Donghak-Aufstand

Donghak-Aufstand
Koreanische Schreibweise
koreanisches Alphabet: 동학 (농민) 운동
chinesische Schriftzeichen: 東學(農民)運動
Revidierte Romanisierung: Donghak (nongmin) undong
McCune-Reischauer: Tonghak (nongmin) undong
Koreanische Schreibweise (Alternativ)
koreanisches Alphabet: 동학 (농민) 봉기
chinesische Schriftzeichen: 東學(農民)蜂起
Revidierte Romanisierung: Donghak (nongmin) bonggi
McCune-Reischauer: Tonghak (nongmin) ponggi

Der Donghak-Aufstand von 1893/94[1] war eine Anti-Regierungs-, Anti-Yangban- und Anti-Ausländer-Rebellion in Korea, welche zum Auslöser des Ersten Chinesisch-Japanischen Kriegs wurde. Es war eine religiös und politisch motivierte Bewegung in der Joseon-Dynastie mit der Intention einerseits Sozialreformen durchzuführen und andererseits Ausländer des Landes zu verweisen. Viele Koreaner verachteten den ausländischen Einfluss über ihr Land und die korrupte und tyrannische Herrschaft der Joseon-Dynastie. Der Donghak-Aufstand gehörte auch zu der Serie an Ereignissen, welche die Joseon-Dynastie zu ihrem Ende gebracht hatte.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die Bauern der Koreanischen Halbinsel waren von der oberen „Yangban“-Klasse enttäuscht gewesen, noch ehe ausländische Einflüsse und die Öffnung Koreas stattgefunden hatten. Während des 19. Jahrhunderts kam es abwechselnd zu Dürren und Fluten in Korea, welche große Hungersnöte verursachten. Die Lage wurde durch die Erhöhung der Steuern auf Ernteerträge, angeordnet durch die Herrscher der Joseon-Dynastie, verschlimmert. Als die herrschende Klasse die hungernden Bauern zur Mehrarbeit zwangen, erzeugte die Anti-Regierung- und Anti-Grundbesitzer-Stimmung gewalttätige Ausschreitungen.

1812 führte Hong Gyeong-nae die Bauern von Gasan in den nördlichen Teil Koreas in eine bewaffnete Rebellion und okkupierte die Region für etliche Monate. Eine Armee wurde von der Regierung ausgesendet, um die Rebellion niederzuwerfen, was nach einigen grausamen Schlachten unter Anwendung der Politik der Verbrannten Erde auch gelang. Trotzdem widersetzten sich weiterhin in ganz Korea, auch auf der Insel Jeju, Bauern dem König in Seoul, dem lokalen Adel und den reichen Landbesitzern.

1862, ein halbes Jahrhundert nachdem die Bauernrebellion, geleitet von Hong Gyeong-nae, niedergeworfen wurde, formierte sich eine Gruppe von Bauern in Jinju in der Gyeongsang-do-Provinz und begehrte gegen ihre tyrannischen Provinzialbeamten und die wohlhabenden Landbesitzer auf. Die Erhebung war das Resultat einer dauerhaften Ausbeutung der mittellosen Bauern durch die lokalen Herrscher.

Die Rebellen töteten Beamte der lokalen Regierung und steckten Regierungsgebäude in Brand. Um die Rebellen zu beschwichtigen, änderte die Regierung in aller Eile das Land-, Militär-, und Agrarsystem. Dennoch war es letztlich ein unwirksamer Reformversuch, da in der Zentralregierung viele Yangban selbst tief in Korruption verwickelt waren.

Die Revolte in Jinju löste überall in Korea Aufstände aus, bei denen bewaffnete Bauerngruppen in den wichtigsten Städten auftauchten und dort Regierungsbüros attackierten. Viele Regierungsbeamte wurden dabei getötet.

Dennoch wurden die Aufstände im Allgemeinen von Regierungstruppen niedergeschlagen. 1862 griffen die Bauern von San-nam und den umliegenden Dörfern gegen die Führung zu den Waffen, wurden von den Regierungstruppen aber brutal niedergeworfen. Bis 1882 erhoben sich in ganz Korea Bauern in kleinen Gruppen.

Die Geburt von Donghak

In den 1860er Jahren veröffentlichte Choe Je-u (최제우, 崔濟愚, 1824-1894) die Donghak-Ideologie ("Östliches Lernen") mit der Intention, den an Armut und unter Unruhen leidenden Bauern zu helfen und die politische und soziale Lage zu stabilisieren.

Die Donghak-Ideologie war eine Mischung aus Elementen des Konfuzianismus, Buddhismus und Songyo (Lehre von Sillas Hwarang) sowie modern-humanistischen Klassenkampftheorien, welche heute vielleicht als marxistisch angesehen werden könnten. Sie zeigten Züge sowohl einer Religion als auch einer politischen Ideologie. Phrasen von Ausschlusstheorien gegenüber ausländischen Einflüssen und frühen Formen von Nationalismus waren ebenfalls vorhanden.

Die Donghak-Lehren wurden in Musik umgesetzt, sodass analphabetische Bauern sie verstehen und bereitwilliger akzeptieren konnten. Dabei wurden sie in einer systematischen Art und Weise als eine Botschaft der Erlösung für in Not geratene Bauern umgeschrieben. Die Ideen erhielten rasch Zustimmung unter der Bauernschaft.

Choe war wie viele andere Koreaner beunruhigt über das Eindringen des christlichen Glaubens und die englisch-französische Okkupation Pekings während des Zweiten Opiumkriegs. Er glaubte, dass der beste Weg, ausländischen Einflüssen in Korea entgegenzuwirken, die Einführung von demokratischen und Menschenrechts-Reformen sei.

Nationalismus und fehlende Sozialreformen stießen bei den Bauern auf Anklang, und die Lehre des Donghak breiteten sich überall in Korea aus. Über die Zeit hinweg organisierten Revolutionäre die Bauern in eine zusammenhängende Struktur. Der Widerstand zeigte sich in Guerillaaktionen.

Ausländische Intervention

Das Korea der Joseon-Dynastie ist seit der Zweiten Manschurischen Invasion in Korea 1637 ein autonomer, tributpflichtiger Vasallenstaat des Chinas der Qing-Dynastie gewesen. Abgesehen davon betrieb Korea eine Isolationspolitik und war misstrauisch gegenüber ausländischen Einflüssen. Nach mehreren Zwischenfällen, welche Russland, Frankreich und die USA betrafen, wurde Korea durch Japan mit dem Vertrag von Ganghwa geöffnet. China verlor dadurch seinen exklusiven Einfluss über Korea. Ausländische Gesandtschaften kamen nach Seoul und westliche Ideen und Gewohnheiten wurden in Korea eingeführt

Die Donghak-Revolution

1892 vereinigten sich die kleinen Donghak-Bewegungen zu einer einzigen Bauern-Guerilla-Armee, welche sich selbst bewaffneten und Regierungsbüros überfielen sowie reiche Landbesitzer, Händler und Ausländer töteten. Sie konfiszierten das Eigentum ihrer Opfer und verteilten dieses an die Armen.

Der Gründer der Donghak, Chose Je-u, wurde als Krimineller von der Regierung exekutiert. Die Führerschaft übernahm Choe Si-hyeong.

Der erste Aufstand

Im Donghak-Bauernaufstand, auch bekannt unter dem Namen Bauernkrieg von 1894 („Nongmin Jeonjaeng“), ließen sich die armen Bauern in großer Anzahl überzeugen, sich gegen die Landbesitzer und die herrschende Klasse aufzulehnen. Die Bauern verlangten eine neue Landverteilung, Steuerreduzierung, Demokratie und Menschenrechte. Die Steuern waren so hoch, dass die meisten Bauern gezwungen waren, ihre angestammten Gehöfte an reiche Grundbesitzer zu billigen Preisen zu verkaufen. Die Grundbesitzer verkauften Reis nach Japan, um ihre Kinder dort studieren lassen zu können. Als Folge entwickelten sich innerhalb der Bauernklasse starke Gefühle gegen Japaner und den Yangbans. Fortschrittlich gesinnte Yangbans, Gelehrte und Nationalisten traten auch der Bewegung bei.

Die Rebellion selber entbrannte sich aber an Jo Byong-gap (1844-1911), einem Regierungsbeamten, dessen Herrschaft als tyrannisch und korrupt angesehen wurde. Am 11. Januar 1894 besiegten die Rebellen, geführt von Jeon Bong-jun (전봉준, 全琫準, 1854-1895), die Regierungstruppen in der Schlacht von Go-bu, und teilten den Besitz Jos unter den Bauern auf.

Der Aufstand breitete sich bis zum 13. März 1894 rasch aus. An diesem Tag wurde die Revolutionsarmee schließlich von den Regierungstruppen besiegt. Diese wurden geführt von Yi Yong-tae, der die Bauern-Guerillas fing oder tötete, Dörfer niederbrannte und das Bauernvermögen in Go-bu konfiszierte.

Jedoch regruppierte sich die Bauernarmee und startete eine neue Rebellion, da die Nachricht des Regierungshandelns in Go-bu ihnen zu mehr Unterstützung innerhalb der Bauernschaft verhalf. Die führenden Personen waren diesmal Jeon Bong-jun, Kim Gae-nam und Son Hwa-jung.

Mit neuer Motivation besiegte die Bauernarmee eine Regierungsgarnison nach der anderen und kamen somit Seoul näher. Ihre Ziele waren eine einheitliche Landreform, Sozialreformen, der Umsturz der Joseon-Dynastie (oder wenigstens die Entlassung korrupter Beamter) sowie den Ausschluss ausländischer Einflüsse in Korea.

Der Befehl für die marschierende Bauerntruppe lautete wie folgt:

  • “Tötet nicht noch nehmt das Eigentum von Bauern!“
  • “Beschützt das Recht der Bauern!“
  • “Weist Japaner und westliche Leute aus und reinigt unser heiliges Land!“
  • “Marschiert nach Seoul und läutert die Regierung!“

Anfang Mai besetzte die Bauernarmee einen Palast in Jeonju. Die Joseon-Regierung erfragte bei der chinesischen Regierung um Unterstützung, um die Revolte zu beenden. Die Qing-Dynastie sendete, nachdem sie die Japanische Regierung gemäß dem Vertrag von Tientsin informiert hatten, 3.000 chinesische Soldaten nach Korea. Anfänglich wünschten sich die Chinesen nicht einen Krieg mit Japan, hatten sich allerdings heimlich entschlossen, ihren alten Einfluss über Korea wiederherzustellen. Diesen hatten sie in früheren Staatsverträgen verloren. Japan sah das chinesische Handeln als eine Bedrohung seiner nationalen Sicherheit und sendete seinerseits Truppen nach Korea. Dies war legal, da der Vertrag von Tientsin festlegte, dass, wenn China oder Japan militärisch (oder sonst irgendwie bedeutsam) in Korea agierte, dieser den anderen informieren und ihm eventuell erlauben musste, eine vergleichbare Anzahl an Einheiten in das jeweilige Gebiet zu schicken.

In Anwesenheit chinesischer Truppen handelte die Regierung einen Waffenstillstand mit den Rebellen aus. Mit dem Ende der Rebellion traten verstärkt Spannungen zwischen China und Japan auf, da keiner bereit war seine Truppen vor dem anderen aus Korea abzuziehen. Die dadurch erreichten Spannungen führten schließlich zum Ersten Japanisch-Chinesischen Krieg.[2]

Der zweite Aufstand

Während die Feindseligkeiten zwischen China und Japan begannen, erhob sich ein zweites Aufbegehren in den ländlichen Regionen Koreas gegen eine neue in Seoul etablierte pro-japanische Regierung.

Ende Juni 1894 planten die pro-japanischen Kräfte in Korea, die Bauernarmee ein für alle mal unschädlich zu machen. Dafür wurden die japanischen Streitkräfte, welche in Incheon und Seoul stationiert waren, mit eingeplant. Am 16. Oktober bewegte sich die Rebellen für eine finale Schlacht Richtung Gongju, welche als Falle für diese konzipiert war. Die japanischen und pro-japanischen Truppen warteten schon auf diese innerhalb Gongjus.

Die Donghak-Armee wurde in der Schlacht von Ugeumchi geschlagen. Dies liegt auch daran, dass die Japaner Kanonen und andere moderne Waffen mitbrachten, während die koreanischen Bauern nur mit Pfeil und Bogen, Speeren, Schwertern und einigen Musketen bewaffnet in die Schlacht zogen.

Die Hauptphase der Schlacht vollzog sich zwischen dem 22. Oktober und dem 10. November 1894. Durch ihre schlechte Bewaffnung erlitten die Bauern beim Sturm gegen die gut verschanzten Japaner schwere Verluste. Die Überlebenden flohen zu verschiedenen Stützpunkten. Diese wurden von den triumphierenden Japanern verfolgt und schließlich niedergeworfen. Der Donghak-Führer Jeon Bong-jun wurde im März 1895 gefasst. 1898 folgte die Exekution von Choe Si-jyeong.

Auswirkungen

Obwohl die Rebellion fehl schlug, wurden durch die Gabo-Reformen viele Beschwerden der Bauern angesprochen. Sie lieferte somit einen entscheidenden Beitrag bei der Modernisierung Koreas, welches durch die Forderungen der Bauern nach Demokratie, Ausschluss von ausländischen Einflüssen und ein Ende des Feudalismus einher gingen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Der Brockhaus in Text und Bild 2003 [SW], elektronische Ausgabe für Office-Bibliothek, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus, 2003; Artikel: "Korea"
  2. Demetrius Charles Boulger, China, The War With Japan And Subsequent Events (1893)

Weblinks

  • Tonghak revolution and Chundoism[1]

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