Domitian von Millstatt

Domitian von Millstatt
Darstellung des Domitian (Fresko von 1429 in der Stiftskirche Millstatt)
Statue des Domitian im Millstätter See
Romanischer Reliquienschrein des hl. Domitian

Domitian von Kärnten († um 802?; eigentlich Tuitianus) ist ein legendärer Herzog von Karantanien zur Zeit Karls des Großen.

Inhaltsverzeichnis

Thesen zur Vita Domitians

Domitian soll Nachfolger des dritten christlichen Herzogs von Karantanien, Valhun († um 785), gewesen sein. In der Conversio Bagoariorum et Carantanorum wird er allerdings nicht erwähnt, die Valhun nachfolgenden Herzöge hießen laut dieser Chronik Pribislaw, Semika, Stojmir und Etgar. In einer 1907 durch den Historiker Robert Eisler veröffentlichten Abhandlung unter dem Titel „Die Legende vom heiligen Karantanerherzog Domitianus“ kommt dieser zu dem Schluss, Domitian sei eine Erfindung der Benediktinermönche des Stifts Millstatt aus dem 12. Jahrhundert. Vielfach wurde diese Meinung übernommen, andere Historiker sind der Ansicht, Domitian habe gelebt und bei der Geschichte um die Entstehung Millstatts handle es sich um eine Legende, die auf wahren Begebenheiten beruhe. Anderen Forschungen zufolge ist er mit einem Mann namens Ceincias identisch, dessen Taufe durch Bischof Modestus von Kärnten belegt ist.

Die Legende von der Entstehung Millstatts

Der Legende nach war der Millstätter See im 8. Jahrhundert bedeutend größer als heute, er reichte bis zum Kalvarienberg bei Millstatt sowie bis zum Glanz bei Döbriach. Auf dem Hochgosch, dem bewaldeten Seerücken gegenüber dem heutigen Millstatt, stand der Sage nach eine Burg, auf der Domitian, der heidnische Herzog von Karantanien, lebte. Domitian hatte einen Sohn, der trotz Verbots durch den Vater bei stürmischem Wetter mit einem Boot auf den See hinausruderte.

Als der Sohn am nächsten Morgen nicht heimgekommen war und der Herzog auf dem See ein umgekipptes Boot sah, befahl er den Bauern, das Wasser des Sees abzuleiten, bis der Körper des Sohns gefunden werde, um an dieser Stelle eine Kirche zu bauen, wo er sich selbst zum Christentum bekehren wolle. Im Westen des Sees wurde ein Hügel abgetragen, der den See von der Lieser trennte, wodurch der Wasserspiegel sank, so dass man nach einigen Tagen den toten Sohn fand.

Domitian ließ sich daraufhin taufen und vor dem Grab seines Sohnes eine christliche Kirche bauen. Des Weiteren ließ er tausend heidnische Götzenstatuen („mille statuae“) einsammeln und in den See werfen. Um diese Kirche herum entstand nach und nach das heutige Millstatt, das seinen Namen dieser Legende verdanken soll.[1]

Domitiankult, Domitiankapelle und Domitiandenkmal

Die öffentliche Verehrung Domitians setzte sich spätestens im 12. Jahrhundert durch und erreichte im 15. Jahrhundert einen ersten Höhepunkt.[2] Verschiedene Wunder sollen sich um sein Grab ereignet haben. Berichtet wurden erfolgreiche Hagelprozessionen unter Vorantragen der Reliquien oder die Bewegungsunfähigkeit eines Taschendiebes, der mit seiner Beute den beliebten Wallfahrsort nicht verlassen konnte. Man glaubte auch, dass Domitian die Gewalt des Millstätter Sees bändigen könne und bei Fieberkrankheiten besonders wirksam helfen könne. Diese Zuschreibungen lassen auf die Fortsetzung altheidnischer, vermutlich slawischer Wassergottheitenkulte schließen, zumal die Region lange vorwiegend slawisch besiedelt war.

Aus dem Jahr 1405 ist eine Domitian-Bruderschaft in Millstatt bekannt, 1441 wurden der Überlieferung nach seine Gebeine, die seiner Gemahlin Maria sowie seines (nicht genannten) Sohnes in die Sakristei des Stifts Millstatt übertragen. Der Kult wurde von den Georgsrittern intensiv gefördert. Sie errichteten dem Volksheiligen einen marmornen Epithaph. Das 1478 von den Türken während der Plünderung Millstatts beschädigte Grabmal wurde möglicherweise unter Verwendung einer älteren, noch intakten Grabplatte weider instand gesetzt. Heute befinden sich die Gebeine in der Domitian-Kapelle der Millstätter Stiftskirche, in der ein Grabmal und einige Reliquien zu sehen sind. Die Grabtafel hat, laut eines Rekonstruktionsversuchs von Franz Glaser[3], die Inschrift

† HIC·QVIESCIT·DOMITIA
NVS·DVX·QVI·KAROLI·IMP·
TEMPORIBUS·PAGANITA
TEM·DEVICIT·ET·POPVLVM·
AD FIDEM CONVERTIT
(Hier ruht Herzog Domitian, der zur Zeit Kaiser Karls das Heidentum bezwang und das Volk zum Glauben bekehrte.)

Domitian wurde von der Katholischen Kirche selig gesprochen. Ihm zu Ehren wird hier jährlich am 5. Februar eine Andacht gehalten.

Auf einer Plattform im See vor dem Schillerpark in Millstatt steht eine 4,20 m hohe Plastik des italienischen Bildhauers Giorgio Igne. Sie stellt den eine Statue in den See werfenden Domitian dar.

Die ehemalige Kapelle in der Klagenfurter Burg war ihm geweiht. Die Kapelle, die früher von der Altkatholischen Kirche genutzt wurde, ist heute ein Teil des MMKK.

Literatur

  • Robert Eisler: Die Legende vom heiligen Karantanerherzog Domitianus. In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 28, Innsbruck 1907, S. 52–116.
  • Hans-Dietrich Kahl: Der Millstätter Domitian. Abklopfen einer problematischen Klosterüberlieferung zur Missionierung der Alpenslawen Oberkärntens, Thorbecke, Stuttgart 1999, ISBN 3799567569
  • Franz Nikolasch:
    • Domitian von Millstatt – eine Erfindung des 12. Jahrhunderts? In: Carinthia I (180), Klagenfurt 1990
    • Domitian von Millstatt – Erfindung oder Wirklichkeit? In: Carinthia I (191), S. 103–141, Klagenfurt 2001
    • Die römischen Akten zur Kultanerkennung des Domitian von Millstatt. In: Carinthia I (194), S. 321–366, Klagenfurt 2004
    • Das Grab des hl. Domitian von Millstatt und die Translation seiner Reliquien. In: Carinthia I (196), S. 191–226, Klagenfurt 2006

Quellen

  1. Der heilige Domitian und die Entstehung von Millstatt auf sagen.at
  2. Johannes Grabmayer: Volksglauben und Volksfrömmigkeit im spätmittelalterlichen Kärnten. Böhlau Verlag, Wien u.a. 1994, ISBN 3-205-05550-0, S. 99 ff.
  3. siehe Kahl, S. 107

Weblinks


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