- ESER
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Das Einheitliche System Elektronischer Rechentechnik (ESER) ist Gegenstand eines Mehrseitigen Regierungsabkommens zur Entwicklung, der Produktion und des Einsatzes eines einheitlichen Systems der elektronischen Rechentechnik (MRK-Abkommen zum ESER) im Dezember 1969 zwischen den Gründungs-Ländern VR Bulgarien, Ungarische VR, DDR, VR Polen und UdSSR (später SR Rumänien und Kuba).
ESER war gleichzeitig der Name für Computer, die diesem Standard entsprachen. Typischerweise wurden ESER Computer „ЕС“ (kyrillisch für „ES“) gefolgt von einer vierstelligen Nummer benannt (z. B. EC1834, ein IBM-PC XT kompatibler Computer von Robotron).
Die ESER-Baureihe beinhaltete zunächst nur Großrechentechnik (Mainframes) und deren Peripherie, später auch PCs. Mittlere und Kleinrechentechnik wurde im Rahmen des MRK-Abkommens unter „CM“ (kyrillisch für „SM“) zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Spezifikation
ESER umfasste die Spezifikation für alle Baugruppen einer Großrechenanlage (EDVA) – von der Schnittstelle bis zum Datenträger. Einheitliche Dokumentationssprachen waren Englisch und Russisch. Der Dialog mit den Systemen erfolgte in Englisch.
Klassifikation
Im ESER werden drei Reihen von Rechnersystemen unterschieden. ESER der Reihe I waren weitgehend identisch mit dem IBM System/360. Hierzu zählten die Anlagen R40/EC1040 (Robotron) oder EC1022 (EC EWM/Sowjetunion). ESER der Reihe II waren weitgehend kompatibel zum IBM System/370. Bis in die 1990er Jahre hinein waren die Anlagen EC1055, EC 1055M , EC1056 und EC1057 mit Zentraleinheiten aus dem VEB Kombinat Robotron in der DDR noch im Einsatz. Aus sowjetischer Produktion kam in der DDR auch der EC1036 zum Einsatz, der von EC EWM als ESER III angegeben wurde (IBM 390-kompatibel), aber weniger leistungsfähig war als EC1056 und EC1057.
Betriebssysteme
- DOS/ES: ein Wechselplatten-Betriebssystem mit Lochkarten-Jobsteuerung, die später auch von Band eingelesen werden konnte. Auf ESER I als Primärbetriebssystem oder mit SVM (s.u.) in einer virtuellen Maschine (VM) auch auf ESER II lauffähig.
- OS/ES: das Hauptsystem für größere Anlagen - als Hauptspeicher-residentes-Betriebssystem für ESER I,II und III. Im Verlaufe von ca. 15 Jahren Entwicklungsperiode entstanden viele Versionen und Ausgaben.[1] Z. B. konnte OS/SVS mit seiner virtuellen Speichermanagement-Funktion (SVS: Single Virtuell Storage) den Hauptspeicher einer EC1055M virtuell von 4 auf 16 Megabyte erweitern.
Konfigurationen
Hardware
Eine ESER-EDVA bestand aus zahlreichen großen Geräten und konnte durchaus die Fläche eines kleinen Supermarktes beanspruchen. Die Geräte wurden eingeteilt in (Beispiel ESER II):
Zentraleinheit/ZE: mindestens zwei große Schränke mit Prozessor, Hauptspeicher und Zentralinterface (ZIF).
- Peripherie: Direkt-Eingabegeräte/Terminals, LK(Lochkarten)-Leser, Direktzugriffsspeicher (Magnetplatten), Magnetbandstrecken mit den entsprechenden Steuergeräten
- Peripherie: Paralleldrucker, LK(Lochkarten)-Stanzer
- Peripherie: Telefone, Modems, Vorrichtungen zum Transport und zur Aufbewahrung von Datenträgern und Zubehör
Datenträger: Lochkarte, Lochstreifen, Magnetbandkassette, 1/2" Magnetband, Wechselplatte 7,25 (EC5052), 29 (EC5061), 100 (EC5066) und 200 MB (EC 5067), Wechselfestplatte 300 MB
Eine Anlage EC1056 in einem Datenverarbeitungszentrum bestand aus:
- 1 ZE EC2656
- 2 Bedien- und Serviceprozessoren (große Bildschirm-Terminals)
- 2 Protokoll-Terminals
- 1 Techniker-Terminal
- 4 Paralleldruckern (Kettendrucker EC7039)
- 2 Trommeldrucker (EC7031)
- 2 Magnetbandstrecken mit 2 Steuergeräten und je 8 MB-Geräten EC5002.03 M (Vorgänger war EC5017)
- 2 Magnetplattenstrecken mit 2 Steuergeräten und je 8 WPS-Geräten mit 100 o. 200 MB Stapeln
- 1 "HiFi"-Turm genannter Frame mit Magnetbandkassettengerät, Lochstreifenleser- und Stanzer
Software
Auf einer typischen ESER-Anlage der Reihe II lief im Tagesbetrieb das OC / EC oder ein SVM. Das SVM im „Dialogbetrieb“ konnte bis 16 Dialog-VM, darunter OS- und DOS-Maschinen verwalten. Im Jobstrom wurden unter DOS und OS abhängig von der Steuerprogrammkonfiguration mehrere Projekte gleichzeitig im Multiplexbetrieb abgearbeitet werden. Blieb ein Job wegen eines „Requests“ (z. B. fehlender Datenträger) stehen, liefen die anderen weiter. Außer den Betriebssystemen und ihren Service-Programmen (z. B. Tepros = Textverarbeitung unter PTS) gab es für ESER keine Standard-Software.
Einzelnachweise
Weblinks
- http://eser-ddr.de/index.htm Gesamtüberblick zur Geschichte des DDR-Anteiles im ESER und der UdSSR-Geschichte
- EC 1055 im Heinz Nixdorf Museum
- Geschichte der EDV in der DDR
- einige Fotos eines ESER-Großrechners
- Museumsübersicht, FH-Merseburg Auf Seite 6 befindet sich ein Überblick der ESER-Computer (PDF-Datei)
- http://eser-ddr.de/histUEBERBLICKESER_VVPr_de_001.htm Übersichtsartikel (deutsch) des Generalkonstrukteurs des ESER V.V. Prschijalkowskij
- Übersicht über ESER-Rechner auf russisch (mit Bildern)
- Zur Situation der Rechentechnik und Datenverarbeitung in der DDR
- Personalcomputer EC 1834
- ESER auf robotrontechnik.de
- technische Daten einiger ESER-Computer von Robotron (DDR)
- technische Daten einiger ESER-Computer von Videoton (Ungarn)
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