- Drückeberger-Gassl
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Drückebergergasse (auch Drückeberger-Gassl) ist die volkstümliche Bezeichnung einer schmalen, durchgehend mit Kopfsteinen gepflasterten Gasse in München. Offiziell ist sie nach dem Schweizer Barockbaumeister Viscardi benannt. Die Gasse ist nur für Fußgänger freigegeben; beidseitig existieren keine Bordsteinkanten.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die etwas über fünfzig Meter lange Gasse liegt am nördlichen Ende der Fußgängerzone im historischen Kern der Münchner Innenstadt. Sie verbindet Residenzstraße und Theatinerstraße kurz bevor diese an der östlichen bzw. westlichen Seite der Feldherrnhalle in den Odeonsplatz münden.
Ursprung des Namens
Am 9. November 1923 scheiterte vor der Feldherrnhalle Hitlers Putschversuch, der die Weimarer Republik zu Fall bringen sollte. Dabei kamen 16 der Putschisten („Blutzeugen der Bewegung“) und vier Polizisten ums Leben. Die Feldherrnhalle wurde in der Folgezeit zu einer nationalsozialistischen Weihestätte, 1933 wurde an ihrer Ostseite ein Denkmal mit den Namen der getöteten Putschisten unter der Inschrift „Und Ihr habt doch gesiegt“ angebracht; fortan fanden Aufmärsche und Vereidigungen statt. Vor dem nationalsozialistischen Denkmal stand während des Dritten Reiches Tag und Nacht eine SS-Ehrenwache („Doppelposten“).
Von allen Vorübergehenden wurde an dieser Stelle eine Ehrbezeugung durch den Hitlergruß erwartet. Wer das nicht wollte, konnte die Residenzstraße an dieser Stelle meiden, durch die kleine Viscardigasse gehen und die Theatinerstraße westlich der Feldherrnhalle nehmen. In Anspielung auf diesen zivilen Ungehorsam bezeichneten die Münchner Bürger damals die schmale Gasse an der Rückseite der Feldherrnhalle als Drückebergergassl.
Nach dem 2. Weltkrieg
Nach dem Einmarsch der US-Amerikaner ließ die 7. US-Armee am 3. Mai 1945 das nationalsozialistische Denkmal demontieren und einschmelzen. Heute erinnert eine unscheinbare, erst im Jahr 1994 in den Gehweg eingelassene Bodenplatte an die gefallenen vier Beamten der Bayerischen Landespolizei.
Die Drückebergergasse wird heute gerne im historischen Kontext noch so genannt - bei Stadtführungen, Fremdenbesuchen, „stadthistorischen Spaziergängen“ etc., um so den „inneren Widerstand“ der Bewohner der Bayerischen Landeshauptstadt gegen das nationalsozialistische Regime zu illustrieren.
Denkmal
Um an diesen stillen, zivilen Widerstand zu erinnern, wurde Mitte der 90er Jahre eine goldfarbene, s-förmig geschwungene, ca. 40 cm breite Spur entlang des damals von einigen eingeschlagenen „Umwegs" in das Kopfsteinpflaster der Viscardigasse eingelassen. Da eine erklärende Tafel fehlt, nehmen die meisten Passanten dieses „Bodendenkmal“ wohl nur als merkwürdige Form der Pflastergestaltung wahr, ohne dadurch an die Geschehnisse im Dritten Reich erinnert zu werden.
Literatur
In Alfred Anderschs autobiografischer Erzählung Die Inseln unter dem Winde wird die Möglichkeit, über die kleine Gasse die Posten zu umgehen, erwähnt:
Alfred Andersch: Gesammelte Werke 5: Erzählungen 2/Autobiografische Berichte. Zürich: Diogenes, ISBN 978-3-257-06365-3
Weblinks
48.14138888888911.577222222222Koordinaten: 48° 8′ 29″ N, 11° 34′ 38″ O
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