- Gigant (Mythologie)
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Die Giganten (gr: Γίγαντες) sind Gestalten der griechischen Mythologie. Sie versuchten im geläufigsten Mythos, der Gigantomachie, die Olympischen Götter zu stürzen.
Inhaltsverzeichnis
Abstammung
Nach der ältesten Überlieferung, der Theogonie des Hesiod, entstanden die Giganten ebenso wie die Erinyen und die Eschennymphen aus den Blutstropfen, die zur Erde fielen, als Kronos seinen Vater Uranos entmannte.[1] Die Mutter der Giganten ist die Göttin Gaia, die personifizierte Erde in der griechischen Mythologie. Bei Apollodor[2] gebiert Gaia die Giganten aus Ärger über die Titanen, die Vaterschaft des Uranos wird lediglich erwähnt.
Bei Bakchylides,[3] Diodor[4], Ovid[5], Vergil[6] und Nonnos[7] wird nur ihre Mutter Gaia genannt. Einerseits deshalb, weil Gaia ihre Kinder auch ohne einen Vater aus sich selbst gebären kann, andererseits weil die Giganten in der Gigantomachie von ihrer Mutter unterstützt werden, ihr Vater aber nicht mehr vorkommt. In der Beschreibung Griechenlands von Pausanias[8] wird nur ihr Vater Uranos genannt, um die verwandtschaftliche Beziehung der Giganten zu den Titanen und den Olympischen Göttern zu verdeutlichen. Hyginus[9] nennt den Namen Ge für Gaia als die Mutter der Giganten, jedoch Tartaros als ihren Vater.
Hesiod Hyginus Gaia Uranos Ge Tartaros Giganten Giganten Aussehen
Laut Hesiod waren die Giganten „hell von Waffen umblinkt, langragende Speere' in den Händen.“[10] Apollodor[11] beschreibt sie als unübertroffen in ihrer Größe und Kraft, von furchterregender Erscheinung und mit Schlangenschuppen an den Unterschenkeln. Nach Claudian[12] waren sie mit Keulen, Baumstämmen und Felsblöcken bewaffnet und nach Ovid[13] konnten sie mit ihren Kräften sogar Berge übereinander türmen, Diodor[14] und Gaius Valerius Flaccus[15] erwähnen nur ihre ungeheuerliche Größe. Als König und Anführer der Giganten nennt Homer[16] den Eurymedon.
Ein Motiv, das häufig in den bildenden Künsten dargestellt wurde, waren Giganten mit Beinen, die in Schlangenkörper auslaufen, wie auch Ovid[17] sie beschreibt. Die bekannteste Darstellung ist der Gigantenfries des Pergamonaltars, der den Kampf der Giganten gegen die Olympischen Götter während der Gigantomachie zeigt. Pausanias[18] hingegen hält die Vorstellung von Schlangen anstatt Füßen für absurd. Nonnos[19] wiederum beschreibt sie mit Schlangenhaaren und zweihundert Händen.
Gigantomachie
Sie galten insbesondere als Söhne ihrer Mutter Gaia (Gäa), die sie in ihrem Kampf gegen die Olympier unterstützte. Dieser Kampf zwischen Giganten und Olympiern wird als Gigantomachie bezeichnet. Der Sieg sollte den Olympiern nur durch die Hilfe sterblicher Wesen möglich sein, weil Giganten durch Götterhand nicht sterben können. Diese Hilfe kam den Olympiern durch Dionysos und Herakles, beides Söhne des Zeus, die er mit sterblichen Müttern gezeugt hatte, wobei insbesondere Herakles entscheidend zum Sieg gegen die Giganten beitrug.
Ein Wunderkraut, das Gaia wachsen ließ, sollte den Giganten allerdings gegen die Götter helfen, da sie dadurch auch von Sterblichen nicht getötet werden könnten. Als Zeus davon erfuhr, verbot er Eos, dem Morgenlicht, Selene, dem Mond, und Helios, der Sonne, den Kindern des Titanenpaares Hyperion und Theia, zu scheinen, bis er dieses selbst gefunden hatte.
Namen der Giganten
Die Namen der Giganten werden in mehreren Quellen genannt. Die älteste ist die Odyssee, worin der Anführer der Giganten Eurymedon erwähnt wird. Einige Namen sind auch auf attischen Vasen des 6. Jahrhunderts v. Chr. erhalten. Vergil[20] und Properz[21] sind nach Homer die ersten Schriftsteller, bei denen Giganten namentlich erwähnt werden. Die erste Quelle, die eine Namensliste enthält, ist die Bibliotheke des Apollodor.[22] Pausanias nennt in seinen Reisen in Griechenland vereinzelt Namen, die zum Teil auf lokale Übernahmen des Gigantenmythos zurückzuführen sind. Daneben sind noch die Namenslisten bei Hyginus[9] und bei Nonnos[23] überliefert.
Die Giganten wurden bereits von einigen spätantiken Autoren mit den Titanen verwechselt.[24] Hyginus führt dementsprechend auch Titanen unter den Giganten auf, namentlich Astraios, Iapetos, Koios und Pallas. Die Gigantomachie scheint hier als eine bloße Nachahmung der Titanomachie verstanden worden zu sein. Auch der Aloide Otos wird von Hyginus zu den Giganten gezählt. Der Name seines Bruders Ephialtes ist der gleiche wie der des schon bei Hesiod genannten Giganten Ephialtes. Dazu schließt sich in älteren Erzählungen der Angriff der Aloiden auf den Olymp direkt an die Gigantomachie an,[25] sodass hierbei von einer Verwechslung ausgegangen werden kann.[26] Auch das Ungeheuer Typhon, das Hesiod noch als eigenständige Figur beschreibt, wird von Hyginus den Giganten zugeschlagen. Nonnos beschreibt den Typhon der älteren Autoren, nimmt den Namen aber zusätzlich in die Auflistung der Giganten mit auf.
Beinamen
Den Giganten wurde von einigen Autoren der Beiname Gegeneis (gr: Γηγενεῖς) gegeben, der Erdgeborene bedeutet.[27] Als Substantiv verwendet, wurde der Beiname auch als alleinige Bezeichnung für die Giganten gebraucht.[28]
Namensliste
Name Homer Apollodor Vergil Properz Pausanias Hyginus Nonnos Sachquelle Agasthenes x[29] Agrios x x Alkyoneus x x Alpus x Astraios x Damasen x Damysos Emphytos x Enkelados x x x x x[29][30] Ephialtes x x x[29][31] Euboios x[31] Euphorbos x[31] Euryalos x[32] Eurymedon x x Eurytos x x Gration x Hippolytos x Hopladamus x Hyperbios x[29] Iapetos x Khtonion x Klytios x Koios x x Mimas x Oranion x[31] Otos x Pankrates x[31] Pallas x x Peloros x x Polybotes x x x x[29][31][32] Porphyrion x x x[30] Rhoikos x Theodamas x Theomises x Thoon x Thurius x Typhon x x Literatur
- Claude Calame: Les Figures grecques du gigantesque. In: Communications 42. 1985, S. 147–172.
- Michael Grant und John Hazel: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten. dtv, München 2004. S. 158–160. ISBN 3-423-32508-9
- Ernst Kuhnert: Giganten. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 1639–1673 (Digitalisat).
- Francis Vian: La Guerre des Géants. Le Mythe avant l'époque hellénistique. C. Klincksieck, Paris 1952.
- Francis Vian, Mary B. Moore: Gigantes. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band IV, Zürich/München 1988, S. 191–270.
- Otto Waser: Giganten. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VII,1, Stuttgart 1910, Sp. 655–759.
Weblinks
Commons: Gigantes – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Hesiod: Theogonie 176.
- ↑ Bibliotheke des Apollodor 1,34.
- ↑ Bakchylides Fragment 15
- ↑ Diodor 4,15,1
- ↑ Ovid: Metamorphosen 1.151
- ↑ Vergil: Georgica 1,276
- ↑ Nonnos:Dionysiaka 25,85
- ↑ Pausanias: Beschreibung Griechenlands 8,28,1 ff.
- ↑ a b Hyginus: Praefatio
- ↑ Hesiod: Theogonie 187 f. Übersetzung von Johann Heinrich Voß beim Projekt Gutenberg-DE.
- ↑ Bibliotheke des Apollodor 1,34
- ↑ Claudian: Gigantomachia Latina 66 ff.
- ↑ Ovid: Metamorphosen 1,153
- ↑ Diodor: Historische Bibliothek 4,21,5
- ↑ Gaius Valerius Flaccus: Argonautica 2,16 ff.
- ↑ Homer: Odyssee 7,58. Text bei digibib.org (deutsch)
- ↑ Ovid: Metamorphosen 1,185
- ↑ Pausanias, Beschreibung Griechenlands 8,28,1
- ↑ Nonnos: Dionysiaka 25,85 ff.
- ↑ Vergil: Aeneis 4, 179.
- ↑ Properz: Elegien 3, 9.
- ↑ Bibliotheke des Apollodor 1, 34
- ↑ Nonnos: Dionysiaka 25, 85; 48, 6.
- ↑ Vgl. Servius: Kommentar zu Vergils Aeneis 8,698; Horaz: Carmina 3,4,42.
- ↑ Vgl. Bibliotheke des Apollodor 1,6,3,1 ff.
- ↑ Eintrag Aloiden bei theoi.com
- ↑ Batrachomyomachia 7; Sophokles: Trachiniai 1058 f.
- ↑ Aristophanes: Die Wolken 853; Lykophron 1408.
- ↑ a b c d e Atttisch-schwarzfigurige Vase. Beazley 14590. 575-525 v. Chr.
- ↑ a b Attisch-schwarzfigurige Vase. Beazley 10148. 575-525 v. Chr.
- ↑ a b c d e f Attisch-schwarzfigurige Vase. Beazley 10047. 575-525 v. Chr.
- ↑ a b Attisch-rotfigurige Vase. Beazley 10047. 550-500 v. Chr.
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