Dietrich Böhler

Dietrich Böhler

Dietrich Böhler (* 1942 in Berlin) ist ein deutscher Philosoph und Vertreter der „Berliner Diskurspragmatik“ zur sokratisch dialogischen Begründung und motivationsbezogenen Erweiterung der Diskursethik, die einerseits von Karl-Otto Apel, andererseits von Jürgen Habermas initiiert worden ist.

Dietrich Böhler studierte in Tübingen, Hamburg und Kiel Philosophie, Theologie, Politik, Germanistik und Soziologie. 1970 wurde er an der Christian-Albrechts-Universität Kiel mit der Schrift Metakritik der Marxschen Ideologiekritik. Prologomena zu einer reflektierten Ideologiekritik und Theorie-Praxis-Vermittlung bei Karl-Otto Apel promoviert. 1981 habilitierte er sich an der Uni Saarbrücken mit Rekonstruktive Pragmatik und Hermeneutik. Von 1969 bis 1972 war Böhler an der Uni Saarbrücken als Assistent am Lehrstuhl Karl-Otto Apels und seit 1972 als Assistenzprofessor tätig. Ab 1975 lehrte er als Professor für Sozialphilosophie und philosophische Grundlagen der Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Berlin. 1980 und 1981 leitete er zusammen mit Apel das "Funkkolleg Praktische Philosophie/Ethik". Er ist Mitherausgeber der interdisziplinären Forschungsreihe Ethik und Wirtschaft im Dialog. Von 1981 bis 2010 war Böhler Professor für Praktische Philosophie, Ethik und Theorie der Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin.

Als Hauptwerk gilt seine Rekonstruktive Pragmatik, die eine diskurstheoretische „Einleitung sowohl in die Sozial- und Kulturwissenschaften als praktische Wissenschaften wie auch in Grundlagen der Philosophie, zumal der praktischen Philosophie“ leisten soll.[1]

Böhler gehört zum Vorstand des von ihm gegründeten Hans Jonas-Zentrums e.V. an der Freien Universität. Er ist Initiator und Mitherausgeber der „Kritischen Gesamtausgabe der Werke von Hans Jonas“.

Publikationen (Auswahl)

  • Metakritik der Marxschen Ideologiekritik. Prolegomenon zu einer reflektierten Ideologiekritik und Theorie-Praxis-Vermittlung. Frankfurt a. M. 1971
  • Funkkolleg Praktische Philosophie/Ethik: Dialoge. 2. Bde. [Hg. zus. mit K.-O. Apel und G. Kadelbach]. Frankfurt a. M. 1984.
  • Funkkolleg Praktische Philosophie/Ethik: Studientexte. 3 Bde. [Hg. zus. mit: K.-O. Apel und K. Rebel]. Weinheim/Basel 1984
  • Rekonstruktive Pragmatik. Von der Bewußtseinsphilosophie zur Kommunikationsreflexion: Neubegründung der praktischen Wissenschaften und Philosophie. Frankfurt a. M. 1985
  • Die pragmatische Wende. Sprachspielpragmatik oder Transzendentalpragmatik? [Hg. zus. mit: T. Nordenstam und G. Skirbekk]. Frankfurt a. M. 1986
  • Ethik für die Zukunft. Im Diskurs mit Hans Jonas. München 1994
  • Orientierung und Verantwortung. Begegnungen und Auseinandersetzungen mit Hans Jonas [Hg. zus. mit: J. P. Brune]. Würzburg 2004
  • Glaubwürdigkeit des Diskurspartners. Ein (wirtschafts-) ethischer Richtungsstoß der Berliner Diskurspragmatik und Diskursethik. In: Bausch, Böhler, Rusche (Hg.): Wirtschaft und Ethik. Strategien contra Moral? Ethik und Wirtschaft im Dialog Bd. 12, Münster 2004, S. 105-148.
  • Zukunftsverantwortung in globaler Perspektive. Zur Aktualität von Hans Jonas und der Diskursethik. Bad Homburg 2009

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rekonstruktive Pragmatik, S. 19.

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