • Agfa-Digiprint war ein in sich geschlossenes Verfahren. Es konnte eingangsseitig nur für Dias verwendet werden und ausgangsseitig nur Fotos auf Fotopapier liefern (den Scan auf einem Datenträger abzuspeichern war nicht möglich). Die Digitalisierung ist dagegen ein offenes Verfahren.
  • Die Scanner- und Optimierungssoftware ist heutzutage wesentlich ausgereifter und allgegenwärtig; Diascanner sind auch für den Heimanwender zu moderaten Preisen erhältlich. Technologien wie Multi-Exposure helfen dabei, einen möglichst großen Teil des Kontrastumfanges des Originals zu erhalten.
Die Ausbelichtung digitaler Daten ist heutzutage sehr preisgünstig und hochwertig. Daher setzt sich die Digitalisierung von Dias zur Fertigung von Abzügen immer mehr durch. Unsere Sehgewohnheiten haben sich diesem Umstand angepasst.

Qualität

Werden qualitativ hochwertige Dias sachgerecht projiziert, kann man einen sehr guten Eindruck von der natürlichen Farbe und Helligkeit während der Aufnahmesituation bekommen. Die Qualität dieses visuellen Eindrucks wird bisher von keiner anderen bildgebenden Methode erreicht.

Im professionellen Bereich wurden Dias bis in die 1990er Jahre benutzt, da ihre Qualität unkomplizierter zu beurteilen war als die von Negativen.

Beispiel: nach einem Mode-Shooting sollten nicht nur die Bildmotive miteinander verglichen werden, sondern auch die Darstellungsqualität der Stoff-Farben beurteilt werden. Wurden die Dias nebeneinander auf einen Leuchttisch gelegt, war das sehr unkompliziert. Hätte man stattdessen auf Negativmaterial fotografiert und davon Abzüge hergestellt, wäre nur der Motivvergleich möglich gewesen. Die exakte Einschätzung der Stoff-Farben wäre nicht möglich gewesen (durch die allgegenwärtige Bildoptimierung). Zusätzlich wäre als weiterer Arbeitsschritt das Finden des richtigen Negatives dazugekommen, bei hunderten relativ ähnlicher Motive eine Sisyphosarbeit.

Archivierung

Archiv für Kleinbilddias

Bei den meisten Dias handelt es sich um Unikate; selten werden Dia-Duplikate benutzt. Generell sind Unikate einem vergleichsweise hohen Risiko ausgesetzt, da Beschädigungen durch Staub, Fingerabdrücke, Kratzer, Licht und Feuchtigkeit unumkehrbar sind. Da Diapositive eine Gelatineschicht haben, sind sie, wie alle anderen Fotomaterialien auch, gegen Pilze und Bakterien anfällig. So können sich im Verlauf von Jahren Löcher bilden, das Dia wird zerstört.

Es besteht die Möglichkeit, Dias zu duplizieren oder zu digitalisieren. Probleme dabei:

  • Die Dia-Duplikation ist ein analoges Verfahren, also immer mit Qualitätsverlusten verbunden.
  • Werden hochwertige Dias möglichst mit allen Informationen gescannt, können schnell Dateigrößen von einigen hundert Megabyte (bei 16 bit Farbtiefe) entstehen. Schwierig ist auch eine passende bildgebende Methode zur Darstellung dieser Datenmassen (Kontrastumfang, Kontrastdifferenzierung, Farbumfang) zu finden. Mit Fortschreiten der Computer-Technologie ist es aber auch für Heimanwender mittlerweile möglich, Diascanner zu benutzen, um ein Dia-Archiv der eigenen Dia-Sammlung anzulegen.

Siehe auch


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