Die Aula (Zeitschrift)

Die Aula (Zeitschrift)

Die Aula (Untertitel: Das freiheitliche Magazin), ist ein 1951 gegründetes rechtsextremes[1][2][3] Monatsmagazin, das sich als Sprachrohr der national-freiheitlichen Studentenverbindungen Österreichs sieht. Medieninhaber sind die Freiheitlichen Akademikerverbände (FAV) Österreichs. Eigentümer, Herausgeber und Verleger ist der Aula-Verlag in Graz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erster Chefredakteur des Blattes war bis 1963 der ehemalige steirische Landesrat und NS-Kulturpolitiker Josef Papesch.

Nach dem Briefbombenattentat in Oberwart (Burgenland / Österreich) im Februar 1995, bei dem vier Angehörige der Volksgruppe der Roma getötet wurden, ermittelte die Polizei im Umfeld der Aula. [4] Im März 1995 verfügte das Landesgericht Eisenstadt im Zuge der Terrorfahndung nach dem Bombenattentat eine Hausdurchsuchung der Aula-Redaktion und beschlagnahmte die Abonnentenkartei.

Bereits unmittelbar nach dem Vierfachmord distanzierte sich der damalige FPÖ-Vorsitzende Jörg Haider wegen des dadurch entstandenen medialen Drucks von der Aula.[3] Damals war der alte Herr der Burschenschaft Brixia und frühere NDP-Aktivist[5] Herwig Nachtmann Chefredakteur der Aula. Im August 1995 wurde Nachtmann wegen Verstoß gegen das NS-Verbotsgesetz wegen seines Mitte 1994 publizierten Artikels „Naturgesetze gelten für Nazis und Antifaschisten“, in dem er den Holocaust-Leugner Walter Lüftl lobte, rechtskräftig verurteilt. Daraufhin stellten die FPÖ sowie das Land Steiermark alle Förderungen für die Aula ein. Die Zeitung Zur Zeit übernahm daraufhin die Rolle der Aula als inoffizielles Presseorgan der FPÖ.[6][7]

Otto Scrinzi folgte Nachtmann als Chefredakteur nach.[8] Seit Anfang 2004 ist Martin Pfeiffer Chefredakteur der Aula.[3]

Selbstverortung

Die Aula sieht sich als „unangepaßtes Monatsmagazin für den unangepaßten Leser“ und tritt für „die deutsche Volks- und Kulturgemeinschaft“, das Recht auf Selbstbestimmung der Völker, die Freiheit der Wissenschaft, die Wahrheit in der Forschung und Lehre im Sinne der abendländischen Kulturtradition sowie das Recht auf Privateigentum ein. Die Aula sieht sich auch als „freisinniges Diskussionsorgan“, wodurch „zahlreiche verschiedene Stimmen zu Wort kommen“. Dadurch fühle sie sich der Meinungsvielfalt, die angeblich eine historisch-weltanschauliche Tradition des „Dritten Lagers“ in Österreich sei, neben dem nationalbewußten Element am stärksten verbunden.

Wahrnehmung von außen

Von österreichischen Sozial- und Politikwissenschaftlern wird die Aula als rechtsextrem eingestuft.[1][2] Auch das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes und der ehemalige Informationsdienst gegen Rechtsextremismus stufen die Zeitschrift als rechtsextrem ein.[3] Laut dem Journalisten Hans-Henning Scharsach fungiert die Aula als publizistische Kontaktbörse zwischen den Anhängern der FPÖ und dem etablierten Rechtsextremismus.[9]

Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) erwähnte das „Medienwerk AULA Ausgabe 9/2000“ im Verfassungsschutzbericht 2000, weil darin das Buch „Deutsche Bausteine – Grundlage nationaler Politik“ besprochen und beworben worden war. Es wurde, wegen Verdachtes des „Befürwortens, Gutheißens und Verbreitens nationalsozialistischer Ideologie“, Anzeige gemäß dem Verbotsgesetz erstattet.[10] In den Verfassungsschutzberichten 1997 bis 2005 wurde das Magazin ansonsten nicht erwähnt.

Im jährlich erscheinenden „Rechtsextremismus-Bericht“ des Innenministeriums, die ein „besonderes Augenmerk“ auf „unterschwellig ausgehende rechtsextreme Ideologieverbreitung im Sinne des Sicherheitspolizeigesetzes“ hat, wird die Zeitschrift Aula im Jahr 2001 erwähnt.[11]

Beziehungen zu anderen Printmedien

Die Aula wird auch als Werbeplattform für rechtsextreme Parteien genutzt. So schaltete die NPD in der Ausgabe 2/1999 ein Inserat für ihre Zeitschrift Deutsche Stimme. Von dieser wurde sie 1998 folgendermaßen charakterisiert: „Freiheit, Ehre, Vaterland“, diese Losung der Deutschen Burschenschaft von 1815, die auch in der Moderne nichts an Aktualität eingebüßt hat, kann als Wahlspruch dieses Monatsmagazins aus Deutsch-Österreich gelten. Die professionell aufgemachte Zeitschrift steht der FPÖ und der korporierten Studentenschaft nahe, ohne aber an geistiger Freiheit einzubüßen.

1999 bewarb die Aula die revisionistische und antisemitische "Vierteljahresschrift für freie Geschichtsforschung" sowie den Verlag Castle Hill Publishers des Holocaustleugners Germar Rudolf.[12]

Literatur

  • Reinhold Gärtner: Die Aula. In: Handbuch des österreichischen Rechtsextremismus. Herausgegeben von Brigitte Bailer-Galanda. Stiftung Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Deuticke, Wien 1994, ISBN 3-216-30099-4, S. 278–296.
  • Reinhold Gärtner: Die ordentlichen Rechten. Die „Aula“, die Freiheitlichen und der Rechtsextremismus. Picus Verlag, Wien 1996, ISBN 3-85452-286-X.
  • Reinhold Gärtner: Die AULA und die Wissenschaft. In: Wolfgang Purtscheller: Die Ordnung, die sie meinen. „Neue Rechte“ in Österreich. Picus Verlag, Wien 1994, ISBN 3-85452-256-8, S. 150–173.

Einzelnachweise

  1. a b Max Preglau: Rechtsextrem oder postmodern? - Über Rhetorik, Programmatik, Interaktionsformen und ein Jahr Regierungspolitik der (Haider-)FPÖS. In: SWS-Rundschau. Heft 2/2001, S. 193–213.
  2. a b Reinhold Gaertner: Die ordentlichen Rechten. Die 'Aula', die Freiheitlichen und der Rechtsextremismus. Pictus Verlag, Wien 1996.
  3. a b c d Aula. Im: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes.
  4. Drucksache des Deutschen Bundestags 13/2019. 18. Juli 1995.
  5. DÖW: Neues von ganz rechts. Aula-Publikation "1848 - Erbe und Neubeginn", November 1998
  6. Ratzinger autorisierte Text für rechtsextremes Buch. In: Der Spiegel. 14. März 2009.
  7. Herwig NACHTMANN gegen Österreich - Zulässigkeitsentscheidung. der europäischen Menschenrechtskommission, Antrag Nr. 36773/97, Sitzung vom 9. September 1998
  8. Bericht des Stephen Roth Institute
  9. Hans-Henning Scharsach: Haiders Clan. Wie Gewalt entsteht. Wien/München/Zürich 1995, S. 171f.
  10. Verfassungsschutzbericht 2000, Juli 2001, S. 26; Online einsehbar
  11. Der Standard vom 12. Mai 2001
  12. Völkische Verbindungen - Beiträge zum deutschnationalen Korporationsunwesen in Österreich. S. 83.

Weblinks


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