- Diotima
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Diotima [diˈ̯oːtima] (altgr. Διοτίμα; von Διός Diós, „Zeus“ (Genitiv) und τιμή timḗ, „Ehre“,[1] „die Hohepriesterin“) kommt als literarische Figur in Platons Dialog Symposion vor, sie wird als eine Seherin aus Mantineia, die als Lehrerin Sokrates' fungiert, beschrieben, der von ihr auf dieselbe maieutische Weise befragt worden ist, wie er sie in seinen Unterredungen selber anwendet. Sie tritt als seine Belehrerin über die Natur des Eros auf (Symposion 201d). Das Lehrgespräch, in welchem Diotima den jungen Sokrates unter anderem darüber aufklärt, in welchem Verhältnis das „Schöne“ zu dem „Guten“ steht und auf welche Weise die Liebenden Anteil an der Unsterblichkeit haben, bildet den Kern des Dialogs und kann als erstmaliger Ausdruck der platonischen Ideenlehre und des Bewusstseins als Philosoph verstanden werden.[2] Diotima ist die einzige weibliche Figur, die eine sprechende Rolle in einem platonischen Dialog innehat.
Pflegte Sokrates den Blick in die Details der Dinge der Welt, so galt Diotimas Schauen dem Ganzen. Denn die höher entwickelte Form des Eros ist es nicht, nach einzelnen Menschen, sondern nach der Weisheit und Einsicht, zu streben. Wo der eine die Veränderbarkeit der Welt in den Blick nahm, sah Diotima auf die eigene Wandelbarkeit. „Erst wenn du die Dynamik der Antriebe und Begierden verstehst, verstehst du auch die Wandelbarkeit des Selbst.“
Es ist unklar, ob Diotima wirklich gelebt hat, oder eine rein literarische Figur ist.
Inhaltsverzeichnis
Andere literarische Figuren namens Diotima
Von Friedrich Hölderlin wurde die Figur der Diotima wieder aufgegriffen (siehe auch: Susette Gontard).
Diotima ist auch eine Hauptfigur in Robert Musils Roman Der Mann ohne Eigenschaften.
Diotima war das Pseudonym der Dichterin Sophie Borries (1799–1841).
Ebenfalls diente Diotima der Publizistin Le(o)nore Frobenius-Kühn (1878–1955) als Autorpseudonym für eine seinerzeit sehr bekannte und kontrovers diskutierte Schule der Liebe (Jena 1930, Eugen Diederichs).
Diotima bei Luisa Muraro
Luisa Muraro ist eine italienische Professorin für Philosophie die eine Vereinigung für Philosophinnen (Diotima) ins Leben rief, die für Feminismus als praktisch gelebte Philosophie steht.
Einzelnachweise
- ↑ Duden - Lexikon der Vornamen, von Rosa und Volker Kohlheim. 5., völlig neu bearbeitete Auflage 480 Seiten. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Dudenverlag 1998
- ↑ Platon, Sämtliche Werke 2, Hamburg, 1983, S. 231ff - ISBN 3-499-45014-3
Weblinks
- Hans-Dieter Jünger: Essay zu Diotima
- Rüdiger Krüger: Notizen zu Diotima bei Friedrich Hölderlin
- Platon: Die Rede über den philosophischen Eros, Symposion 201d-212c, griechisch - deutsch
- "Diotima-Gesellschaft"
- Leonore Kühn (pseudonym als "Diotima"): Schule der Liebe, modifizierte Neuausgabe des 1930 bei Diederichs erschienenen Textes.
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