Sisyphos

Sisyphos
Persephone beaufsichtigt Sisyphos in der Unterwelt, schwarzfigurige attische Amphora, um 530 v. Chr., Staatliche Antikensammlungen (Inv. 1494)

Sisyphos (griechisch Σίσυφος, latinisiert Sisyphus) ist ein Held der griechischen Mythologie. Er ist der Sohn von Aeolos und Enarete. Er war der Gatte von Merope und zeugte mit ihr den Glaukos, Ornytion, Thersandros und Almos. Er gilt als der Stifter der Isthmischen Spiele und Gründer und König von Ephyra (Korinth). Nach anderer Überlieferung war er nicht der Gründer von Ephyra, sondern erhielt die Herrschaft von Medea übertragen. Vor allem ist er im Volksmund bekannt durch seine Bestrafung, die sogenannte Sisyphusarbeit.

Inhaltsverzeichnis

Mythos

Stiftung der Isthmischen Spiele durch Sisyphos

Ino hatte im Wahn Melikertes, ihren eigenen Sohn, getötet und sich mit dem Leichnam ins Meer gestürzt, als sie wieder zu Sinnen kam. Ein Delphin brachte den Knaben an Land. Sisyphos fand ihn und begrub ihn auf dem Isthmus und stiftete ihm zu Ehren die Isthmischen Spiele. (Am angegebenen Ort wird Theseus beziehungsweise Poseidon als Stifter genannt.)

Sisyphos' Versuch, seinen Bruder Salmoneus zu töten

Sisyphos befragte das Orakel von Delphi, wie er seinen Bruder Salmoneus töten könne. Darauf erhielt er die Antwort, dass er Kinder mit Tyro, der Tochter des Salmoneus, zeugen solle. Diese würden dann Salmoneus töten. Er ließ sich mit Tyro ein, und diese schenkte zwei Söhnen das Leben. Als sie jedoch von dem Orakel hörte, tötete sie ihre eigenen Kinder.

Zeugung des Odysseus

Autolykos stahl heimlich Rinder, Schafe und Ziegen des Sisyphos. Sisyphos bemerkte, dass seine Herden kleiner wurden, während die des Autolykos weiter zunahmen. Er markierte seine Tiere an den Hufen und konnte so den Diebstahl nachweisen. Er begab sich zu Autolykos, um ihn zur Rede zu stellen. Da er diesen aber nicht antraf, verführte er dessen Tochter Antikleia, die kurze Zeit später Laertes heiratete, und zeugte Odysseus.

Vergehen gegenüber der Götterwelt

Sisyphos wird als der verschlagenste aller Menschen bezeichnet; er verriet die Pläne des Gottes Zeus, indem er dem Flussgott Asopos mitteilte, dass es Zeus sei, der seine Tochter Aigina entführt habe. Zeus beschloss daraufhin, Sisyphos zu bestrafen und schickte Thanatos, den Tod, zu ihm. Aber Sisyphos überwältigte diesen, indem er Thanatos betrunken machte und so starke Fesseln anlegte, dass des Todes Macht gebrochen war und niemand mehr starb. Erst als der Kriegsgott Ares den Tod aus der Gewalt von Sisyphos befreite (da es ihm keinen Spaß machte, dass seine Gegner auf dem Schlachtfeld nicht mehr starben), konnte Thanatos wieder seines Amtes walten.

Sisyphos aber wurde vom Kriegsgott ins Schattenreich entführt. Doch bevor Ares das tat, verbot Sisyphos seiner Frau, ihm ein Totenopfer darzubringen. Als keine Opfer für ihn dargebracht wurden, überredete er den Gott der Unterwelt, Hades, dass er schnell in die Menschenwelt zurückkehren wolle, um seiner Frau zu befehlen, für ihn ein Totenopfer zu halten. Wieder zu Hause, genoss der Listige das Leben an der Seite seiner Frau und spottete über den Gott der Unterwelt. Doch plötzlich tauchte Thanatos vor ihm auf und brachte ihn mit Gewalt ins Totenreich.

Bestrafung durch Sisyphusarbeit

Sisyphos von Franz von Stuck, 1920

Sisyphos' Strafe in der Unterwelt bestand darin, einen Felsblock einen steilen Hang hinaufzurollen. Kurz bevor er das Ende des Hangs erreichte, entglitt ihm der Stein, und er musste wieder von vorne anfangen. Heute nennt man deshalb Aufgaben, die trotz großer Mühen so gut wie nie erledigt sein werden, Sisyphusarbeit.

„Und weiter sah ich den Sisyphos in gewaltigen Schmerzen: wie er mit beiden Armen einen Felsblock, einen ungeheuren, fortschaffen wollte. Ja, und mit Händen und Füßen stemmend, stieß er den Block hinauf auf einen Hügel. Doch wenn er ihn über die Kuppe werfen wollte, so drehte ihn das Übergewicht zurück: von neuem rollte dann der Block, der schamlose, ins Feld hinunter. Er aber stieß ihn immer wieder zurück, sich anspannend, und es rann der Schweiß ihm von den Gliedern, und der Staub erhob sich über sein Haupt hinaus.“

Homer: Odyssee 11. Gesang, 593–600. Übersetzung Wolfgang Schadewaldt


Vorgänger Amt Nachfolger
Iason König von Korinth
14. Jahrh. v. Chr.
(fiktive Chronologie)
Glaukos

Sonstiges

In Der Mythos des Sisyphos entwickelt der französische Autor Albert Camus (1913-1960) eine Philosophie des Absurden, die eng mit dem Existentialismus verwandt ist. Der Essay ist im Zusammenhang mit dem Bühnenstück Caligula (Uraufführung 1945) und dem Roman Der Fremde (L’Étranger, 1942) zu sehen, da Camus in diesen drei Werken das gleiche Thema behandelt. Auch in Die Pest finden sich ähnliche Motive wieder. Für Camus befindet sich der Mensch in einer absurden Situation. Das Absurde besteht in dem Spannungsverhältnis zwischen der Sinnwidrigkeit der Welt einerseits und der Sehnsucht des Menschen nach einem Sinn bzw. sinnvollem Handeln. Camus zeigt die Widersprüchlichkeit des durch die Absurdität begründeten Selbstmordes auf. Danach setzt er sich mit Autoren auseinander, welche die Absurdität der menschlichen Situation erkannt haben, insbesondere mit Kierkegaard, Schestow, Dostojewskij, Heidegger, Kafka und Nietzsche. Allerdings hätten diese Autoren, bei den Dichtern ihre Protagonisten, nach der Analyse der Situation, eventuell mit der Ausnahme Nietzsches, die falschen Konsequenzen gezogen, indem sie der Absurdität – unter Aufopferung des klaren Verstandes – durch einen irrationalen „Sprung“ (saut) entfliehen wollten. Dieser Sprung besteht je nach Vordenker in der Zuflucht zu metaphysischen, ästhetischen, religiösen oder rationalistischen Rettungsangeboten. Bei Camus steht jedoch in Anlehnung zum Sisyphos-Mythos das ewige Abarbeiten und Überwinden der selbst gewählten Lebensaufgabe zur eigentlichen Erlangung eines freieren Bewusstseins im Vordergrund.

Die Gestalt des Sisyphos wurde 1970 von Jacques Monod als Symbol ausgewählt, um die Wissenschaft - die sich immer in Frage stellen muss, darzustellen.[1]

In der Volkswirtschaft wird mit Sisyphismus das System derjenigen Nationalökonomen bezeichnet, welche die Arbeit um ihrer selbst Willen – ungeachtet des ökonomischen Erfolgs – als schätzenswert bezeichnen.

Der britisch-australische Film „Triangle – Die Angst kommt in Wellen“ (Genre: Horror-Drama) von Christopher Smith nimmt grob Bezug auf diese Sage.

  1. Jacques Monod: Zufall und Notwendigkeit. Philosophische Fragen der modernen Biologie. DTV Deutscher Taschenbuch, 1996, ISBN 3-423-01069-X, S. 17 : Als Motto vorangestelltes Zitat von Camus, Der Mythos von Sisyphos.

Quellen

Literatur

Weblinks

 Commons: Sisyphos – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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