- Dracorubinpapier
-
Drachenblut ist ein rotbraunes Naturharz verschiedener Pflanzen, das als Phytopharmakon (pflanzliches Heilmittel) und als Beschichtungswerkstoff und Farbstoff verwendet wird.
Inhaltsverzeichnis
Zum Namen
Ursprünglich bezeichnet Drachenblut ein Harz aus Sokotra im Golf von Aden (heute Yemen), sowie die Harze der Rotangpalme Daemonorops draco Südostasiens. Der Name dehnt sich auf andere ähnliche Harze aus, die aus Pflanzen der Gattung Daemonorops (eine Gattung der Rotangpalmen), sowie Dracaena (Drachenbäume), Croton (eine Gattung der Wolfsmilchgewächse) und Pterocarpus (eine Gattung der Hülsenfrüchtler, zu denen auch der Sandelbaum, und die Indigofereae gehören) gewonnen werden.[1] Daneben ist in der historischen Literatur (lat. Sanguis Draconis, chin. 血竭 „abgezapftes Blut“) der Name auch für Zinnober (Cinnabarit) und andere rote Essenzen üblich.
Beschaffenheit und Zusammensetzung
Drachenblut ist ein zur Gruppe der Oleoresine gezählte Harz, das zu etwa zwei Drittel aus Dracoresin, einem roten Esterharz besteht, sowie Dracorresen und Dracoalban. Hauptfarbstoff ist aber das Dracorubin C32H24O5[2], das unter 1 %[1] enthalten ist.
Drachenblut löst sich nicht in Wasser oder Petroleum und Terpentin, aber Alkoholen, Aceton, Essigsäure und Glycerin, in anderen Lösungsmitteln unterschiedlich. Dracorubin ist nicht in Ether löslich.[1] Es schmilzt, je nach Reinheit und Herkunft, zwischen 60° und 100°, und gibt beim Erhitzen rote, stark reizende Gase ab. Theoretische chemische Formel ist C18H18O4.[1]
Die Handelsware des Harzes ist undurchsichtig rotbraun bis braunrot, mit glänzendem Bruch, und mit bis zu einer Viertel mit Pflanzenresten und anderem durchsetzt. Der Geschmack des Harzes ist süsslich, teil kratzend.
Gewinnung und Handel
Daemonorops-Drachenblut (Ostindisches Drachenblut)[3] kommt heute vornehmlich aus Südindien, Borneo, Sumatra und von den Molukken. Gewonnen wird es aus der Hülle reifer Früchte. Diese sind scharlachrot, etwa 2 cm groß und stehen in dichten Trauben. Nach der Reife quillt das Drachenblut heraus, und trocknet ein. Die Früchte werden in Säcke gefüllt und das Harz abgeschüttelt.[1]
Socotrisches Drachenblut[1] wird heute aus Dracaena cinnabari (Socotrischer Drachenbaum) gewonnen. Das Harz schwitzt aus dem Stamm aus, und wird ähnlich wie Naturgummi geerntet, indem die natürlichen Sickerrisse auch vergrößert werden. Das eintrocknende Harz wird aber vom Baum gekratzt. Ähnlich ist Kanarisches Drachenblut[3] aus Dracaena draco L. (Kanarischer Drachenbaum), von den Kanaren. Socotrisches Drachenblut ist im Periplus Maris Erythreai, einem Seehandelsregister des 1. Jahrhunderts für den Stillen Ozean, erwähnt[4], und wurde über die Weihrauchstraße gehandelt. Kanarisches Drachenblut wurde seit dem 15. Jahrhundert über Spanien nach Europa importiert. Aufgrund der Seltenheit wildwachsender Drachenbäume auf den Kanarischen Inseln, wird hier schon lange kein Drachenblut mehr gewonnen.
Amerikanisches Drachenblut[3] kommt von in Westindien heimischen Pflanzen (Pterocarpus).
Nutzpflanzen für Drachenblut sind:
- Croton: Croton draconoides Müll.Arg., Croton draco Schltdl. & Cham., Croton lechleri Müll.Arg., Croton salutaris, Croton planostigma, Croton urucurana Baill., Croton xalapensis Kunth
- Daemonorops: Daemonorops draco Blume (Drachenblutpalme), Daemonorops didymophylla Becc., Daemonorops micranthus Becc., Daemonorops motleyi Becc., Daemonorops rubra (Reinw. ex Blume) Mart., Daemonorops propinquus Becc.
- Dracaena: Dracaena cinnabari Balf.f., Dracaena draco L., Dracaena cochinchinensis Hort. ex Baker
- Pterocarpus: Pterocarpus officinalis Jacq.
In den Handel kommt Drachenblut in Bruchstücken, kiloschweren Kuchen, oder Schellack-ähnliche in Plättchen,[1] früher auch in schilfumwickelten Stangen und rosenkranzähnlich gefädelten Körnern.[3]
Verwendung
Verwendet wurde Drachenblut äußerlich bei Skorbut und in der Wundbehandlung als Antiseptikum, innerlich bei Durchfall und Atemwegserkrankungen, sowie als Räucherwerk und in der Einbalsamierung. Es ist schon bei Dioscorides (1. Jh. n. Chr.) beschrieben, und in der Antike wie auch dem Mittelalter bedeutende Handelsware. Seine medizinische Bedeutung hat es verloren, in der chinesischen Medizin findet es noch Verwendung.
Im Geigenbau und der Tischlerei, sowie der Restaurierung verwendet man Drachenblut für Lacke, getönte Firnisse und Farbmischungen. Feinstes Drachenblut ähnelt Krapplack.[1]
Dracorubinpapier ist ein Indikatorpapier, zur Unterscheidung von Benzol (Rotfärbung) und Benzin (Braunfärbung).[1]
In der Chemigrafie (amerikanische Zinkätzung) der Fototechnik verwendet man es als Ätzgrund.[1]
Literatur
- Georg Kremer; Farbmühle Kremer Pigmente (Hrsg.): 37000 – 37016 Drachenblut. (Webdokument. Abgerufen am 7. August 2008. (pdf)).
- Evans O. P. Agbakwuru, W. Basil Whalley: The pigments of ‘dragon's blood’ resin. In: J. Chem. Soc., Perkin Trans. 1. 1976 (doi:10.1039/P19760001392).
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j Lit. Kremer 2008
- ↑ Dracorubin - Substance Summary (SID: 8141538). In: PubChem Substance. NIH. Abgerufen am 7. August 2008. (engl.) – Strukturformel und Abbildung
- ↑ a b c d Justus von Liebig, Johann Christian Poggendorff, Friedrich Wöhler: Dracenin. –– Drachenblut. In: Handwörterbuch der reinen und angewandten Chemie. 1862, S. 486f (Digitalrepro. Google Books. Abgerufen am 7. August 2008.).
- ↑ Anonymos: Periplus Maris Erythreai 30: 10. 17
Wikimedia Foundation.