Dilldappe

Dilldappe

Dilldapp ist eine vor allem im hessischen und oberfränkischen Raum und im Hunsrück verbreitete Bezeichnung für eine trottelige Person. Die genaue Herkunft des Wortes ist ungeklärt. Die mundartliche Ableitung Dapp(es) von Depp oder Taps und Dill von Till scheinen ebenso möglich wie eine geographische vom Fluss Dill oder gleichnamigen Dörfern. (Dilldapp = der Depp vom/aus Dill). Mit dieser Eigenschaft ist der Dilldapp Hauptfigur verschiedener Märchen und Erzählungen (unter anderem Clemens Brentano), vergleichbar mit Hans im Glück.

Dilldapp ist auch die Bezeichnung für ein jagdliches Fabelwesen, einer Kreuzung aus Iltis oder Hamster, Kaninchen und Reh, ähnlich dem Wolpertinger. Als solches hat der Dilldapp auch Eingang in die schwäbisch-alemannische Fasnet gefunden. Es gibt einige Narrenzünfte, die sich als Dilldappen verkleiden, so zum Beispiel in Todtnau-Brandenberg und Herten (Rheinfelden). Eine andere Bezeichnung für das Fabelwesen, die besonders im mittelhessischen Raum gebräuchlich ist, lautet Tilltappe. Man unterscheidet zwischen Bergtilltappe, Wüstentilltappe, Stadttilltappe und Meerestilltappe.

Dilldappen bewohnen der Sage nach den Hauberg im Siegerland. Sie werden als äußerst scheu beschrieben und ernähren sich von Kartoffeln (Duffeln). Seit 1982 veröffentlicht der Siegerländer Autor Matthias Kringe jedes Jahr einen Dilldappen-Kalender mit Comics in Siegerländer Platt. Die Comicfigur Dilldappe sieht aus wie ein aufrecht gehender Nashornhamster mit Irokesenhaarschnitt und braunem Fell. In der Region haben die Dilldappen Kultstatus erreicht, sie werden oftmals für Werbezwecke eingesetzt. Inzwischen gibt es auch Fan-Clubs.

Der Siegerländer Kettensägenkünstler Michael Kolb aus Freudenberg - Bühl ist der einzige von M. Kringe lizenzierte Künstler, der die Sejerlänner Dilldappen aus Holz formen darf. Die possierlichen Fabelwesen sägt er aus einem Stück, nur das Hörnchen (wie bei einem Nashorn) wird aufgeschraubt. Nach dem Anstrich bekommt der Dilldappe seinen Bürstenhaarschnitt aus Besenhaar. Außer auf dem Bauernhof der Familie Kolb, kann man in der Umgebung von Bühl die Holz-Dilldappen in vielen Gärten bewundern, aber auch ausgewanderte Siegerländer haben sich die Fabelwesen von Michael Kolb per Post nach Amerika, Brasilien, Chile, Kasachstan, Spanien, Dänemark oder in die Niederlande schicken lassen. Im siegerländischen Netphen-Irmgarteichen gibt es seit 2006 einen Dilldappen-Wanderweg, dessen Figuren an 10 Standorten von Michael Kolb gestaltet wurden.

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Ein kleines Gedicht über Dilldappen lautet:

Saß ein Dilldapp, fraß den Dill ab. So ist es eben, das Dilldappleben.


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