- Drittes Geschlecht
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Als Drittes Geschlecht wurde und wird zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Gruppen Unterschiedliches bezeichnet. Neben reinen Zählungen in veralteten Bezeichnungen der Biologie bei der weiteren Unterteilungen von Arten oder der Genealogie bei der Zählung von Generationen ist allen anderen gemein, dass damit Personen gemeint waren, welche entweder biologisch oder sozial als nicht zum binären Geschlechtssystem zugehörig angesehen wurden oder werden, beziehungsweise sich selbst so fühlen, beispielsweise Two-Spirit (Menschen mit zwei Seelen) bei amerikanischen Ureinwohnern.
Neben Maskulinum und Femininum gibt es unter anderem im Deutschen, in Latein und Altgriechisch das Genus Neutrum. Auf Deutsch wird dieses grammatikalische Geschlecht schon längere Zeit als drittes Geschlecht bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Die Zeit vor Christus
Im zirka 380 v. Chr. entstandenen Symposion von Platon erzählt der Komödiendichter Aristophanes seine erfundene Mythologie über die Entstehung des Eros. Demnach habe es ehemals die von Prometheus erschaffenen Kugelmenschen gegeben mit einem Kopf, zwei Gesichtern, vier Ohren, vier Händen, vier Beinen und zwei Geschlechtsteilen. Neben den rein männlichen (Sonnengeschlecht) und den rein weiblichen (Erdgeschlecht) gab es noch ein drittes Geschlecht („triton genos“), nämlich das mannweibliche (Mondgeschlecht). Von diesem blieb nur der Name Androgynes übrig. Die Menschen wurden übermütig und waren so stark, dass sie sich gegen die Götter erhoben. Da man sie nicht wie die Giganten vernichten wollte, zerschnitt Zeus sie in der Mitte, um sie zu schwächen. Von seinem Sohn Apollon ließ er das Gesicht herumdrehen und sie heilen, indem dieser die Haut über die offenen Stellen zog, was unseren jetzigen Bauch bildet. Der Nabel soll eine letzte Erinnerung sein. Ab da gab es nur mehr Männer und Frauen, die sich nach ihrer jeweiligen Hälfte sehnten: Frauen zu Frauen, Männer zu Männer und Männer zu Frauen. Sie umarmten sich inniglich und weil sie nicht voneinander lassen wollten starben sie nach der Reihe. So erbarmte sich Zeus und legte auch die Schamteile nach vorne. So konnten die Paare Befriedigung erlangen, die Mann-Frauen auch Kinder zeugen und alle sich danach ihren Geschäften zuwenden.[1]
Das 18. Jahrhundert
In der konfessionell polemisierenden Literatur, vor allem gegen Ende der Blütezeit der Kastraten im 18. Jahrhundert, wurden jenen immer drastischere degradierende Bezeichnungen zuteil. Unter anderem wurden sie als „homines tertii generis“ (dt.: „Menschen des dritten Geschlechts“) bezeichnet. Aber auch die Betroffenen selber sahen sich teilweise so. Der Kastrat Filippo Balatris zum Beispiel sieht sich selbst als drittes Geschlecht, weder Mann noch Frau, und schreibt im Jahre 1735 in seiner autobiographischen Dichtung Frutti del mondo: „...obwohl ich doch ein Neutrum bin, ein Hauptwort mit dem Artikel ‚das’.“[2]
Théophile Gautier veröffentlichte 1835 seinen Briefroman Mademoiselle de Maupin in Anlehnung an eine real existierende bisexuelle Dame gleichen Namens, die an der Pariser Oper Männerrollen sang. Dessen Hauptfigur erkennt, dass ihr Lebenskreis als Frau eingeschränkt ist im Vergleich zu männlichen Entfaltungsmöglichkeiten. Sie verkleidet sich als Mann, lernt deren Welt kennen und hat dabei Liebeserlebnisse mit Männern und Frauen. Ihrer eingeweihten Freundin Graciosa erzählt sie gegen Ende, dass sie das Bewusstsein ihres Geschlechtes verloren hat, und, sollte sie jemals wieder als Frau leben, wahrscheinlich wie ein als Frau verkleideter Mann wirken würde. Sie fühlt, dass keines der Geschlechter das ihre ist, da sie weder „die schwachsinnige Unterwürfigkeit, noch die Schüchternheit, noch die Kleinlichkeit der Frau“ besitzt, aber auch nicht „die Laster der Männer, ihre abstoßende Gemeinheit und ihren Hang zur Brutalität“ hat. So meint sie „je suis d’un troisième sexe à part qui n’a pas encore de nom“[3] (dt.: „ich gehöre einem dritten, besonderen Geschlecht an, das noch keinen Namen hat“[4]) Gautier war damit wohl der erste Autor der Moderne, welcher die Bezeichnung „drittes Geschlecht“ verwendete.
Im Roman Splendeurs et misères des courtisanes (1838-44 dt. Glanz und Elend der Kurtisanen, 1845) von Honoré de Balzac wird Theodor im Gefängnis als „tante“ (umgangssprachlich, dt. Tante, damals auch auf Deutsch üblich, heute eher Tunte oder Schwester) von Jakob Collin (Spitzname „Betrüg-den-Tod“) bezeichnet. Bei der Erklärung, was eine „tante“ sei, heißt es dann: „C'est le troisième sexe, milord.“ (dt.: „Das dritte Geschlecht, Mylord.“).[5]
Das 19. Jahrhundert
Mitte des 19. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts kämpfte die Frauenbewegung unter anderem gegen die Vorstellung einiger Männer, dass das weibliche Geschlecht nicht nur körperlich, sondern auch geistig schwächer ist und hochstehende Leistungen von Frauen in Kunst oder Wissenschaft „nicht nur eine seltene Ausnahme, sondern gewissermaßen eine Unnatur“ darstellen.[6] Die Frau sollte alleine in der Funktion als Geliebte, Ehefrau, Hausfrau, Mutter und sozial engagierter Helferin die Erfüllung finden. Kritiker und Kritikerinnen, wie etwa Elsa Asenijeff in ihrer 1898 erschienen Schrift Aufruhr der Weiber und das Dritte Geschlecht[7], bezeichneten „emancipierte Weiber“, welche angeblich danach streben wie ein Mann zu leben als „horse-sexe“ (frz., dt.: außerhalb des Geschlechts) oder als „das dritte [soziale] Geschlecht“ und schreiben ihnen je nachdem männliche Allüren, eine Überbewertung der nicht immer optimalen Männerzivilisation und verkümmerte weibliche Organe zu. Die Kritiken der damaligen Frauen und Männern sind ähnlich jenen heutigen gegenüber Emanzen. Ernst von Wolzogen zeichnet in seinem 1899 erschienen satirischen Roman Das Dritte Geschlecht mit Claire de Vries das Bild der studierenden Geliebten[8], die sich der traditionellen Rolle als Ehefrau und Mutter verweigert.
Die feministische Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir (1908–1986) bezeichnete Frauen nach der Menopause, wenn sie nicht mehr der Gebärfähigkeit unterworfen sind und eine bestimmungslose Sexualität zurückerhalten, als „drittes Geschlecht“.[9]
Das 20. Jahrhundert
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts wurde diese Bezeichnung von den Anhängern der Queer Theory wiederentdeckt. Die queere Identität wird heute von ihnen analog zu einem „dritten Geschlecht“ betrachtet, und nicht primär als transgender oder intersexuell. So wird in einigen Gesellschaften ein weiteres soziales Geschlecht neben Mann und Frau als selbstverständlich angesehen. Zu nennen wären da unter anderem die Hijras in Indien, die Berdachen bei Indianerstämmen Amerikas und die Muxe's und Marimachas in der mexikanischen Stadt Juchitán. Um nebst männlich und weiblich eine „dritte geschlechtliche Subjektivität“ zu bezeichnen wird zunehmend der Begriff transgender verwendet, beispielsweise seit 2006 in einem Online-Formular[10] der Harvard Business School (was manche kritisieren, beispielsweise mit „göttlicher Autorität“[11]).
Damit nicht verwechselt werden sollten die Bewegungen intersexueller Menschen, welche sich – und nur sich – als ein „drittes [biologisches] Geschlecht“ betrachten (vergleiche Hermaphrodit).
Weblinks
- www.galva108.de – Diese Seite beschäftigt sich mit dem dritten Geschlecht in Verbindung mit Vishnuismus. Moderne wissenschaftliche Arbeiten, Interviews und ein Forum.
- Südasien-Informationsnetz e.V. – „Hijras – das dritte Geschlecht“ - Artikel von Peer Bruch (2006)
- Film über Hijras von Thomas Wartmann „Between the lines“ (2005): „Indiens drittes Geschlecht“ – Artikel zum Film von Rochus Wolff, in morgenwelt.de (27. August 2006)
- Dradio: Mann? Frau? Berdache!
Einzelnachweise
- ↑ Platon: Das Gastmahl (Symposion), Übersetzt von Friedrich Schleiermacher im Jahre 1807
14. Die ursprüngliche Natur des Menschen; Herkunft und Art seiner drei Geschlechter
15. Bestrafung des menschlichen Übermuts durch Zeus und Zustandekommen der jetzigen menschlichen Art
16. Eros als Geleiter und Rückführer in die alte Natur ist Urheber des größten Gutes - ↑ Linda Maria Koldau: „Ille cum, tu sine“ – Der Kampf um die Männlichkeit bei den Kastraten des 18. Jahrhunderts, 2. Tagung AIM Gender, ruendal.de, Stand: 21. Oktober 2002
- ↑ Théophile Gautier: Mademoiselle de Maupin - Kapitel XV : Il était cinq heures du matin…, 1835, fr.wikisource.org
Deutsche Übersetzung aus dem Jahre 1921 bei zeno.org - ↑ Oskar Sahlberg (Hrsg.) „Théophile Gautier: Auf der Suche nach dem Anderswo“ Band II, Freitag-Verlag, Berlin 1984, ISBN 3-88796-019-X, Seite 23 (Auszug bei Schwulencity.de)
- ↑ Honoré de Balzac: Splendeurs et misères des courtisanes - Quatrième partie, 1838-1844, fr.wikisource.org
Deutsche Übersetzung: Glanz und Elend der Kurtisanen - 2. Teil - Vautrins letzte Verkörperung, 1909, zeno.org - ↑ Zitat von Alban Stolz in einer Buchrezension auf zum.de zu:
Ute Scherb: Ich stehe in der Sonne und fühle, wie meine Flügel wachsen. Studentinnen und Wissenschaftlerinnen an der Freiburger Universität von 1900 bis zur Gegenwart, Ulrike Helmer-Verlag, Königstein/Ts. 2002, ISBN 3-89741-117-2. - ↑ Elsa Asenijeff: Aufruhr der Weiber und das Dritte Geschlecht, 1898
- ↑ Franziska Gräfin zu Reventlow: Essay - Viragines oder Hetären, Erstdruck in:
Oskar Panizza (Hrsg.): Zürcher Diskußionen, 2. Jg., Nr. 22, 1899 - ↑ Lisa Fischer: Mutterwitz, wienerzeitung.at, 18. Februar 2000
- ↑ Online-Formular (siehe Auswahlfeld „Gender“) der Harvard Business School (2006)
- ↑ Kritik an „Harvard introduces Third Gender“ in „WDC MEDIA NEWS: Christian News and Media Agency“ 25. Juli 2006
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