Didymoteicho

Didymoteicho
Gemeinde Didymoticho
Δήμος Διδυμοτείχου (Διδυμότειχο)
Didymoticho (Griechenland)
DEC
Basisdaten
Staat: Griechenland
Verwaltungsregion: Ostmakedonien und Thrakien
Präfektur: Evros
Geographische Koordinaten: 41° 21′ N, 26° 30′ O41.35277777777826.5027777777787Koordinaten: 41° 21′ N, 26° 30′ O
Höhe ü. d. M.: 49 m
(Durchschnitt)
Fläche: 335,881 km²
Einwohner: 18.998 (2001[1])
Bevölkerungsdichte: 56,6 Ew./km²
Gemeindelogo:
Gemeindelogo von Gemeinde Didymoticho}}}
Sitz: Didymoticho
LAU-1-Code-Nr.: 710300
Gemeindegliederung: 15 Gemeindebezirke
Website: www.didymoteicho.gr
Lage in der Präfektur Evros
Bild:Dimos Didymotichou.png

Didymoticho (griechisch Διδυμότειχο (n. sg.), bulgarisch Димотика, türkisch Dimetoka) ist eine kleine, in Westthrakien gelegene Stadt im nordöstlichen Teil Griechenlands und eine gleichnamige Gemeinde in der Präfektur Evros. Die Stadt hat etwa 9.000 Einwohner, in der Gemeinde leben etwa 19.000 Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Didymoticho liegt in der Ebene des Evros, am Nordufer des Flusses Erythropotamos, der etwa drei Kilometer südöstlich des Stadtzentrums in den Evros mündet. Der Evros bildet die östliche Gemeindegrenze, die hier gleichzeitig Staatsgrenze zur Türkei mit der Grenzgemeinde Uzunköprü ist. Die griechischen Nachbargemeinden sind Orestiada im Norden, Metaxades im Westen und Orfeas im Süden. Didymoticho liegt etwa 100 Kilometer nördlich der Ägäis-Küste mit Alexandroupolis und 50 Kilometer südlich von Edirne.

Geschichte

Archäologische Funde datieren die Gründung des Ortes auf das 7. Jahrhundert n. Chr. Als Geburtsstadt der byzantinischen Kaiser Johannes III. Dukas Batatzes, Johannes V. Palaiologos und Basileios II. zeugt die Stadt von reicher byzantinischer Geschichte und war mehrmals Regentensitz der byzantinischen Kaiser. Basileios II. der Bulgarentöter nutzte die Stadt als Lager und Zentrale für seine Annexionspolitik gegen das Erste Bulgarische Reich. Der Niedergang der Stadt und damit das Ende ihrer Geschichte innerhalb des Reiches von Byzanz war auch der Niedergang des Reiches selbst. Der 3., 4. und 5. Kreuzzug der westlichen Kirche schwächten Byzanz und boten eine Angriffsfläche für spätere Besatzer. Die Stadt Didymoticho litt unter diesen Kreuzzügen und den Zerstörungen unter anderem auch durch Kaiser Barbarossa.

Im Jahr 1360 wurde die Stadt von osmanischen Türken erobert, löste kurzzeitig Bursa als Residenzstadt der osmanischen Sultane ab und war somit deren erste Hauptstadt in Europa[2] ab (bis 1366, danach Adrianopel (Edirne) bis 1453). Im Februar 1713 wurde Karl XII. von Schweden während seines Aufenthaltes im Osmanischen Reich von Sultan Ahmed III. in Adrianopel arrestiert. Von dort aus verlagerten die Osmanen den Hausarrest im November 1713 nach Didymoticho.

Bulgarische Flüchtlinge aus Bulgarköi (heute Ellinochori), bei Didymoticho (1913)

Dydimoticho gehörte danach zunächst bis 1912 ununterbrochen zum Osmanischen Reich, bevor es während des Ersten Balkankrieges von bulgarischen Truppen besetzt und zunächst an Bulgarien abgetreten wurde. Als der Zweite Balkankrieg ausbrach, zogen sich die bulgarischen Truppen zurück, das sie im Westen gegen Griechen und Serben kämpfen mussten. In der folgende Zeit eroberten griechische Truppen und osmanische Freischärler mit Unterstützung der Spezialorganisation Teşkilât-ı Mahsusa die Region zurück und vertrieben die Bulgarische Bevölkerung (s. Thrakische Bulgaren).

Im Ergebnis des Zweiten Balkankrieges erhielten die Osmanen 1913 die Stadt zwar noch einmal zurück, traten sie aber 1915 endgültig an Bulgarien ab, um Bulgarien an der Seite der Mittelmächte zum Eintritt in den Ersten Weltkrieg zu bewegen. Nach der Niederlage der Mittelmächte musste Bulgarien 1919 schließlich West-Thrakien samt Dydimoticho an Griechenland abtreten.

Dydimoticho und die Präfektur Evros blieben als Enklave auch während des Zweiten Weltkriegs griechisch, obwohl die westlich Evros gelegenen Gebiete Thrakiens von 1941 bis 1944 wieder von Bulgarien annektiert worden waren, da sie im Gegensatz zum bulgarisch besetzten West-Thrakien und Ostmakedonien unter deutscher Militärverwaltung standen.

Namensgebung

Die Stadt Didymoticho erhielt ihren Namen aufgrund der doppelten Stadtmauer (griechisch δίδυμος τείχος, „Zwillingsmauer“), die früher zur Verteidigung errichtet wurde. Ein Teil dieser Befestigungsmauer ist heute noch zu besichtigen.

Sehenswürdigkeiten

Zwischen dem Bahnhof der Stadt und den beiden Flüssen Erythropotamos und Evros erhebt sich die Agia Petra. Ausgrabungen ergaben, dass dieser Ort die antike Stadt Plotinoupolis darstellt, die der römische Kaiser Trajan gründete und nach seiner Frau Pompeia Plotina benannte. Die Ruinen der antiken Siedlung sind heute dort zu besichtigen. Die Ausgrabungen dauern an, und die Funde werden im archäologischen Museum von Komotini ausgestellt.

Innerhalb der Stadtmauern befindet sich die Altstadt. Hier stehen die byzantinische Kirche der Heiligen Ekaterini sowie die historische Kirche des Heiligen Georgios Palaeokastritis, in der Johannes VI. Kantakouzenos gekrönt wurde. Felshöhlen befinden sich sowohl im Bereich, der von den byzantinischen Festungsmauern umrahmt wird, als auch in dessen Umkreis. Zwei Höhlen, die neben der Metropolis des Heiligen Athanasios liegen, dienten der Legende nach als Gefängnis Karls XII. von Schweden. Bei der Moschee, deren Konstruktion unter Murad I. (1326–1389) begonnen und unter Bayezid I. (1347–1402) fertig gestellt wurde, handelt es sich um die älteste und größte Moschee Europas. Eine dominante Masse, die mindestens 1000 m² Fläche einnimmt. Besichtigen kann man außerdem den Komplex mit den türkischen Dampfbädern, bekannt bei den lokalen Einwohnern als Dampfbäder der Liebe, und das Volkskunstmuseum, welches 1973 von Lehrern der Stadt gegründet wurde.

In der Peripherie der Stadt laufen momentan Ausgrabungen an mehreren griechisch-thrakischen Gräbern, wie z. B. in Thyrea, wo wichtige Funde gemacht werden konnten.

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Landwirtschaft ist für die meisten Einwohner die Haupteinnahmequelle. Zu den landwirtschaftlich angebauten Pflanzen gehören Baumwolle und Mais. Die Milchindustrie ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Region, da an der nördlichen Stadtgrenze eine Großmolkerei mehreren Bürgern Arbeit bietet. Soldaten und Offiziere des griechischen Heers, die ihren Dienst in der Region absolvieren, steigern den Umsatz der Einzelhändler in der Stadt. In Didymoticho befinden sich eine Verwaltungsstelle für die Ausbildung von Beamten sowie ein staatliches Krankenhaus. Die Stadt ist zudem Sitz des Metropoliten der dortigen Region. In der Gemeinde gibt es eine staatliche Ausbildungseinrichtung der Polizei. Die vor einigen Jahren neu erbaute Nationalstraße 51 ist der Hauptverkehrsweg der Stadt und verbindet diese mit der Autobahn „Egnatia Odos“ im Süden und Orestiada im Norden. Auch ein Schienenweg führt durch den Ort und verbindet die Stadt mit den großen Zentren des Landes. Die Bahn modernisiert die Strecke in den letzten Jahren ständig und baut diese um. Die Bahn wird hauptsächlich von einberufenen Rekruten und Soldaten aus dem ganzen Land genutzt, die in der Präfektur ihren Wehrdienst absolvieren. Der Busverkehr wird hauptsächlich von den einheimischen genutzt,wobei mehrere Buslinien täglich in Richtung Makedonien und Attika losfahren.

Dörfer der Gemeinde

Kirche in Didymoticho

In dem Ort Pythio befindet sich der einzige verbliebene Grenzübergang für den Zugverkehr zwischen der Türkei und Griechenland. Die Byzantiner nannten den Ort Empythion. Am Dorfrand steht eine alte byzantinische Burg aus dem 14. Jahrhundert. Diese ist sehr gut erhalten und steht für die militärische Architektur der letzten Jahre des griechisch byzantinischen Reiches. Genutzt wurde die Burg als Schatzkammer. Auf dem Weg zum Nachbarort Rigio befinden sich zwei Gräber aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., vermutlich aus der antiken thrakischen Zeit.

Das Dorf Sofiko (griechisch Σοφικό) wurde von Flüchtlingen aus den Orten Kosti, Lala und Megalo Zaloufi gegründet, die vor 1922 in der heutigen Türkei lagen. Nach deren Zerstörung im Griechisch-Türkischen Krieg (1919–1922) siedelten die Einwohner auf die griechische Uferseite des Flusses Evros um, wo sie ihr Dorf Souflari nannten. Nach mehreren Überflutungen ließen sich die Einwohner weiter flussaufwärts nieder und gründeten 1922 ihren Ort mit dem Namen Sofiko. Das heutige Sofiko besteht aus zwei Ortsteilen, Kosti und Lilion, und gehört mit knapp tausend Einwohnern zu den größten Dörfern der Gemeinde. Es liegt an der fruchtbaren Uferebene des Flusses Evros, die kultiviert wird und die Haupteinnahmequelle der Bewohner darstellt. Im Dorf liegen drei Kirchen. Die größte Kirche ist die des Heiligen Dimitrios. Nahe der örtlichen Sportanlage des Vereins „Orfeas“ wurde 1994 eine kleine Kapelle der Panagia Sofikiotissa eingeweiht. Seit 2008 schmückt eine im mediterranen Stil erbaute Kirche die östliche Dorfgrenze. Der Ort besitzt eine eigene Ausfahrt an der Nationalstraße 51. Durch die Fluktuation der Menschen aus den Dörfern der Gemeinde in den Jahren 1975 bis 1995, leben heute etwa 900 Sofikioten im Ausland. Die Abwanderung ins Ausland ist dabei seit Jahren rückläufig und beschränkt sich auf die Städte in der Umgebung wie Orestiada und Didymoticho.

Weitere Dörfer der Gemeinde sind Rigio, Asimenio, Thyrea, Ellinochori, Lagos, Koufovouno, Mani, Sitohori, Aswestades, Isakio, Petrades und Prangi, deren Einwohnerzahl wie in den meisten Dörfern der Gemeinde rückläufig sind.

Im Ort Koufovouno gibt es eine Tropfsteinhöhle mit dem Namen „Vouvas“, die von Höhlenforschern im Jahr 1962 entdeckt und erforscht wurde. Besichtigen kann man in der 30 Meter hohen Höhle Stalagmiten und Stalagtiten.

Im Ort Ellinochori wurden Silbermünzen aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. gefunden.

Söhne und Töchter der Stadt

Aus Didymoticho stammt der erfolgreichste Speerwerfer Griechenlands, Konstantinos Gatsioudis. Ihm zu Ehren wurde die örtliche Sporthalle nach ihm benannt und eine Statue am Eingang eingeweiht. Seit seinen internationalen Erfolgen eifern ihm viele Jugendliche der Leichtathletik nach und organisieren sich im örtlichen Verein Spartacus of Didymoticho.

Partnerstädte

Einzelnachweise

  1. Informationen des griechischen Innenministeriums
  2. David Nicolle: Die Osmanen – 600 Jahre islamisches Weltreich. Wien 2008, S. 60.

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